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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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sagte ich. Jetzt lächelte sie zwar, aber wer konnte ahnen, ob sie nicht schon bald wieder wegen irgendeiner Kleinigkeit ausflippte. Außerdem wollte ich Anubis reparieren und meine Mails checken. Vielleicht hatte Easy sich gemeldet oder wir konnten ein wenig chatten. Ich hatte ihn heute dreimal im Flur gesehen. Zweimal stand Danny bei ihm, und beim dritten Mal, als er allein war, lief ich tomatenrot an und traute mich nicht mal zu winken.
    »Wir könnten Popcorn machen und Kakao kochen«, schlug Tibby vor.
    Hmmm. Popcorn und Kakao lockten mich durchaus. Im Sommer hatten wir jede Menge Spaß beim Kochen gehabt. Aber ich hatte keine Lust, in der Kälte zu sitzen.
    »Komm doch lieber mit zu mir«, schlug ich vor. »Bei uns ist’s gemütlich warm. Und du kannst auch gern so lange bei mir übernachten, bis euer Ofen wieder in Ordnung ist. Wär doch nett.«
    »Ist nicht nötig. Ich mach einfach den Gasherd an, das geht schon.« Sie tat ganz cool.
    Da bekam ich Mitleid und fuhr doch mit.
    Das Haus wirkte trostlos. Die Perlhühner kauerten auf einem Stapel halb kaputter Paletten, und an die Stelle, an der ich die Haustür eingetreten hatte, war ein altes Stück Sperrholz genagelt. Sie klemmte schlimmer denn je.
    Im Haus war es kalt und feucht. Von Jeff keine Spur.
    Tibby schleppte einen alten Heizstrahler in die Küche und zündete den Gasherd an.
    Ganz langsam wurde es ein wenig warm. Auch dank Decke und Katze auf dem Schoß.
    Es war kein Puffmais da und Kakao auch nicht. »Ich hab Ingwertee«, sagte Tibby. »Oder willst du lieber Zitrone?«
    »Nein danke.«
    Tibby stellte den Fernseher an und schob ein Uralt-Video von Jeff in den Rekorder. »Guck dir das mal an«, sagte sie. »Gefällt dir bestimmt.«
    Der Film überraschte mich. Jeff war darauf mindestens zwanzig Jahre jünger und sah echt gut aus. Und dann die Songs, diese Stimme …
    »Das war die Anfangszeit von MaiZZ«, erzählte Tibby verträumt.
    Ich war begeistert und zugleich geschockt, als ich daran dachte, wie sehr Jeff sich verändert hatte.
    Tibby spulte ein Stück zurück. »Hör doch mal! Gut, was? Ist er nicht voll cool?« Sie klang fast ein bisschen verliebt.
    Nun ja, cool … Der heutige Jeff war eine ziemlich traurige Figur, verglichen mit dem früheren. Merkte Tibby das denn gar nicht? Oder machte sie sich etwas vor?
    Trotz Gasflamme und Heizstrahler wurde es langsam wieder kälter.
    Wir machten Hausaufgaben und Tibby begann prompt zu maulen. »Wozu müssen wir lernen, was
Fleisch
auf Französisch heißt? Glaubt die Bonamour etwa, wir wollen Kochbücher übersetzen?«
    »
La viande
«, sagte ich. »Fleisch heißt
viande

    »Danke, Frau Neunmalklug!«
    »Steht im Buch«, gab ich barsch zurück. »Hör mal, jetzt hast du endlich Bücher und dann guckst du nicht rein!«
    Ich dachte daran, dass Sam gesagt hatte, Tibby würde mich ausnutzen. Auf einmal wusste ich, was er meinte.
    »Im Unterricht starrst du dauernd aus dem Fenster und dann zerreißt du auch noch deine Bücher. Was erwartest du eigentlich von mir?«
    »Gar nichts erwarte ich von dir! Entschuldigung, dass es mich gibt.«
    »Du musst dich zusammenreißen und endlich was tun!«, rief ich.
    »Tja«, sagte sie. »Ich hab zwar keine Kreuzfahrt auf dem Nil gemacht und war auch nicht in Thailand oder Mexiko, aber Ferien hatte ich trotzdem. Außerdem kann ich hier einfach nicht lernen.« Ihre Stimme klang brüchig, als wäre sie den Tränen nahe. Wieder überkam mich Mitleid.
    »Ein paar französische Filme hättest du dir aber schon ansehen können«, sagte ich.
    »Als ob ich die verstehen würde.« Tibby spielte mit ihrem Kugelschreiber herum und kaute an einem Zöpfchen. Sie fröstelte und wirkte mit einem Mal wie ein Häufchen Elend. Es schnitt mir ins Herz.
    Die Kälte strich mir mit klammen Fingern über Hals, Hände und Beine. Ich wollte Tibby so gern helfen, aber noch viel lieber wollte ich hier weg.
    »Okay, Tibby«, sagte ich. »Du hast recht. Hier können wir nicht lernen. Wir gehen jetzt zu mir und kochen Kakao undmachen Popcorn. Wenn du dich schön aufgewärmt hast, machen wir Hausaufgaben. Und falls du nicht bei mir übernachten willst, dann bleib wenigstens zum Abendessen.«
    Sie wehrte ab. »Nein danke. In eurer kahlen Kaserne fühl ich mich nicht wohl.«
    Ich holte tief Luft. »Wie meinst du das?«, fragte ich. »Stört es dich, dass bei uns alles sauber und aufgeräumt ist? Dass es gemütlich warm ist? Dass du deinen Kram auf einem anständigen Drucker ausdrucken kannst? Nur weil

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