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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wurde, sagte er, er sei Bruno Frye.« »Was hat er getan?« »Yeah. Er sagte, er wäre Bruno Frye und würde eines Tages hier auftauchen und mich aufgrund meiner schlechten Arbeit in Stücke reißen.« »Was hat er noch gesagt?«
    »Das war alles. Als er mir diese Geschichte auftischte, wußte ich, daß er nicht ganz bei Trost sein konnte und habe einfach aufgelegt.«
    Tony fühlte sich, als hätte man ihm gerade Eiswasser in die Venen injiziert, als bestünde sein ganzer Körper aus Eis. Sam Hardesty sah ihn erschrocken an. »Was ist denn?« »Ich habe mich gerade gefragt, ob drei Leute für eine Massenhysterie reichen.« »Ha?«
    »Ist Ihnen an der Stimme des Anrufers irgend etwas Besonderes aufgefallen?« »Woher wissen Sie das?« »Eine sehr tiefe Stimme?« »Eine grollende Stimme«, entgegnete Hardesty. »Und heiser, als hätte er Kieselsteine geschluckt?« »Genau. Kennen Sie ihn?« »Leider ja.« »Und wer ist das?«
    »Wenn ich Ihnen das sage, glauben Sie es nicht.« »Versuchen Sie es doch«, meinte Hardesty. Tony schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Das ist eine vertrauliche Polizeiermittlung.«
    Hardesty war enttäuscht; das vorsichtige Lächeln, das sich um seine Mundwinkel geformt hatte, verschwand wieder. »Nun, Mr. Hardesty, was Sie mir gesagt haben, war sehr hilfreich. Vielen Dank für die Mühe und Ihre Zeit.« Hardesty zuckte die Achseln. »Das war doch nichts Besonderes.«
    Und ob das etwas Besonderes darstellte, dachte Tony. Etwas sehr Besonderes sogar. Ich hätte nur verdammt gerne gewußt, was es bedeutete.
    In dem kleinen Korridor außerhalb des Pausenraumes trennten sie sich und gingen in verschiedene Richtungen davon. Aber nach ein paar Schritten drehte Tony sich um und sagte: »Mr. Hardesty?«
    Hardesty blieb stehen und blickte sich um. »Ja?« »Würden Sie mir eine persönliche Frage beantworten?« »Was möchten Sie denn wissen?«
    »Was hat Sie dazu veranlaßt ... diesen Beruf zu ergreifen?« »Mein Lieblingsonkel war Leichenbestatter.« »Ich verstehe.«
    »Er war wirklich nett. Ganz besonders zu Kindern. Er liebte Kinder. Und ich wollte wie er werden«, ergänzte Hardesty. »Man hatte immer das Gefühl, Onkel Alex würde irgendein ungeheuer wichtiges Geheimnis kennen. Er hat uns Kindern immer Zauberkunststücke beigebracht, aber da war noch mehr als nur das. Ich hatte immer das Gefühl, daß sein Tun etwas Magisches, Geheimnisvolles bedeutete und daß er aufgrund seiner Arbeit etwas Besonderes in Erfahrung brachte.«
    »Und haben Sie dieses Geheimnis inzwischen lösen können?«
    »Ja«, sagte Hardesty, »ich glaube schon.« »Können Sie es mir verraten?«
    »Freilich. Was Onkel Alex wußte und was ich inzwischen auch gelernt habe, ist, daß man die Toten mit Mitgefühl und Respekt behandeln sollte, genau wie die Lebenden. Man kann sie nicht einfach verdrängen, sie begraben und sie dann vergessen. Das, was sie uns zu Lebzeiten lehrten, bleibt bei uns. Alles, was sie für uns getan haben, bleibt in unserem Bewußtsein erhalten, formt und verändert uns. Und die Art und Weise, wie sie auf uns einwirken, läßt uns auch andere Menschen beeinflussen, weit über unseren Tod hinaus. Und so sterben die Toten nie wirklich. Sie bleiben irgendwie erhalten. Das war Onkel Alex' Geheimnis: Auch die Toten sind Menschen.«
    Tony starrte ihn einen Augenblick lang an und wußte nicht, was er sagen sollte. Aber dann kam die Frage fast unwillkürlich: »Sind Sie ein religiöser Mann, Mr. Hardesty?« »Als Berufsanfänger war ich das nicht«, sagte er. »Aber jetzt bin ich es ganz sicher.« »Ja, das denke ich auch.« Als Tony das Gebäude verlassen, sich hinter das Steuer des Jeeps gesetzt und die Tür hinter sich geschlossen hatte, fragte Hilary: »Nun, wie ist es? Hat er Frye einbalsamiert?« »Viel schlimmer.« »Was ist noch schlimmer?« »Das willst du in Wirklichkeit gar nicht wissen.« Er erzählte ihr von dem Anruf des Mannes, der sich als Bruno Frye ausgab.
    »Ah!« machte sie. »Dann kannst du vergessen, was ich über gemeinsame Psychosen gesagt habe. Das ist ein Beweis.« »Ein Beweis wofür? Daß Frye noch lebt? Er kann nicht mehr leben. Abgesehen von anderen Dingen, die so widerwärtig sind, daß ich sie nicht wiederholen möchte, hat man ihn einbalsamiert. Niemand kann selbst im tiefsten Koma am Leben bleiben, wenn in seinen Adern Balsamierflüssigkeit statt Blut steckt.«
    »Aber dieser Anruf beweist zumindest, daß hier etwas Außergewöhnliches im Gange ist.« »Eigentlich nicht«,

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