Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
erhob.
    »Augenblick mal!« meinte Goldfield. »Sie können mich nicht einfach so im unklaren lassen. Was soll das alles?« Sie schaute Tony an. Es schien ihm ebenso wie ihr zu widerstreben, mit dem Arzt über lebende Tote zu sprechen. »Kommen Sie schon«, sagte Goldfield. »Sie machen beide auf mich nicht den Eindruck, als wären Sie nur zum Spaß hergekommen.«
    Das gab für Tony den Ausschlag. »Gestern nacht brach wieder jemand in Hilarys Haus ein und hat versucht, sie zu töten. Er zeigte verblüffende Ähnlichkeit mit Bruno Frye.« »Ist das Ihr Ernst?« fragte Goldfield. »O ja«, sagte Hilary. »Allerdings.« »Und Sie dachten –« »Ja.«
    »Herrgott, das muß ein Schock gewesen sein, ihn zu sehen und zu denken, er wäre zurückgekommen!« meinte Goldfield. »Aber ich kann Ihnen versichern, daß die Ähnlichkeit Zufall gewesen sein muß. Denn Frye ist tot. Ich kann mir keinen toteren Menschen vorstellen.«
    Sie bedankten sich bei Goldfield für die Zeit, die er sich genommen hatte; er führte sie in die Empfangshalle hinaus. Tony blieb am Schreibtisch der Sekretärin stehen und fragte Agnes nach dem Namen des Bestattungsinstitutes, das Fryes Leiche übernommen hatte.
    Sie sah in ihrer Kartei nach und meinte: »Das Angels'-Hill-Bestattungsunternehmen.« Hilary schrieb sich die Adresse auf.
    »Sie glauben doch nicht etwa immer noch –« fragte Goldfield.
    »Nein«, antwortete Tony. »Andererseits müssen wir jedem Hinweis nachgehen. Zumindest hat man mir das auf der Polizeiakademie so beigebracht.«
    Goldfield blickte ihnen mit gerunzelter Stirn und umwölktem Blick nach, als sie das Gebäude verließen.
    Vor dem Angels'-Hill-Bestattungsinstitut wartete Hilary im Jeep, während Tony sich drinnen mit dem Mann unterhielt, der sich mit Bruno Fryes Leiche befaßt hatte. Sie hatten sich unterwegs darauf geeinigt, er solle sich der Einfachheit halber die notwendigen Informationen mit seinem Polizeiausweis allein beschaffen.
    Das Angels' Hill war ein ziemlich großes Unternehmen mit einer ganzen Anzahl von Leichenwagen, zwölf geräumigen Aussegnungshallen und einem großen Stab von Bestattungstechnikern. Auch im Büro wirkte die indirekte Beleuchtung entspannend, und die ganze Dekoration strahlte irgendwie Ruhe und Würde aus. Den Boden bedeckte ein dicker Teppich. Das ganze sollte Respekt vor dem Geheimnis des Todes ausdrücken, aber Tony hatte eher den Eindruck, daß das Geschäft mit dem Tod guten Profit brachte. Die Empfangsdame, eine hübsche Blondine mit grauem Rock und dunkelbrauner Bluse, besaß eine gepflegte weiche, fast flüsternde, sorgfältig geschulte Stimme, die Mitgefühl, Trost, Respekt und echte Besorgnis ausdrückte. Tony fragte sich, ob sie ihrem Liebhaber gegenüber wohl dieselbe Stimmlage benutzte, und der Gedanke ließ ihn frösteln. Sie zog die Akte Bruno Frye heraus und fand den Namen des Technikers, der die Leiche hergerichtet hatte. »Sam Hardesty. Ich glaube, Sam ist im Augenblick in einem der Präparierräume. Wir hatten in letzter Zeit eine ganze Menge Neuzugänge«, sagte sie, als arbeite sie in einem Krankenhaus und nicht etwa in einem Bestattungs-unternehmen. »Ich will sehen, ob er ein paar Minuten Zeit für Sie hat. Ich bin nicht sicher, wie weit er schon mit der Behandlung ist. Wenn er sich freimachen kann, kommt er zu Ihnen in den Pausenraum.« Sie führte Tony in den Pausenraum, damit er dort auf Hardesty warten konnte. Der Raum war klein, aber wohnlich. An den Wänden standen bequeme Sessel, und es gab Aschenbecher und alle möglichen Magazine. Eine Kaffeemaschine. Einen Automaten für kalte Getränke. Eine Anschlagtafel mit ein paar Notizen über einen Kegelwettbewerb und ein paar private Verkaufsangebote und Mitfahrgelegenheiten. Tony blätterte in einem vierseitigen vervielfältigten Exemplar der Angels'-Hill-Mitteilungen für Angestellte, als Sam Hardesty aus einem der Präparierräume kam. Hardesty erinnerte auf eine geradezu perverse Art an einen Automechaniker. Er trug einen etwas zerknitterten weißen Overall mit Reißverschluß; in Hardestys Brusttasche steckten einige kleine Werkzeuge (deren Funktion Tony nicht kennenlernen wollte). Der junge Endzwanziger trug langes braunes Haar und hatte scharfgeschnittene Gesichtszüge. »Detective Clemenza?« »Ja.«
    Hardesty streckte ihm die Hand entgegen, und Tony schüttelte sie etwas widerstrebend; er überlegte, was diese Hand noch vor wenigen Augenblicken berührt haben mochte. »Suzy hat gesagt, Sie wollten mich wegen

Weitere Kostenlose Bücher