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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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»Aber was wollten Sie von mir wissen?«
    Tony sah Hilary an, und sie zuckte die Achseln. »Jetzt, da wir hier sind, erscheint mir meine Frage sinnlos.« Goldfield sah zuerst sie und dann ihn an und lächelte aufmunternd.
    Schließlich räusperte sich Tony. »Ich muß Hilary recht geben. Es erscheint sinnlos ... jetzt da wir Sie kennengelernt haben.«
    »Als Sie hereinkamen wirkten Sie so ernst und irgendwie geheimnisvoll«, meinte Goldfield freundlich. »Sie haben mich wirklich neugierig gemacht. Sie können mich jetzt nicht einfach in der Luft hängen lassen.«
    »Nun«, begann Tony, »wir sind hergekommen, um herauszufinden, ob tatsächlich eine Autopsie vorgenommen wurde.« Goldfield begriff nicht. »Aber das wußten Sie doch schon, ehe Sie mich verlangt haben. Agnes, die Sekretärin, muß Ihnen doch gesagt haben ...«
    »Wir wollten es von Ihnen hören«, erklärte Hilary. »Ich verstehe das immer noch nicht.«
    »Wir kannten den Autopsiebericht«, fuhr Tony fort. »Aber wir wußten nicht mit Sicherheit, ob die Autopsie tatsächlich durchgeführt worden war.«
    »Aber jetzt, nach diesem Gespräch mit Ihnen«, fügte Hilary rasch hinzu, »zweifeln wir nicht mehr daran.« Goldfield legte den Kopf etwas zu Seite. »Sie wollen sagen ... Sie dachten, ich hätte einen falschen Bericht abgegeben, ohne mir die Mühe gemacht zu haben, Frye tatsächlich aufzuschneiden?« Er schien nicht beleidigt, nur verblüfft. »Wir dachten, es bestünde eine geringe Chance«, gab Tony zu. »Eine sehr geringe natürlich.«
    »Aber nicht in diesem Büro«, erwiderte Goldfield. »Der L.B. ist ein ganz harter Knochen. Er hält uns auf Trab. Wenn einer von uns seine Arbeit nicht erledigte, würde er ihn glatt ans Kreuz schlagen.« Goldfields Ton konnte man entnehmen, daß er große Stücke von seinem Vorgesetzten hielt. »Dann besteht für Sie also nicht der geringste Zweifel, daß Bruno Frye ... tot war?« fragte Hilary. Goldfield starrte sie mit aufgerissenem Mund an, gerade als hätte sie ihn aufgefordert, im Kopfstand ein Gedicht aufzusagen. »Ob er tot war? Selbstverständlich war er tot!« »Sie haben eine komplette Autopsie durchgeführt?« fragte Tony.
    »Ja, ich habe ihn –« Goldfield hielt plötzlich ein oder zwei Sekunden lang inne und fuhr dann fort: »Nein, eine komplette Autopsie in dem Sinne, wie Sie das wahrscheinlich meinen, war es nicht. Keine vollständige Sektion jedes einzelnen Körperteils. Wir hatten hier außergewöhnlich viel zu tun und waren knapp an Personal. Jedenfalls blieb nicht genügend Zeit, um Frye ganz aufzuschneiden. Die Stichwunde im Unterbauch war entscheidend. Es bestand keine Veranlassung, seine Brust zu öffnen und sein Herz anzusehen. Es hätte wenig Sinn gehabt, eine Menge Organe zu wiegen und in seinem Schädel herumzustochern. Ich habe ihn sehr gründlich äußerlich untersucht und anschließend die beiden Wunden weiter geöffnet, um das Ausmaß des Schadens festzustellen und um mich zu vergewissern, daß wenigstens eine der beiden Wunden zum Tode geführt hatte. Wenn er nicht in Ihrem Haus erstochen worden wäre, bei einem Angriff auf Sie ... bei weniger klaren Todesumständen hätte ich vielleicht mehr getan. Aber es stand fest, daß keine Anzeige erfolgen würde; außerdem bin ich absolut sicher, daß er an der Stichwunde gestorben ist.«
    »Wäre es möglich, daß er sich bei der Untersuchung nur in tiefem Koma befand?« fragte Hilary.
    »Koma? Mein Gott, nein! Niemals!« Goldfield stand auf und ging durch den langen schmalen Raum. »Frye ist auf Pulsschlag, Atmung, Pupillenaktivität und sogar auf Gehirnwellen hin untersucht worden. Der Mann war unzweifelhaft tot, Miss Thomas.« Er kehrte an den Tisch zurück und blickte auf sie hinab. »Mausetot. Als ich ihn zu Gesicht bekam, war nicht einmal soviel Blut in seinem Körper, um auch nur ein Mindestmaß an Leben zu zeigen. Ich habe fortgeschrittene Lividität festgestellt, das bedeutet, daß das noch in seinen Geweben befindliche Blut sich im tiefsten Punkt des Körpers gesammelt hatte – in diesem Fall entsprechend der Position, in der er sich bei seinem Tod befand. An jenen Stellen war das Fleisch etwas aufgedunsen und von purpurner Farbe. Das ist ein unverkennbares Zeichen.«
    Tony schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Bitte entschuldigen Sie, daß wir Ihre Zeit vergeudet haben, Mr. Goldfield.«
    »Und mir tut es leid, daß ich die Korrektheit Ihrer Arbeit angezweifelt habe«, sagte Hilary, während sie sich ebenfalls

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