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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sein Vorrücken Richtung Bett, wie er plötzlich drauf sprang und mit hocherhobenem Messer über die Matratze auf sie zustrebte... Und ebenso wie zuvor verschwamm die Erinnerung in einen traumähnlichen Zustand, und das Bild Fryes verwandelte sich in das Bild ihres Vaters; und einen Moment lang kam ihr die verrückte Idee, Earl Thomas sei von den Toten wiederauferstanden und hätte versucht, sie zu töten. Nicht nur die Schwingungen des Bösen machten es ihr unmöglich, sich in dem Raum aufzuhalten, sondern vor allem die zerstörte Tür. Solange sie nicht entfernt und durch eine neue ersetzt wurde, würde sie dort nicht schlafen. Und einen Tischler konnte sie frühestens morgen bestellen. Sie wollte auch jene zerbrechliche Tür, die Fryes Angriff nicht lange standgehalten hatte, besser gegen eine Tür mit einem massivem Hartholzkern und einem Messingriegel eintauschen. Sollte Frye zurückkommen und sich noch in dieser Nacht Zutritt zum Haus verschaffen, dann würde er, falls sie schlief, einfach das Zimmer betreten können.
    Über kurz oder lang würde er zurückkommen, davon war sie felsenfest überzeugt. Sie war sich einer Sache noch nie so sicher gewesen.
    Sie könnte in ein Hotel gehen, aber das wollte sie nicht. Dann würde sie sich ja vor ihm verstecken, weglaufen. In gewisser Weise bewunderte sie ihren Mut. Sie lief vor niemandem weg; sie wehrte sich lieber mit ihrer ganzen Kraft und Spitzfindigkeit. Sie war damals auch nicht vor ihren gewalttätigen, lieblosen Eltern weggerannt. Sie hatte nicht einmal psychologische Zuflucht vor der qualvollen Erinnerung an jene letzten ungeheuer blutigen Ereignisse in dem winzigen Apartment in Chicago gesucht. Sie wollte diese Art von Frieden nicht akzeptieren, die man im Wahnsinn oder einer bequemen Amnesie finden konnte, jenen zwei Auswegen, die die meisten Menschen in ihrer Situation wohl gewählt hätten. Sie war nie jener endlosen Folge von Herausforderungen ausgewichen, denen man sie ausgesetzt hatte, während sie mühsam ihre Karriere in Hollywood aufzubauen versuchte, zuerst als Schauspielerin, später als Drehbuchautorin. Sie hatte oft genug Rückschläge einstecken müssen, war zu Boden gegangen und hatte sich immer und immer wieder aufgerappelt. Sie besaß Hartnäckigkeit, wehrte sich immer und siegte schließlich. Ebenso würde sie auch diesen bizarren Kampf gegen Bruno Frye gewinnen, obwohl sie allein würde antreten müssen.
    Sollte doch der Teufel die Polizei holen!
    Sie beschloß, in einem der Gästezimmer zu schlafen, dessen Tür man absperren und verbarrikadieren konnte. Sie legte Laken und eine Decke auf das breite Bett und hängte Handtücher in das Gästebadezimmer.
    Dann suchte sie im Erdgeschoß in den Küchenschubladen herum, holte verschiedene Messer heraus und prüfte jedes auf seine Schärfe und Handhabung. Das große Fleischermesser sah tödlicher als all die anderen aus, wäre aber für ihre kleine Hand wohl zu groß. Sollte es zu einem Handgemenge kommen, würde es ihr wenig nützen, weil sie Platz brauchte, um auszuholen. Es wäre vielleicht eine ausgezeichnete Angriffswaffe, schien aber für die Verteidigung ungeeignet zu sein. Statt dessen nahm sie ein ganz gewöhnliches Küchenmesser mit einer zehn Zentimeter langen Klinge, klein genug, um in die Tasche ihres Morgenrocks zu passen, und doch so groß, um bei Benutzung beträchtlichen Schaden anzurichten.
    Die Vorstellung, einem anderen menschlichen Wesen ein Messer in den Leib zu stoßen, erfüllte sie mit Grauen, aber sie wußte, daß sie in einer lebensbedrohlichen Situation dazu imstande sein würde. In ihrer Kindheit hatte sie öfter ein Messer unter der Matratze in ihrem Schlafzimmer versteckt, eine Art Versicherung gegen die unvorhersehbaren Anfälle sinnloser Gewalttätigkeit seitens ihres Vaters. Sie hatte es nur einmal benutzt, an jenem letzten Tag, als Earl in einem Anflug aus Säuferwahn und echter geistiger Verwirrung Wahnvor-stellungen bekam. Er sah riesige Würmer aus den Wänden kommen und hatte in seinem Verfolgungswahn, gepaart mit Schizophrenie, in der kleinen Wohnung ein Blutbad angerichtet; sie konnte sich damals nur deshalb retten, weil sie ein Messer hatte. Natürlich schnitt ein Messer im Vergleich zu einer Schußwaffe schlechter ab. Sie würde es gegen Frye erst dann wirksam einsetzen können, wenn er über ihr lag; vielleicht wäre es dann schon zu spät. Aber sie hatte nichts außer dem Messer. Die Streifenbeamten hatten ihre .32er Pistole mitgenommen und gleich nach

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