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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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mit der Frau ihn vom Schlafen abhielt. Er hatte sich aufs Töten eingestellt und es nicht geschafft. Er fühlte sich gereizt, hohl, unvollkommen. Er wollte die Gier nach dieser Frau mit üppigem Essen befriedigen. Doch das hatte nicht funktioniert, auch die provozierte Prügelei mit diesen beiden Chicanos konnte ihn nicht ablenken. Essen und körperliche Anstrengung waren die zwei Dinge, die er stets dazu benutzte, um seine sexuelle Gier zu unterdrücken, um seine Gedanken von seiner geheimen Blutgier abzulenken, die manchmal wild in ihm aufloderte. Es verlangte ihn nach Sex, nach Sex auf brutale, verletzende Art, wie keine Frau ihn freiwillig mitmachen würde, also stopfte er sich statt dessen mit Essen voll. Es verlangte ihn danach, zu töten, also verbrachte er häufig vier oder fünf Stunden damit, immer schwerere Gewichte zu stemmen, bis seine Muskeln Pudding waren und jegliche Gewalt aus ihm wich. Die Psychiater nannten das Sublimierung, doch in letzter Zeit hatte er seine Gelüste immer weniger verdrängen können. Die Frau beschäftigte ihn noch immer. Ihr glatter Körper.
    Ihre schwellenden Hüften und Brüste. Hilary Thomas. Nein. Das war eine Maske. Katherine.
    So hieß sie in Wirklichkeit. Katherine.
    Katherine, das Miststück. In einem neuen Körper. Er schloß die Augen und stellte sie sich nackt auf einem Bett vor, unter ihm eingeklemmt, die Schenkel gespreizt, sich windend, zitternd, wie ein Kaninchen, das eine Gewehrmündung sieht. Er konnte sich ausmalen, wie seine Hand über ihre schweren Brüste und ihren glatten Leib strich, über ihre Schenkel, über ihren Venushügel. Und dann, wie seine andere Hand das Messer hob und es heruntersausen ließ, die silberne Klinge in sie hineinrammte, tief hinein in ihre Weichteile, wie ihr Fleisch nachgab, wie das Blut in einem hellen, roten Versprechen in die Höhe spritzte. Er konnte die Angst, den Schrecken, den unerträglichen Schmerz aus ihren Augen lesen, während er sich durch ihre Brust bohrte, auf ihr lebendes Herz zu, versuchte, es noch schlagend aus ihr herauszureißen. Fast konnte er ihr feuchtes, warmes Blut fühlen und den bitteren kupfernen Geruch wittern. Die Vision erfüllte nun ganz sein Bewußtsein und gewann Macht über all seine Sinne; gleichzeitig spürte er, wie seine Hoden sich spannten und sein Penis steif wurde – auch ein Messer –, und ihn erfüllte der Drang, sich in sie hineinzubohren, tief hinein in ihren wunderbaren Körper, zuerst der dicke pulsierende Penis und dann das Messer, seine Furcht und seine Schwäche mit der einen Waffe in sie hineinjagend und ihre Kraft und Vitalität mit der anderen von ihr nehmend. Er schlug die Augen auf. Er war über und über mit Schweiß bedeckt. Katherine. Das Miststück. Fünfunddreißig Jahre lang existierte er nur in ihrem Schatten, jämmerlich, in beständiger Furcht vor ihr. Vor fünf Jahren war sie an einem Herzleiden gestorben, und zum ersten Mal im Leben konnte er die Freiheit kosten. Aber sie kam von den Toten zurück, immer wieder, in der Maske anderer Frauen, suchte nach Mitteln und Wegen, erneut die Kontrolle über ihn zu gewinnen.
    Er wollte sie nehmen, sie benutzen, sie töten, ihr zeigen, daß sie ihm keine Angst mehr einflößte. Sie besaß keine Macht mehr über ihn. Jetzt war er stärker als sie. Er griff nach dem Bündel Waschleder, das neben der Matratze lag, knüpfte es auf und wickelte sein Ersatzmesser aus. Er würde nicht schlafen können, solange er sie nicht getötet hatte.
    Heute nacht.
    So bald würde sie ihn nicht zurückerwarten. Er blickte auf die Uhr. Mitternacht.
    Noch immer würden die Leute vom Theater nach Hause zurückkehren, aus Restaurants, von Partys. Später wären die Straßen verlassen, die Häuser dunkel und still, und die Wahrscheinlichkeit, daß man ihn entdeckte und der Polizei meldete, sehr viel geringer. Er beschloß, um zwei Uhr nach Westwood zurückzufahren.

3
     
    Der Schlosser kam und wechselte die Schlösser der beiden Haustüren vorn und hinten aus und fuhr dann sofort wieder, um einen weiteren Auftrag im Hancock Park zu erledigen.
    Die Polizeibeamten Farmer und Whitlock gingen ebenfalls. Hilary war allein.
    Sie glaubte nicht daran, schlafen zu können, wußte auch ganz sicher, daß sie die Nacht unmöglich in ihrem eigenen Bett würde verbringen können. Im Schlafzimmer stehend, drängten sich ihr sogleich lebhafte Eindrücke des durchgemachten Schreckens auf: Frye, wie er die Tür eintrat, auf sie losging, sein dämonisches Grinsen,

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