Flüstern in der Nacht
»Du hast versucht, mich von Verhörfragen abzuhalten, von denen ich wußte, daß sie wichtig waren.« »Ich fand, du warst zu grob zu ihr.« »Du hättest deine Ansicht nicht so deutlich zum Ausdruck bringen müssen. Vielleicht mit den Augen zwinkern, eine Handbewegung oder kleine Berührung machen, wie sonst auch. Aber für sie bist du auf mich losgegangen wie ein edler Ritter.«
»Sie hatte so Schreckliches durchgemacht und ...« »Quatsch!« zischte Frank. »Gar nichts hat sie durchgemacht. Sie hat das Ganze frei erfunden!« »Das kann ich nicht akzeptieren.«
»Weil du mit deinen Eiern denkst, statt mit deinem Kopf.« »Frank, das stimmt nicht. Und fair ist das auch nicht.« »Wenn du schon die Ansicht vertratest, ich sei zu grob gewesen, warum hast du mich dann nicht einfach beiseite genommen und gefragt, was ich eigentlich vorhatte?« »Ich habe doch gefragt, verdammt noch mal!« erwiderte Tony und fing jetzt doch an, ärgerlich zu werden, obwohl er das nicht wollte. »Ich hab' dich gleich, nachdem du mit der Zentrale telefoniertest, gefragt; da stand sie noch draußen auf dem Rasen bei den Reportern. Ich wollte wissen, was es Neues gab, aber du wolltest es mir nicht sagen.«
»Weil ich dachte, du würdest gar nicht zuhören«, erklärte Frank. »Zu jener Zeit hast du sie doch schon angehimmelt wie ein verliebter Teenager.«
»So ein Blödsinn, und das weißt du auch. Ich bin genauso Polizist wie du und lasse nicht zu, daß meine persönlichen Gefühle meine Arbeit beeinträchtigen. Aber weißt du, was? Ich glaube, du läßt das zu.« »Was lasse ich zu?«
»Ich glaube, deine persönlichen Gefühle spielen manchmal bei deiner Arbeit eine Rolle«, meinte Tony. »Wovon, zum Teufel, sprichst du eigentlich?« »Du hast die Angewohnheit, Informationen vor mir zurückzuhalten, wenn du auf etwas wirklich Gutes stößt«, ergänzte Tony. »Und jetzt, je länger ich darüber nachdenke ... tust du das nur dann, wenn es bei einem Fall um eine Frau geht, wenn es sich um irgendwelche Informationen handelt, die du dazu benutzt, um ihr wehzutun, etwas, womit du sie zerbrechen oder zum Weinen bringen kannst. Du hältst die Nachricht vor mir verborgen, und dann überraschst du sie damit, und zwar auf die unangenehmste Art, die man sich nur vorstellen kann.«
»Ich bekomme das, was ich haben will.« »Aber gewöhnlich gibt es auch noch eine nettere, einfachere Methode, um das zu erreichen.« »Deine Methode kann ich mir vorstellen.« »Noch vor zwei Minuten hast du selbst zugegeben, daß meine Methode auch funktioniert.«
Frank erwiderte nichts. Sein Blick war starr geradeaus auf die vor ihnen fahrenden Autos gerichtet.
»Weißt du, Frank, was deine Frau dir auch mit dieser Scheidung angetan haben mag, und egal, wie weh sie dir tat, so ist das noch lange kein Grund, jede Frau zu hassen.« »Das tu ich nicht.« »Vielleicht nicht bewußt, aber zumindest im Unterbewußtsein ...«
»Jetzt hör' aber mit dem Freudschen Scheiß auf!« »Okay. Ist ja schon gut«, beruhigte ihn Tony. »Doch jetzt steht Anklage gegen Anklage. Du sagst, ich sei letzte Nacht unprofessionell vorgegangen. Und ich behaupte ebenfalls, du seist unprofessionell gewesen. Patt.« Frank bog nach rechts in die La Brea Avenue ab. Sie hielten wieder an einer Verkehrsampel. Die Ampel schaltete um, und sie rollten langsam in dem immer dichter werdenden Verkehr dahin. Ein paar Minuten lang schwiegen die beiden. Dann meinte Tony: »Aber trotz all deiner eventuellen Fehler und Schwächen bist du doch ein verdammt guter Bulle.« Frank warf ihm einen verblüfften Blick zu. »Ehrlich«, unterstrich Tony. »Es gibt Reibungen zwischen uns; wir gehen uns ab und an auf die Nerven. Vielleicht schaffen wir es auch gar nicht, weiter zusammenzuarbeiten. Vielleicht müssen wir beantragen, daß man uns neue Partner zuweist. Aber das wird nur aufgrund unserer unterschiedlichen Persönlichkeiten passieren. Obwohl du mindestens dreimal gröber zu den Leuten bist, als notwendig, machst du deine Sache gut.« Frank räusperte sich. »Nun ... du auch.«
»Danke.«
»Nur bist du manchmal etwas zu ... zu süß.« »Und du kannst manchmal ein ganz ekelhafter Kerl sein.« »Willst du einen neuen Partner?« »Weiß ich noch nicht.« »Ich auch nicht.«
»Aber wenn wir nicht bald besser miteinander auskommen, wird es gefährlich, länger zusammenzubleiben. Partner, die einander nervös machen, leben gewöhnlich nicht lange.« »Ich weiß«, meinte Frank. »Ich weiß das sehr gut. Die
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