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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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blinzelte. »Oh ... Ich hätte wirklich gern gewußt, wo ich ihn besuchen kann. Ich hab' mich sozusagen um ihn bemüht. Er hat mich ganz heiß gemacht, wissen Sie. Mein Blut in Wallung gebracht. Ich hab' versucht, ihn ins Bett zu kriegen, aber er war – nun, Sie wissen schon – irgendwie scheu.« Sie fragte nicht, weshalb sie Bobby Valdez alias Juan Mazquezza suchten. Tony dachte bei sich, was sie wohl sagen würde, falls sie wüßte, daß ihr scheuer kleiner süßer Kerl ein aggressiver, gewalttätiger Notzuchtverbrecher war. »Gab es Leute, die ihn regelmäßig besuchten?« »Juan? Hab' nichts bemerkt.«
    Sie nahm die Beine auseinander, saß mit weitgeöffneten Schenkeln da und beobachtet Tonys Reaktion. »Hat er gesagt, wo er arbeitet?« fragte Frank.
    »Als er hier einzog, hat er in irgendeiner Wäscherei gearbeitet. Später hat er sich etwas anderes besorgt.« »Hat er Ihnen gesagt, was?« »Nein. Aber er hat wohl gut verdient.« »Fuhr er einen Wagen?« fragte Frank.
    »Zuerst nicht«, erwiderte sie. »Aber dann, später, einen Jaguar Zwei-plus-zwei. Mann, der war vielleicht schön!« »Und teuer«, meinte Frank.
    »Jaaa«, flüsterte sie. »Er hat 'ne stolze Summe dafür hingeblättert. Und alles in bar.« »Wo hatte er denn das viele Geld her?« »Ich hab's Ihnen doch gesagt, er hat mit seinem neuen Job 'ne Menge Kies gemacht.«
    »Und Sie wissen wirklich nicht, wo er arbeitete?« »Ganz bestimmt nicht. Er hat nie darüber geredet. Aber, wissen Sie, als ich den Jaguar sah, wußte ich – daß er nicht mehr lange bleiben würde«, ergänzte sie fast wehmütig. »Er war auf dem Weg nach oben.«
    Sie verbrachten weitere fünf Minuten damit, Fragen zu stellen, aber Lana Haverby hatte ihnen nichts Wesentliches mehr zu sagen. Sie verfügte über keine besonders gute Beobachtungsgabe, und ihre Erinnerung an Juan Mazquezza schien winzige Löcher aufzuweisen, so als hätten Motten ihr Erinnerungsvermögen angefressen.
    Tony und Frank standen auf und wollten gehen, und sie eilte ihnen zur Tür voraus. Ihr puddinghafter Busen wabbelte und schwabbelte beunruhigend, was sie sicher für höchst anregend hielt. Ihr hüftschwingender, trippelnder Gang hätte vielleicht bei einem Teenager gut gewirkt; aber sie war mindestens vierzig, eine erwachsene Frau, unfähig, die Würde und besondere Schönheit ihrer Altersstufe zu entdecken und hervorzuheben. Sie bot einen jämmerlichen Anblick. Sie stand unter den Tür, lehnte sich zurück, ein Bein am Knie abgeknickt, und kopierte eine Pose, die sie in einem Männermagazin oder auf einem billigen Kalender gesehen hatte; sie bettelte förmlich um ein Kompliment.
    Frank drehte sich leicht zur Seite, als er durch die Tür ging, und schaffte es gerade, nicht an ihrem Busen vorbeizustreifen. Er ging mit schnellen Schritten auf den Wagen zu, ohne sich umzusehen.
    Tony lächelte und sagte: »Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Miss Haverby.«
    Sie blickte zu ihm auf; ihre Augen erfaßten die seinen, klarer, als sie in der letzten Viertelstunde irgend etwas erfaßt hatten. Sie hielt seinen Blick fest; in ihren Augen flackerte ein Funken von einem früheren Leben – Intelligenz, Stolz, vielleicht ein Überrest von Selbstrespekt – etwas Besseres und Saubereres, als da vorher zu sehen war. »Ich werde auch weiterkommen und hier ausziehen, wissen Sie, genau wie Juan. Ich war nicht immer Verwalterin im Las Palmeras. Ich hab mich in – Sie wissen schon – reichen Kreisen bewegt.«
    Tony wollte nicht zuhören, hatte aber das Gefühl, hypnotisiert und irgendwie festgenagelt zu sein.
    »Mit dreiundzwanzig arbeitete ich als Kellnerin«, sagte sie, »aber das habe ich schnell hinter mich gebracht. Das war damals, Sie wissen schon, als die Beatles gerade anfingen, siebzehn Jahre ist das her, und die ganze Rockszene begann damals so richtig, wissen Sie? Wenn man damals gut aussah, konnte man mit den Stars zusammenkommen und mit den großen Popgruppen überallhin fahren, durch das ganze Land reisen. Mann, das waren Zeiten! Damals konnte man wirklich alles kriegen. Alle brachten es, diese Gruppen, und ich war bei ihnen. Und wie ich das war. Ich hab' damals mit sehr berühmten Leuten geschlafen, wissen Sie, Leuten, die jeder kannte. Ich war auch populär. Die haben mich gemocht.« Sie begann, berühmte Rockgruppen aus den sechziger Jahren aufzuzählen. Tony wußte nicht, mit wie vielen davon sie wirklich zusammen gewesen war, und von wie vielen sie es sich nur einbildete. Doch dann fiel ihm auf,

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