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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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daß sie keine Einzelpersonen erwähnte; sie war mit Gruppen im Bett gewesen, nicht mit Personen.
    Er hatte sich nie gefragt, was aus Groupies wurde, diese anpassungsfähigen Kindfrauen, die ihre besten Jahre in der Welt der Rockmusik vergeudeten – jetzt wußte er es: Sie waren fürs normale Leben verdorben, weil sie zuviel gesehen und erlebt hatten, um sich wieder im Alltag zurechtfinden zu können. Eine von ihnen, Lana Haverby, hatte die Stelle im Las Palmeras angenommen, eine Durchgangsstelle für sie, einfach um mietfrei wohnen zu können, bis sie wieder Anschluß an die beautiful people finden würde.
    »Also werde ich nicht mehr lange hier sein«, meinte sie. »Bald wird es weitergehen. Es dauert jetzt nicht mehr lange, wissen Sie. Ich fühle, daß mir Gutes bevorsteht. Wirklich gute Schwingungen, verstehen Sie?«
    Die Lage, in der sie sich befand, war kläglich, traurig, aussichtslos. Tony wollte nicht einfallen, was er darauf erwidern konnte. »Äh ... nun ... ich wünsche Ihnen wirklich alles Glück«, sagte er etwas hölzern. Er schob sich an ihr vorbei, durch die Tür hinaus.
    Der Funken der Vitalität verblaßte in ihren Augen; plötzlich nahm sie wieder ihre jämmerliche Pose ein, die Schultern zurückgezogen, die Brust vorgereckt. Ihr Gesicht wirkte immer noch müde und leer. Ihr Bauch stand gegen den Gummizug ihrer Shorts gepreßt. Ihre Hüften waren einfach zu breit für mädchenhafte Spiele. »He!« sagte sie. »Wenn Sie je in der Stimmung auf ein Glas Wein sind und, Sie wissen schon, ein wenig Unterhaltung ...« »Danke«, erwiderte er.
    »Ich meine, kommen Sie ruhig mal vorbei, wenn Sie nicht, Sie wissen schon, im Dienst sind.«
    »Kann durchaus sein, daß ich das tue«, log er. Und dann, hauptsächlich, weil er sie nicht so ohne alles stehenlassen wollte, fügte er hinzu: »Sie haben hübsche Beine.« Das stimmte. Aber sie wußte nicht einmal, wie man ein Kompliment mit Anstand entgegennimmt; sie grinste nur, legte die Hände auf ihren Busen und sagte: »Normalerweise achten alle mehr auf meine Titten.«
    »Nun, bis bald mal wieder«, wiederholte er, wandte sich von ihr ab und ging zum Wagen.
    Nach ein paar Schritten drehte er sich um und sah sie vor der offenen Tür stehen, den Kopf etwas zur Seite gelegt, weit weg von ihm und den Las-Palmeras-Apartments, jenen schwachen, wispernden Stimmen lauschend, die ihr den Sinn ihres Lebens zu erklären versuchten.
    Als Tony in den Wagen stieg, meinte Frank: »Ich hab schon gedacht, die hätte dich gekrallt. Gerade wollte ich ein Rettungsteam rufen, um dich zu befreien.« Tony lachte nicht. »Es ist traurig.« »Was?«
    »Lana Haverby.«
    »Machst du dich über mich lustig?« »Die ganze Situation.«
    »Sie ist bloß ein blödes Weib«, meinte Frank. »Aber was hältst du davon, daß Bobby sich einen Jaguar gekauft hat?« »Wenn er keine Bank ausgeraubt hat, so kann er sich das Geld dafür nur auf einem Weg beschafft haben.« »Rauschgift«, erklärte Frank. »Kokain, Gras, vielleicht PCP.«
    »Damit haben wir eine neue Fährte, nach dem kleinen Dreckskerl zu suchen«, meinte Frank. »Wir können auf die Straße gehen und die bekannten Dealer unter Druck setzen, Burschen, die wegen Rauschgifthandel schon gesessen haben, ihnen ein bißchen angst machen. Und wenn sie dabei etwas zu verlieren haben und wissen, wo Bobby sich aufhält, dann liefern sie ihn uns auf einem silbernen Tablett.«
    »Unterdessen rufe ich mal in der Zentrale an«, meinte Tony. Er wollte sich bei der Zulassungsstelle nach einem schwarzen Jaguar, angemeldet auf Juan Mazquezza, erkundigen. Fänden sie die Zulassungsnummer heraus, so würde ab sofort jeder uniformierter Beamte nach Bobbys Wagen Ausschau halten. Was aber noch keineswegs bedeutete, daß sie ihn auch gleich finden würden. In jeder anderen Stadt wäre ein Mann, den man so dringend suchte wie Bobby, wohl nicht mehr lange auf freiem Fuß. In allerhöchstens einigen Wochen hätte man ihn geschnappt. Aber Los Angeles war nicht wie andere Städte; zumindest flächenmäßig hatte es eine weit größere Ausdehnung als jede andere Stadt in den ganzen Vereinigten Staaten. Los Angeles erstreckte sich über eine Fläche von dreizehnhundert Quadratkilometern. Es bedeckte also eineinhalbmal soviel Landfläche wie New York City, zehnmal soviel wie Boston und fast eineinhalbmal soviel wie der ganze Bundesstaat Rhode Island. Bezog man außerdem die illegalen Einwanderer mit ein – was die städtischen Behörden nicht taten -, dann

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