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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ein Zusammenhang bestehen«, erwiderte Prewitt. »Sie schwört, daß es derselbe Mann war.« Frank hielt Tonys starrem Blick stand und meinte: »Aber Bruno Frye kann es nicht sein. Du weißt doch, was Sheriff Laurenski gesagt hat.«
    »Ich habe ja nie behauptet, daß es Frye war«, meinte Tony. »Ich hab' mir schon letzte Nacht überlegt, daß sie wahrscheinlich von jemandem überfallen wurde, der Frye ähnlich sah.« »Sie bestand aber ...«
    »Yeah, aber sie hatte Angst und war verstört«, erklärte Tony. »Sie konnte nicht klar denken und hat die beiden miteinander verwechselt. Das ist verständlich.«
    »Und du behauptest, ich würde mich nur auf Zufälle stützen«, antwortete Frank angewidert.
    In diesem Augenblick trat Officer Gurney, Prewitts Partner, aus dem Haus und rief ihm zu: »He, sie haben ihn gefunden! Den Mann, den sie in den Bauch gestochen hat!« Tony, Frank und Prewitt rannten zur Tür. »Die Zentrale hat gerade angerufen«, erklärt Gurney. »Ein paar Jungs mit Skateboards haben ihn vor etwa fünfundzwanzig Minuten gefunden.« »Wo?«
    »Ganz unten am Sepulveda, auf dem Parkplatz irgendeines Supermarktes. Er lag neben seinem Kombi auf dem Boden.« »Tot?«
    »Mausetot.«
    »Hatte er einen Ausweis bei sich?« fragte Tony. »Yeah«, erwiderte Gurney. »Es ist so, wie die Lady gesagt hat. Sein Name ist Bruno Frye.«
     
    Kalt.
     
    Hinter den Lüftungsgittern dröhnte die Klimaanlage. Ströme eisiger Luft drangen durch zwei Öffnungen der Decke in den Raum.
    Hilary trug ein meergrünes Herbstkleid; kein leichter Sommerstoff, aber doch nicht schwer genug, um die Kälte abzuhalten. Sie preßte ihre Arme an den Körper und fröstelte. Lieutenant Howard stand immer noch etwas verlegen dreinschauend zu ihrer Linken, Lieutenant Clemenza rechts von ihr.
    Der Raum vermittelte nicht den Eindruck einer Leichenschauhalle, wirkte eher wie eine Kabine in einer Raumkapsel. Man konnte sich leicht vorstellen, daß gleich hinter jenen grauen Wänden die eisige Kälte des Weltraums begann. Das gleichmäßige Brummen der Klimaanlage konnte ebensogut vom fernen Brausen der Raketenmotoren herrühren. Sie standen vor einem Fenster, das den Blick in einen anderen Raum freigab, doch sie hatte es vorgezogen, endlose Schwärze und weitentfernte Sterne hinter dem Glas zu sehen. Fast wünschte sie sich, auf einer langen intergalaktischen Reise unterwegs zu sein, statt in einer Leichenhalle zu stehen und auf die Identifizierung eines Mannes zu warten, den sie getötet hatte. Ich habe ihn getötet, dachte sie.
    Die Worte, die nun durch ihr Bewußtsein hallten, ließen sie nur noch mehr frösteln. Sie blickte auf die Uhr.
    Achtzehn Minuten nach drei.
    »In einer Minute ist alles vorbei«, meinte Lieutenant Clemenza beruhigend.
    Und während Clemenza das sagte, schob ein Angestellter auf der anderen Seite des Fensters eine Bahre auf Rädern in den Raum. Er stellte sie dicht vor das Glas. Eine Leiche, mit Laken bedeckt, lag auf dem Wagen. Der Angestellte zog das Leichentuch vom Gesicht des Toten, halb über seine Brust, und trat dann beiseite.
    Hilary starrte auf die Leiche und empfand einen Anflug von Benommenheit.
    Ihr Mund fühlte sich plötzlich ganz trocken an. Das Gesicht Fryes schien weiß und reglos, aber sie hatte das wahnwitzige Gefühl, er könnte jeden Augenblick den Kopf zu ihr herumdrehen und die Augen aufschlagen. »Ist er das?« fragte Lieutenant Clemenza. »Das ist Bruno Frye«, erwiderte sie kaum hörbar. »Ist das der Mann, der in Ihr Haus einbrach und Sie überfallen hat?« fragte Lieutenant Howard.
    »Jetzt fangen Sie bloß nicht wieder mit dem Unsinn an«, sagte sie. »Bitte.«
    »Nein, nein!« antwortete Clemenza. »Lieutenant Howard bezweifelt Ihre Aussage nicht, Miss Thomas. Sehen Sie, wir wissen bereits, daß jener Mann Bruno Frye heißt. Das haben wir bereits seinen Ausweispapieren entnommen. Was wir von Ihnen hören wollen, ist, ob dieser Mann Sie angegriffen hat und ob Sie ihn niedergestochen haben.«
    Der tote Mund wirkte jetzt ausdruckslos, weder grinsend noch finster. Aber sie konnte sich sehr wohl an das böse Grinsen erinnern, zu dem er seinen Mund verzogen hatte. »Das ist er«, entgegnete sie. »Ganz sicher war ich die ganze Zeit schon. Mich werden lange Zeit Alpträume plagen.« Lieutenant Howard nickte dem Angestellten auf der anderen Seite der Glastrennwand zu, worauf der Mann die Leiche wieder abdeckte.
    Ein weiterer absurder Gedanke drängte sich ihr auf und ließ ihr eisige Schauer über

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