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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gesagt, im Wagen, auf der Fahrt von der WG zum Las Palmeras.« »Das solltest du besser vergessen.« »Du hattest ein Recht, das zu sagen.« »Das war nur so 'n Scheiß«, erwiderte Frank. »Nein, vielleicht hattest du recht.« »Ich sag dir doch, es handelte sich um Scheiß.« »Okay«, räumte Tony ein, »dann war es eben Scheiß.« Frank lächelte. »Du hättest mir ruhig noch ein bißchen widersprechen können.«
    »Wenn du recht hast, hast du recht«, meinte Tony. »In bezug auf die Thomas hatte ich unrecht.« »Du hast dich bereits bei ihr entschuldigt, Frank.« »Ich habe das Gefühl, ich sollte mich bei dir auch entschuldigen.«
    »Nicht nötig.«
    »Aber du hast dort etwas gesehen, hast erkannt, daß sie die Wahrheit sagte. Ich hab' davon nicht einen Hauch abbekommen. Ich befand mich total auf dem falschen Dampfer. Verdammt, du hast mir sogar die Nase daraufgestoßen, und ich hab' es immer noch nicht gerochen.«
    »Nun, um bei der Nase zu bleiben; man könnte sagen, du konntest die Fährte einfach nicht aufnehmen, weil deine Nase verdreht war.«
    Frank nickte trübsinnig. Sein breites Gesicht schien die melancholischen Züge eines Bluthundes anzunehmen. »Wegen Wilma. Meine Nase ist wegen Wilma verdreht.« »Deine Exfrau?«
    »Genau. Du hast den Nagel heute morgen auf den Kopf getroffen, als du sagtest, ich sei ein Frauenhasser.« »Muß ziemlich schlimm gewesen sein, was sie dir angetan hat.«
    »Ganz egal, was sie getan hat«, meinte Frank, »das ist keine Entschuldigung, daß es mit mir so weit gekommen ist.« »Da hast du recht.« »Ich meine, man kann sich ja schließlich nicht vor den Frauen verstecken.«
    »Sie sind überall«, nickte Tony.
    »Herrgott, weißt du, wie lange es her ist, daß ich zuletzt mit einer Frau geschlafen habe?« »Nein.«
    »Zehn Monate. Damals hat sie mich verlassen.« Tony wußte nicht, was er darauf sagen sollte. Er hatte nicht das Gefühl, Frank gut genug zu kennen, um sich auf eine intime Diskussion über sein Sexualleben einzulassen. Und doch war offenkundig, daß der Mann dringend jemanden brauchte, der ihm zuhörte und Anteil nahm. »Wenn ich nicht bald wieder damit anfange«, fuhr Frank fort, »kann ich ebensogut Priester werden.« Tony nickte. »Zehn Monate sind gewiß eine lange Zeit«, meinte er verlegen.
    Frank antwortete nicht. Er starrte in seinen Scotch, so wie er vielleicht in eine Kristallkugel gestarrt hätte, um seine Zukunft zu lesen. Er wollte ganz offensichtlich über Wilma und seine Scheidung sprechen und darüber, wie es für ihn weitergehen sollte; aber er wollte wohl Tony nicht dazu zwingen, seine Probleme anzuhören. Er war ein sehr stolzer Mann, wollte bedrängt, ausgefragt, bemitleidet werden. »Hat Wilma sich mit einem anderen Mann eingelassen oder was?« fragte Tony und wußte sofort, daß er damit viel zu schnell zum Kern der Sache gekommen war. Frank war noch nicht soweit, um darüber reden zu können, und tat deshalb so, als hätte er die Frage nicht gehört. »Was mich stört, ist die Tatsache, daß ich in meiner Arbeit soviel Mist baue. Ich war immer ein verdammt guter Polizist, sogar perfekt, wenn ich das überhaupt von mir behaupten darf. Bis zur Scheidung. Danach war es mit den Frauen aus, und kurz darauf ließ ich auch bei der Arbeit nach.« Er nahm einen tiefen Schluck von seinem Scotch. »Und was, zum Teufel, ist eigentlich mit diesem verdammten, verrückten Sheriff von Napa County los? Warum lügt der Bursche, um Bruno Frye zu schützen?«
    »Das werden wir über kurz oder lang herausfinden«, meinte Tony.
    »Nimmst du noch einen Drink?« »Okay.«
    Tony wurde es klar, daß sie lang im The Bolt Hole sitzen bleiben würden. Frank wollte über Wilma reden, wollte all das Gift loswerden, das sich in ihm angesammelt und fast ein Jahr an ihm genagt hatte; aber er konnte alles nur tröpfchenweise von sich geben.
     
    An dem Tag bekam der Tod in Los Angeles viel Arbeit. Zahlreiche Menschen starben, freilich an natürlichen Ursachen und brauchten deshalb nicht vom Skalpell des Leichenbeschauers untersucht werden. Aber das Büro des Leichenbeschauers hatte noch neun andere Fälle aufzuklären. Da gab es zwei Verkehrstote, die mit einem Verfahren wegen Fahrlässigkeit in Verbindung gebracht wurden. Zwei Männer starben an Schußverletzungen. Ein Kind war allem Anschein nach von einem übellaunigen betrunkenen Vater zu Tode geprügelt worden. Eine Frau ertrank in ihrem eigenen Swimmingpool, und zwei junge Männer waren, so schien es, an einer

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