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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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während ich um Worte ringe, die zusammenpassen. »Ja, äh, okay. Hmm. Ist das für dich in Ordnung, Issie?«
    »Ja, ja.« Sie rappelt sich auf. Ihre Schuhe, das muss ich erwähnen, sind wunderschön gebunden, nicht eine Schlaufe schleift auf dem Boden. »Devyn, kann ich meine Füße unter deinen Rollstuhl stecken? Zählst du für mich?«
    »Jederzeit.« Seine Grübchen erscheinen. Issie wird rot. Mal wieder. Ich wünschte, ich könnte mit jemandem so nett umgehen.
    Ian legt mir den Arm um die Schulter und lenkt mich zur Matte. »Megan macht dir das Leben schwer?«
    »Mir geht’s gut«, sage ich, während ich mich in Sit-up-Position auf die Matte setze, die nach Ringerschweiß und Magnesium riecht. Ian macht ein finsteres Gesicht, aber ich weiß nicht, ob es mir gilt oder ihr.
    Ich werfe einen Blick neben mich, wo Nick und Megan an ihren Sit-ups arbeiten. Nick flüstert ihr etwas zu, und sie verzieht gereizt das Gesicht. Warum hilft er Megan, wenn er mich mag? Warum flüstert er mit ihr? Warum spricht er überhaupt mit ihr, wo er doch mit Devyn und Issie befreundet ist? Issie peilt manchmal einfach gar nichts. Aus irgendeinem blöden Grund spüre ich einen kleinen Stich. Ich mag Nick Colt nicht. Ich werde Nick Colt nie mögen. Aber – vielleicht habe ich auch Angst davor, ihn zu mögen.
    »Du, Ian«, sage ich, während ich mich aufrichte, damit ich ihn ansehen kann. Seine Zähne sind schön, ganz weiß und ebenmäßig. »Issie und ich wollen an der Schule eine Ortsgruppe von Amnesty International gründen. Wir schreiben Briefe, um politische Gefangene zu befreien und so. Bist du dabei?«
    »Was kriege ich dafür?«
    Ich knalle zurück auf den Boden und richte mich wieder auf, schneller und schneller. »Meinen immerwährenden Respekt?«
    »Nicht schlecht«, meint er. »Und am Freitag gehst du vielleicht mit mir aus?«
    Ich lächle ihn an, und wir tauschen. Jetzt halte ich seine Füße und frage mich, was er wohl von unserer Elfen-Theorie hält oder von Brian Beardsleys Verschwinden. Auch Ian könnte in Gefahr sein. Jeder einzelne Junge hier könnte in Gefahr sein.
    »Na?«
    Schließlich antworte ich ihm. »Vielleicht.«
    Bei Nick habe ich ja sowieso keine Chance.
    »Wie ich höre, meinst du, ich würde dich ignorieren«, sagt Nick und setzt sich vorsichtig auf einen der schmalen Cafeteria-Stühle.
    Offenbar ist mir die Kinnlade runtergefallen, denn Devyn greift über den Tisch und drückt mein Kinn wieder an Ort und Stelle. »Oh, oh.«
    Issie zuckt zusammen und springt auf: »Ups. Tut mir leid. Ich hol mir einen Keks. Sonst noch jemand einen Keks?«
    Niemand antwortet. Issie zieht Devyn am Arm. »Devyn, du willst mir doch bestimmt helfen, die Kekse zu holen.«
    »Was?« Dann kapiert er und wirft seine Serviette auf den Tisch. Sie fällt zu Boden.
    »Ja, klar.«
    »Sie haben mich verlassen«, sage ich.
    »Uns«, korrigiert Nick mich. »Sie wollen eben nicht, dass wir streiten.«
    »Ich möchte auch nicht streiten. Ich hasse Streit.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich. Warum guckst du so überrascht?«
    »Weil ich sagen würde, dass du gern streitest.«
    »Offensichtlich kennst du mich nicht besonders gut.«
    »Ich würde sagen, dass du gern streitest, aber es hasst, dass es dir gefällt.«
    »Oh, danke, wie schlau.«
    »Du hast Megan heute gezeigt, wo der Hammer hängt.«
    Ich wische mir über die Augen. »Schrecklich.«
    »Du hast sie nicht geschlagen.«
    »Ich habe sie am Arm festgehalten. Ich hab noch nie jemanden festgehalten.«
    »Sie hat deine Freunde beleidigt.«
    »Ja, das hat sie. Und dann hast du ihr bei den Sit-ups geholfen. Das war gemein von dir.«
    »Warum?«
    »Weil sie auch deine Freunde sind. Es ist, als ob du sie verraten hättest.«
    Er schüttelt energisch den Kopf und an seinem Kiefer zuckt ein Muskel. »Zara, ich würde niemals jemanden verraten.«
    »Schon gut. Sie ist sehr hübsch.«
    »Ich habe mit ihr gesprochen. Ich hab zu ihr gesagt, sie soll die beiden in Ruhe lassen. Und dich auch.«
    Ich spieße ein Stück Salat auf. Die Gabel geht ganz durch, aber als ich sie zum Mund führe, zerreißt das Salatblatt und fällt zurück auf meinen Teller. Alles scheint heute nach unten zu fallen: Devyns Serviette, der Salat, mein Herz, mein Ego, mein Alles. Als ich dann wieder spreche, klingt meine Stimme sanft: »Ich mag es einfach nicht, dass ich sie am Arm gepackt habe. Ich mag es nicht, dass ich sie anschreien musste. Ich hasse Geschrei. Ich steh nicht auf Konflikte. Vor langer Zeit hab ich mir

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