Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
Vom Netzwerk:
geschworen, dass ich niemals jemanden verletzen würde, egal aus welchem Grund …«
    Er lehnt sich nach hinten, weg von mir. »Was? Du würdest auch nicht den widerlichen Kerl angreifen, der dauernd auf dich zeigt?«
    Ich zucke die Achseln. »Keine Ahnung. Ich weiß einfach nicht, ob ich jemandem wehtun könnte.«
    »Ach komm, Zara. Du bist dir doch nicht im Ernst so wenig wert?« Er lehnt sich wieder zurück. Sein Knie berührt mein Knie. Keiner von uns zuckt zurück.
    »Darum geht’s doch gar nicht. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Es geht mehr darum, dass … Wer bin ich denn, dass ich darüber entscheide, dass mein Leben mehr wert ist als das Leben eines anderen.« Es prickelt, wo unsere Knie sich berühren.
    Hoch über uns flackert ein Cafeterialicht und fängt an zu brummen. Im Hintergrund klappern Tabletts. Menschen unterhalten sich murmelnd über Klausuren und Dates, und wir sitzen hier und reden über so was.
    Er riecht nach Wald. Ich versuche, ihn nicht zu riechen, das macht mich schwindelig. Ich versuche, mich zu konzentrieren.
    Er redet weiter. »Du würdest eine Person nicht angreifen, die jemanden entführen will? Oder einem Baby etwas antut? Oder …«
    »Genug«, unterbreche ich ihn. »Ich weiß nicht, ob ich das tun würde, okay? Ich meine, ich kenne mich aus mit Selbstverteidigung und so, aber ich weiß nicht, ob ich es tun könnte, ob es moralisch richtig ist, es zu tun.«
    »Du würdest es tun.« Er grinst, vollkommen sicher, dass er recht hat. »Wenn jemand Issie angreifen würde, dann würdest du es tun. Wenn jemand deine Großmutter angreifen würde, würdest du es tun, oder Devyn, oder wahrscheinlich sogar Ian.«
    Meine Augen schließen sich. Wahrscheinlich ist das so. »Ich möchte nicht, dass das so ist.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich nicht gewalttätig sein will.«
    »Du bist nicht gewalttätig, wenn du deine Freunde beschützt.«
    »Das spielt keine Rolle. Es wird sowieso niemand Issie angreifen.«
    »Das kann man nie wissen.«
    »Was? Glaubst du, sie ist in Gefahr?«
    »Nein.« Er hebt die Hände hoch in die Luft. »Ich glaube, wir alle sind in Gefahr.«
    »Wegen dem Typen? Dem Typen, der immer auf jemanden zeigt? Glaubst du, dass er wirklich böse ist?«
    »Ja«, sagt er. »Ja, das glaube ich.«
    Ich beuge mich nach vorn, näher zu ihm hin. »Aber warum? Woher weißt du das?«
    »Ich spüre es hier.« Mit der Faust klopft er sich auf den Bauch.
    Wir schauen uns einen Augenblick lang direkt an. In seinen Augen ist etwas, das mir Angst macht, dann aber auch wieder nicht. Das ergibt keinen Sinn. Es kommt mir so vor, als würde jede Faser von mir diese Augen brauchen, um auf eine bestimmte Art und Weise in meine eigenen Augen zu sehen, aber davor fürchte ich mich. Ich möchte ihn nach dem Staub fragen, den ich auf seinem Mantel gesehen habe, aber auch das traue ich mich nicht.
    »Ich bin so ein Feigling«, sage ich.
    Er denkt wahrscheinlich, dass ich immer noch über den Typen spreche, denn er schüttelt den Kopf: »Nein, das bist du nicht. Du willst nur einfach nicht mutig sein.«
    »Was?«
    Nick antwortet nicht, denn Devyn rollt an den Tisch zurück. Issie hüpft direkt hinter ihm. Auf einer Serviette, die er über seinen Schoß gebreitet hat, stapeln sich Kekse. »Is hat’s ein bisschen übertrieben.«
    »Ich wusste ja nicht, wer welche Sorte mag«, erklärt sie. Sie pflückt die Kekse von der Serviette und legt sie auf den Tisch. Dann schaut sie uns an: »Oh je, ihr beiden streitet immer noch.«
    »Nein, tun wir nicht«, sagt Nick.
    Devyn mustert uns.
    »Echt nicht«, sage ich. »Wir streiten nicht.«
    »Woher kommen dann all die düsteren Schwingungen?«, fragt Issie, während sie sich hinsetzt und mir einen Keks anbietet, M & Ms gemischt mit Chocolate Chips.
    »Ich hab ihr Angst gemacht«, erklärt Nick und greift nach einem Haferflocken-Rosinen-Keks.
    »Gut«, sagt Devyn. »Man muss ihr Angst machen.«
    »Wie bitte?«, fährt Issie ihn an.
    »Angst macht uns stärker, hält uns auf Zack. Wir müssen die Angst annehmen.«
    Issie bricht ihren Keks in der Mitte durch. »Jungs können ja so doof sein.«
    Wie wahr. Devyn wird rot, aber Nick lacht nur.
    »Wie sieht’s aus«, sage ich schnell, »gehen wir heute nach der Schule in die Bibliothek?«
    »Heute kein GeländelaufTraining?«, fragt Devyn.
    »Unser freier Tag«, erklärt Nick. »Fahren wir zusammen?«
    Ich wende mich zu ihm. »Du kommst auch mit?«
    »Ja, natürlich komm ich mit. Oder hast du was dagegen?«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher