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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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Zeit lang nicht mit einer Königin gepaart hat, fordert er seinen Tribut in Form junger Männer.
    Den folgenden Teil liest Devyn uns vor: »Die sie töten, nachdem sie sie für ihr blutiges Vergnügen benutzt haben.«
    »Nicht cool«, sagt Issie.
    »Überhaupt nicht cool«, stimme ich zu.
    Ich lese noch ein Stückchen weiter: »›Die gequälten Jungen fallen allmählich der Hysterie anheim‹ – Ach nee? Ihr etwa nicht? – ›und ihre Seele löst sich Stück für Stück auf, sodass sie kurz vor dem Tod nur noch eine nicht mehr menschliche Hülle sind‹.«
    »Das ist ja grauenvoll«, flüstert Issie und greift nach Devyns Arm.
    Seine Augen sind voller Trauer und Angst, aber seine Stimme ist fest: »Es wird alles gut, Is.«
    »Was, wenn das wirklich passiert?«, flüstere ich. »Was, wenn es gerade schon im Gang ist?«
    Ich schaue in ihre blassen, regungslosen Gesichter und versuche, mir selbst Mut zu machen. »Andererseits ist es nur eine Website, oder? Im Netz kann man alles schreiben.«
    Es klingelt.
    »Stimmt.« Devyn löscht den Verlauf im Webbrowser.
    Die beiden sehen so verstört aus, dass ich einen Scherz mache: »Die Werwesen hier oben scheinen ihre Sache gut zu machen.«
    Nicht einmal der Ansatz eines Lächelns ist zu sehen.
    »Kommt schon«, sage ich, »ihr glaubt das doch nicht ernsthaft, oder?«
    Issie reibt sich mit der Handkante den Nasenrücken: »Irgendwie schon.«
    Ich schaue zu Devyn hinunter. »Du glaubst an Werwölfe und Elfen? Als ob es nicht im wirklichen Leben genug Böses geben würde, über das man erschrocken sein könnte. Braucht ihr noch mehr?«
    »Zara. Kannst du uns den Staub erklären?«
    Ich atme tief ein, denke an den Staub bei meinem Auto, am Waldrand, auf Nicks Rücken. »Nein.«
    »Glaubst du, wir Menschen sind so genial, dass wir alles verstehen können?«
    »Nein«, sage ich und schaue ihn an. »Was meint Nick dazu? Glaubt er auch, dass der Mann ein Elf ist?«
    Hinter mir ertönt eine Stimme: »Oh ja, ich würde schon sagen, dass ich das glaube.«
    Devyn schaltet den Bildschirm aus, während ich ihn anstarre.
    »Dein Mund steht offen, Zara«, raunt Issie mir zu.
    Nick streckt die Hand aus und zieht mich hoch. »Habt ihr schon gegessen?«
    Ich nicke.
    »Kommt ihr trotzdem mit?«
    Ich nicke wieder und schaue auf meine Hand, die in seiner Hand liegt. Issie fängt an zu kichern, und Nick lässt los.
    Der Schnee ist fast ganz geschmolzen, sodass das GeländelaufTraining im Freien stattfindet. Die Strecke entspricht dem, was man in Maine erwartet: Du rennst quer über ein großes Feld und dann weiter auf einem schmalen Pfad, der sich im Bogen durch den Wald schlängelt, wo die Kiefern über dir aufragen und nach dir zu greifen scheinen. Der perfekte Ort für einen Irren, sich auf dich zu stürzen und dich zu packen.
    Aber das wird nicht geschehen. Dennoch wünsche ich mir irgendwie, ich hätte Pfefferspray dabei oder so was. Wir drängen uns um den Coach. Er plustert sich auf, als wäre er schrecklich wichtig, wie eine Art Diktator, der Gesetze erlässt, und vermutlich ist er das ja auch. Es riecht nach Weihnachten, Deodorant und Babypuder. Der Babypuder kommt wahrscheinlich von Megan.
    »Wir laufen paarweise«, sagt er. »Megan, du läufst mit der Neuen.«
    Sie macht ein entsetztes Gesicht. »Niemals.«
    »Ich laufe mit ihr«, sagen Ian und Nick gleichzeitig.
    »Ach, schon so beliebt«, giftet Megan, während der Coach den Kopf schüttelt.
    »Gut«, sagt er. »Colt, du läufst mit ihr.«
    Nick nickt, und ich beiße mir auf die Lippe. »Was? Passt dir das nicht?«, sagt der Coach.
    »Doch, doch«, murmle ich. »Alles bestens.«
    Die anderen finden sich ebenfalls zu Zweiergruppen zusammen, und Coach Walsh schickt uns paarweise los. »Lockerer Lauf. Keine PBs.«
    »Das bedeutet ›persönlichen Bestleistungen‹«, erklärt Megan.
    Ich berühre meine Zehen. »Ich weiß.«
    Nick und ich starten als letzte Gruppe. Nick bleibt die ganze Zeit ungefähr einen Schritt hinter mir, was mich völlig verrückt macht. Als wäre ich nicht gut genug, auf gleicher Höhe mit ihm zu laufen oder so.
    »Musst du unbedingt hinter mir laufen?«, sage ich schließlich, während wir mit langen Schritten einen ansteigenden Pfad hinaufrennen, der sich durch den Wald schlängelt.
    »Stört es dich?«
    »Ja.«
    »Ich schau nicht nach deinem Hintern oder so.«
    Ich bleibe stehen. Er stößt mit mir zusammen, und wir fallen beide zu Boden. Meine Hände wollen den Sturz abfangen, aber das ist gar nicht nötig.

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