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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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Richtige noch nicht über den Weg gelaufen?«
    »Das ist so eine Phrase«, sage ich. Ich beobachte seine Lippen. Aus irgendeinem bizarren Grund sage ich es noch einmal: »Wir sollten Freunde sein.«
    »Ja, das sollten wir«, stimmt er zu, und etwas Warmes durchströmt mich, sodass ich mich noch enger an ihn kuschle.
    »Ich meine, ich bin nicht so wie diese nervigen Frauen im Film, die sich in den Typen verlieben, der sie gerettet hat, weil du mich ja eigentlich gar nicht gerettet hast, oder?«
    »Dich gerettet?«
    Mein Magen zieht sich zusammen. »Was auch immer.«
    Er fängt an zu lachen. Ich knuffe ihn gegen den Oberschenkel. »Hör auf.«
    »Ich kann nicht.«
    Sein ganzer Körper hüpft auf und ab, und er sieht klein aus, jünger und total süß. Als ich mal mit meinem Dad zusammen einen komischen NASCAR-Rennfilm gesehen habe, hat er sich auf ganz ähnliche Art und Weise verändert. Als ob er auf einmal wieder ein kleiner Junge geworden wäre und sich alles, was ihn bedrückt wie Rechnungen, ich, Menschenrechtsverstöße und so weiter in einem Furzwitz aufgelöst hätte.
    Nick holt tief Luft, so tief, dass ich mich auch bewege, weil ich mich an ihn lehne. Beim Ausatmen sagt er mit sanfter Stimme, so leise, dass ich ihn kaum verstehe. »Ich will dich nicht verletzen, Zara, und ich will auch nicht, dass sonst irgendetwas oder irgendwer dich verletzt.«
    Ich lächle.
    »Gut. Aber ich bin keine Jungfrau, und es herrscht keine Not.«
    Dann schlafe ich ein, was ein lächerlich schlechtes Timing ist, denn die Unterhaltung ist gerade interessant geworden.
    Philophobie
    Die Angst sich zu verlieben oder verliebt zu sein
    Am nächsten Morgen erwache ich in meinem Bett. Nicht auf der Couch, sondern in meinem Bett. Und das heißt?
    Ich habe alles nur geträumt!
    Richtig?
    Falsch.
    Meine Hand tastet nach der Wunde auf meiner Backe. Sie ist mit Mull und Pflaster verbunden. Die Hand, mit der ich den Sturz abgefangen habe, ist von Schrammen übersät. Sie sind nicht besonders tief, aber sehen irgendwie lustig aus. Es fällt mir schwer, mich aufzusetzen. Alle Knochen knacken und knirschen, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Auch meine Bauchmuskeln schmerzen. Ich ziehe mich aus dem Bett und tappe hinüber zum Spiegel. Der weiße Verband hebt sich kaum von meinem bleichen Gesicht ab. Betty hat mich gestern Abend wohl noch verbunden, aber ich kann mich nicht wirklich daran erinnern. Ich weiß auch nicht mehr, dass Nick gegangen ist. Oh Gott, ich habe ihn gefragt, ob er mein Freund sein will. Man fragt andere nicht, ob sie mit einem befreundet sein wollen.
    Catagelophobie ist die Angst, verlacht zu werden. Das ist eine sehr normale Angst, eine Angst, die ich pflegen sollte.
    »Hilfsbedürftig. Hilfsbedürftig und mitleiderregend«, sage ich zu meinem hässlichen Spiegelbild.
    Die Lippen meines hässlichen Spiegelbilds formen dieselben Worte.
    Ich fahre mir mit den Fingern durch die Haare und gebe es gleich wieder auf.
    Catagelophobie.
    Warum befasse ich mich damit? Es gibt absolut gar keinen Grund, sich mit Nick zu befassen. Er ist einfach ein netter Junge, der mich in seinem wunderschönen Mini fast überfahren hat. Ja, er riecht gut, nach Trost und Wärme und Sicherheit, aber er ist nicht sicher. Ich weiß es. Ich weiß es ganz genau. Und außerdem: Warum sollte er mich mögen? Das Mädchen im Spiegel ist zu blass, zu unscheinbar und hat einen dicken Verband um den Kopf. Nicht gerade der Stoff, aus dem Topmodels gemacht werden, nicht einmal für eine Megan würde es reichen.
    Ich fange an, an meinen Haaren herumzureißen, und versuche dabei, mich nicht anzuschauen, mich zu ignorieren.
    Grandma Bettys Hand auf meiner Schulter lässt mich zusammenfahren: »Zara?«
    Beim Umdrehen lehne ich mich gegen die Kommode. Ich traue mich nicht, ihr in die Augen zu schauen.
    Sie lässt ihre Finger durch meine Haare gleiten. »Du musst eine Spülung verwenden, damit du diese Zotteln rauskriegst.«
    »Ich weiß.«
    Draußen bellt ein Hund.
    »Scheiß Hunde«, murmelt sie, schaut weg und sieht mich dann wieder an. »Dieser Nick ist ein netter Junge.«
    Ich schaue sie argwöhnisch an. »Er mag mich nicht.«
    »Wirklich? Willst du mich überzeugen oder dich? Ich fand ihn nämlich hier bei dir auf der Couch. Er hat ein Tuch an deinen Kopf gedrückt, während du sabbernd geschlafen hast.«
    »Ich hab gesabbert?«
    Sie lacht. »Nicht allzu sehr.«
    Ich verberge den Kopf in den Händen. Die Luft im Zimmer ist muffig und riecht nach getrocknetem Blut

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