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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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fühlt sich gut und sicher an. »Sind wir hier sicher?«
    »Ich bin bei dir, Zara. Dir passiert nichts, das versprech ich dir.«
    Ich möchte ihm glauben, weiß aber nicht genau, ob ich das kann. Gibt es überhaupt noch Sicherheit?
    Wir nehmen unseren Mut soweit zusammen, dass wir uns die Treppe hinunterwagen, und es ist schrecklich. Wirklich schrecklich. Vielleicht ist ja tatsächlich nur ein Elf eingedrungen, aber er hat so viel Schaden angerichtet, dass man durchaus meinen könnte, hundert Elfen wären da gewesen.
    »Es sieht aus, als hätte ich hier richtig einen draufgemacht«, sage ich und bleibe mitten auf der Treppe stehen, um den Schaden zu begutachten. »Meine Güte, Betty bringt mich um.«
    Die Couch ist umgekippt. Der weiße Ledersessel mit Ruß beschmiert. Zeitungen und Bücher liegen auf dem Fußboden verstreut. Elfenstaub überzieht die Kissen der Couch.
    Nick nimmt meine Hand und zieht mich die Treppe hinunter. »Keine Sorge. Wir kümmern uns darum. Alles halb so schlimm.«
    Er lässt meine Hand los und packt ein Ende der Couch an. »Komm, die stellen wir zuerst auf.«
    Gemeinsam stellen wir die Couch richtig hin und schieben sie wieder an die Wand. Nick bläst sich den Staub von den Händen. »Ekelhaft.«
    »Könnte schlimmer sein. Immerhin hat er die Kissen nicht aufgeschlitzt«, sage ich, aber meine Stimme klingt aufgesetzt.
    Nick lässt sich täuschen. »Allerdings.«
    Wir fangen an, die Sachen vom Boden aufzuheben. Ich teste, ob mein Handy und das Festnetztelefon wieder funktionieren. Tun sie nicht. Wir machen die Tür auf, und Schnee wirbelt ins Haus. Irgendwelche Elfenspuren sind längst zugeschneit.
    Mir stockt der Atem. Die Welt sieht märchenhaft aus wie im weihnachtlichen Nussknacker-Ballett. Die schneebedeckten Bäume wirken verzaubert. Nicks Mini ist vollkommen mit Schnee überzogen Alles sieht so wunderschön und ordentlich aus, so natürlich und sicher, das komplette Gegenteil von Bettys Haus.
    »Wir sind eingeschneit«, verkünde ich.
    Nick hält witternd die Nase nach draußen. »Das ist ein richtiger Schneesturm. Wahrscheinlich dauert er den ganzen Nachmittag und legt sich erst morgen früh wieder.«
    Mit schweren Schritten gehe ich durch das Wohnzimmer und versuche, Betty über Funk zu erreichen. Ich gerate an Josie von der Leitstelle, die mir sagt: »Sie hat sich vor zwei Stunden auf den Heimweg gemacht.«
    »Oh Gott.«
    »Nein, mach dir keine Sorgen. Ich versuche, sie auf dem anderen Kanal anzurufen. Vom Dahlberg-Jungen gibt’s nichts Neues. Der Schneesturm soll die ganze Nacht dauern, und die Straßen sind zugeschneit, deshalb braucht sie wahrscheinlich einfach noch ein bisschen. Und das Satellitentelefon hat auch keine Verbindung, deshalb funktionieren ein paar Kanäle nicht.«
    Ich drücke den Knopf an dem Funkgerät. »Okay. Überanstrengen Sie sich nicht, Josie.«
    Sie lacht, und ihr Lachen dringt laut und klar durch das Rauschen: »Noch bin ich nicht tot, Zara. Ich habe immer noch ein bisschen Leben in mir.«
    Das haben wir alle, denke ich. Ich gehe zurück und mache mich wieder daran, das Wohnzimmer aufzuräumen.
    Wir räumen eine gefühlte Ewigkeit lang auf, und schließlich knurren unsere Mägen so laut, dass sie den heulenden Wind draußen übertönen.
    »Ich bin am Verhungern. Du auch?«, fragt er.
    Ich klopfe mir auf den Bauch. »Jep. Glaubst du, mit Betty ist alles okay?«
    Er nimmt mich in den Arm. »Ja, ganz bestimmt.«
    Er geht in die Küche und holt ein paar Eier aus dem Kühlschrank, während ich den restlichen Inhalt nach draußen in den Schnee stelle, damit er nicht schlecht wird.
    Als ich wieder reinkomme, stellt Nick gerade zwei Pfannen auf den Herd und öffnet eine Dose Corned Beef.
    »Corned Beef?«, frage ich. »Pfui Spinne.«
    »Das ist gut, da wachsen dir Haare auf der Brust.«
    »Fell, meinst du wohl.«
    »Genau.«
    Er zieht den Blechdeckel ab und legt ihn auf ein Stück Küchenpapier. Dann kippt er den Inhalt der Dose in die Pfanne und rührt um.
    »Das dauert noch ein bisschen.« Er nimmt einen anderen Kochlöffel und rührt in den Eiern. »Ich habe überlegt, dass wir wegen dieser Elfengeschichte vielleicht Hilfe holen sollten.«
    »Gut. Ich dachte immer, Wölfe würden im Rudel leben. Hast du kein Rudel?«
    »Nein, nicht im traditionellen Sinn.«
    »Tut mir leid, Nick, aber im Zusammenhang mit Werwölfen, habe ich keinen blassen Schimmer, was der ›traditionelle Sinn‹ bedeutet.«
    »Ich heule nicht mit den Wölfen.«
    Ich nicke abwartend.

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