Flug 2039

es das PornoDepot, was meinen Bruder Adam aus dem Versteck gelockt hat.
    Mein einziger Beitrag zu dem Projekt war der, dass ich ein paar Papiere unterschrieben habe.
    Seitdem denken alle in Amerika, es sei meine Schuld, dass sie eine Sondergebühr von zwei Dollar zahlen müssen, wenn sie ein Tittenblatt kaufen.
    Und dann kam Adam Branson aus seinem Versteck und hielt Fertility eine Pistole an den gelangweilten Kopf, um sie zu zwingen, mich aufzuspüren.
    Als ob Fertility das nicht hätte kommen sehen.
    Fertility wusste alles.
    Fertility sagte, ich solle die Drohung meines Bruders, sie umzubringen, als gut gemeint bezeichnen.
    Später, als ich an der Reihe war und hier in diesem Flugzeug dem Piloten dieselbe Pistole an die Schläfe hielt, begriff ich plötzlich, wie schnell so etwas passieren kann.
    Trotzdem. Ich bin es, den die Leute hassen.
    Ich, ich bin der Bruder mit der nach mir benannten Tender-Branson-Deponie für Prekäres Material.
    Als Fertility das neue, aufgemöbelte, aufgepeppte, gebräunte und rasierte Ich zum letzten Mal leibhaftig vor sich sah, sagte sie, ich sei kaum wieder zu erkennen, so viel besser sähe ich aus. Sie sagte: »Brauchst d u eine Katastrophe?«
    Sie sagte: »Schau in den Spiegel.«
    Adam war noch immer hinter mir her. Adam ist der Bruder, den Fertility mich als »Heiligen« zu bezeichnen lehrte.

Kapitel 19
    Bevor dieses Flugzeug abstürzt oder bevor das Band des Flugschreibers ausläuft, möchte ich unter anderem noch die folgenden Fehler bereinigen:
    Die Fernsehshow Seelenfrieden
    Die Tender-Branson-Armaturenbrett-Puppe
    Das Brettspiel Bibel-Trivia. Als würde Gott jemals etwas Triviales sagen.
    Das Geheimnis, sagte der Agent, bestehe darin, immer viele Dinge gleichzeitig in petto zu haben. Auf die Weise hat man, wenn eine Sache schief geht, immer noch was zu hoffen.
    Und so hatten wir:
    Die Bibel-Diät
    Das Buch Bibeltipps zum Geldverdienen
    Das Buch Sexgeheimnisse der Bibel
    Der Bibelratgeber zum Umbau von Küchen und Badezimmern
    Es gab das Tender-Branson-Raumspray.
    Es gab die Genesis-Kampagne.
    Es gab das Buch der Alltagsgebete II, aber die Gebete hatten eher was von Hexensprüchen:
    Zum Beispiel: Das Gebet, jemanden in sich verliebt zu machen.
    Oder: Das Gebet, dem Feind das Augenlicht zu nehmen.
    Das alles liefern die guten Leute des Tender-Branson-Konzerns. Nichts davon war meine Idee.
    Die Genesis-Kampagne war am allerwenigsten meine Idee. Ich habe mich verbissen gegen diese Kampagne gewehrt. Aber leider gab es Leute, die wissen wollten, ob ich noch Jungfrau sei. Intelligente Leute, die fragten, ob es nicht ein bisschen irre sei, in meinem Alter noch Jungfrau zu sein.
    Die Leute fragten, ob ich ein Problem mit Sex hätte.
    Was denn nicht mit mir stimme.
    Die Genesis-Kampagne war die Notlösung, mit der der Agent die Sache zu korrigieren suchte. Immer mehr wurde alles in meinem Leben zur Korrektur der früheren Korrektur einer noch früheren Korrektur, bis ich selbst nicht mehr wusste, worin das ursprüngliche Problem bestanden hatte. In diesem Fall lautete das Problem: Bei einem erwachsenen Amerikaner, der noch Jungfrau ist, muss einfach irgendetwas nicht stimmen. Die Leute können sich nicht vorstellen, dass jemand eine Tugend besitzt, die sie sich nicht bei sich selber vorstellen können. Statt zu glauben, dass du eben stärker bist, bildet man sich bequemerweise ein, dass du schwächer bist. Dass du dich habituell selbst befleckst. Dass du ein Lügner bist. Die Leute sind immer bereit, das Gegenteil von dem zu glauben, was du ihnen erzählst.
    Du hast nicht einfach einen starken Willen.
    Du bist als Kind kastriert worden.
    Die Genesis-Kampagne war ein sehr fragwürdiges Medienereignis.
    Die Notlösung sah so aus, dass der Agent beschloss, mich zu verheiraten.
    Das teilt er mir eines Tages in der Limousine mit.
    Der Fitnesstrainer, der mit uns in der Limousine sitzt, sagt, die dünnen Insulinnadeln sind die besten, weil sie nicht an der Innenwand der Vene hängen bleiben. Die Presseagentin ist auch dabei, und sie und der Agent schauen aus den getönten Fenstern, während der Trainer an der Reibfläche eines Streichholzheftchens eine Spritzennadel anspitzt und mir dann 50 Milligramm Laurabolin verpasst.
    Das tut nicht weh, wenn man Insulinnadeln nimmt.
    Mit dem Sex sei das so, erklärt mir der Agent: Auch wenn man sich noch so sehr danach sehne, sei es möglich, ihn zu vergessen. Als Teenager habe er plötzlich eine Milchallergie bekommen. Er habe Milch sehr gern