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Flug 2039

Flug 2039

Titel: Flug 2039 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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WEDER GESCHMEICHELT NOCH BELEIDIGT. RICHTET NICHT, AUF DASS IHR NICHT GERICHTET WERDET.
    Der Regisseur formt mit den Lippen die Worte »Komm zu Potte«. Die Moderatorin sagt: Anrufer Nummer zwei, Sie sind auf Sendung.
    Anrufer Nummer zwei fragt, was ich von String-Tangas halte.
    Der Teleprompter sagt: ABSCHEU.
    Ich sage: Nachdem ich jahrelang die Wäsche reicher Leute voreingeweicht habe, kann ich nur sagen, dass die Leute, die Badeanzüge und Unterwäsche mit diesen dünnen Riemchen herstellen, zumindest das Riemchen nur noch in Schwarz herstellen sollten.
    Die Moderatorin sagt: Anrufer Nummer drei, Sie sind auf Sendung.
    »Ich hab mich in einen Mann verliebt, aber der geht mir aus dem Weg.«
    Fertility, das ist ihre Stimme da aus den Lautsprechern, sie spricht zu mir, spricht über mich, vor ganz Nordamerika. Will sie etwa hier im Fernsehen einen kleinen Streit vom Zaun brechen? Meine Gedanken verzweigen sich zu einem Flussdiagramm der Lügen, die ich ihr erzählt habe, und meinen möglichen Antworten auf das, was sie als Nächstes sagen könnte.
    Will sie mich und meine Katastrophenvorhersagen entlarven?
    Hat sie zwei und zwei zusammengezählt und erraten, dass ich ihrem Bruder eingeflüstert habe, sich umzubringen? Oder hat sie das schon die ganze Zeit gewusst? Und wenn sie weiß, dass ich ihren Bruder getötet habe – was dann?
    »Dieser Mann, der sich nicht bei mir meldet – ich habe ihm erzählt, was ich mache«, sagt sie. »Von meiner Arbeit. Er findet das nicht gut, tut aber so, als hätte er nichts dagegen.«
    Die Moderatorin fragt, was genau denn Fertility arbeite.
    Der Teleprompter ist sprachlos.
    Und jetzt wird ganz Amerika ein großes Geheimnis erfahren, entweder über Fertility oder über mich. Über ihren schlimmen Job. Über meine mörderische Selbstmord-Hotline. Ihre Katastrophenträume. Meine ausgeliehenen Prophezeiungen.
    »Ich habe einen Agenten, der heißt Dr. Ambrose«, sagt Fertility, »nur dass er kein richtiger Doktor ist.«
    Fertility hat mir erzählt, eines Tages werde jeder einzelne Mensch auf der Welt, selbst die Müllmänner und Tellerwäscher, von einem Agenten unter Vertrag genommen werden. Ihr Dr. Ambrose spüre wohlhabende Paare auf, die jemanden suchen, der ein Kind für sie austrägt. Eine Ersatzmutter. Die Prozedur, so nennt Dr. Ambrose das. Diese wird in utero durchgeführt, der leibliche Vater liegt dabei mit Fertility im Bett, während seine Frau draußen vor der Tür warten muss.
    »Die Frau wartet im Flur und strickt oder denkt sich Namen aus«, sagt Fertility. »Und ihr Mann entleert ein paar Tröpfchen aus seinen Testikeln in mich.«
    Als sie mir zum ersten Mal von ihrem Job erzählte, damals, als ich bloß ein Niemand mit einem Krisentelefon war, sagte sie, Fertility Hollis sei ein Künstlername. Sie sagte, ihr richtiger Name sei Gwen, aber den könne sie nicht ausstehen.
    »Dass ich mit dem leiblichen Vater zusammenkomme, hat eher was mit Naturheilkunde zu tun, sagt Dr. Ambrose. Den Spruch hat er für verzweifelte Paare drauf. Das ist kein Ehebruch. Das ist ganzheitliche Medizin.«
    Weder Betrug noch Prostitution, hatte sie mir erzählt.
    »Das soll schon in der Bibel so stehen«, sagt Fertility.
    Es koste fünftausend Dollar.
    »Sie wissen schon, Genesis, Kapitel dreißig, Rahel und Bilha, Lea und Silpa.«
    Bilha wusste nichts von Empfängnisverhütung, möchte ich ihr sagen. Silpa hat keine fünf Riesen steuerfrei kassiert. Das waren echte Sklaven. Die sind nicht durchs ganze Land gereist, um sich von Möchtegern-Vätern, die unbedingt einen Erben wollen, vögeln zu lassen.
    Fertility lebt bis zu einer ganzen Woche mit so einem Paar zusammen, aber jedes Mal, wenn sie diese so genannte Prozedur durchführen, kostet das weitere fünf Riesen. Bei manchen Männern bringt das bis zu fünfzehntausend in einer einzigen Nacht. Zusätzlich muss das Paar Fertilitys Flugkosten übernehmen.
    »Dr. Ambrose ist nur eine Stimme am Telefon, die den Ablauf der Prozedur erklärt«, sagt Fertility. »Er selbst tritt nicht in Erscheinung. Das Paar bezahlt ihn, und er schickt mir die Hälfte des Geldes in bar. Ohne Absender. Weil er so ein Feigling ist.«
    Ich kenne dieses Gefühl.
    Der Teleprompter sagt: NUTTE.
    »Solange ich nicht schwanger werde, ist alles in Butter.«
    Es sei ihr Beruf, hatte sie mir erzählt, unfruchtbar zu sein.
    Der Teleprompter sagt: HURE
    Ihre Stimme aus den Lautsprechern sagt es: »Ich bin unfruchtbar.«
    Der Teleprompter sagt: FLITTCHEN.
    Das ist ihre

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