Flug 2039
Zeitschriften, die keinen mehr vom Hocker reißen. Regale und Lagerräume voller Videos, auf denen Trottel mit langen Koteletten oder blauen Lidschatten zu schlechter, geklauter Musik herumbumsen. Was Amerika braucht, sagt er, ist ein Ort, an dem dieser fade Schmuddelkram abgeladen werden kann, auf dass er außer Sichtweite von Kindern und Prüden verrotte.
Das verklickert er mir, nachdem er bereits eine Machbarkeitsstudie über die Anlage einer Mülldeponie für Papier, Plastik, Gummi, Latex, Kautschuk, Leder, Druckknöpfe, Reißverschlüsse, Ösen, Klettverschlüsse, Vinyl, Gleitmittel auf Petroleum- oder Wasserbasis und Nylon hat durchführen lassen.
Er will Sammelstellen einrichten, bei denen die Leute Pornomaterial abliefern können, ohne dass jemand Fragen stellt. Von dort sollen örtliche Subunternehmer das Material mit denselben Spezialcontainern für Giftmüll abtransportieren, in denen auch mit ansteckenden Krankheiten kontaminierte Spritzen und Verbandszeug entsorgt werden. Das Pornomaterial wird zur ehemaligen credistischen Kirchenkolonie in Nebraska gebracht und dort sortiert. Und zwar in drei Kategorien:
Softporno.
Hardcore.
Und Kind.
Die erste Kategorie darf auf der Erdoberfläche verrotten. Die zweite Kategorie wird mit Bulldozern in den Boden gestampft. Die dritte wird ausschließlich von uninteressierten Menschen entsorgt, die reißfeste Wegwerf-Overalls, extrastarke Gummihandschuhe und Gummistiefel und Atemmasken tragen und das Kinderpornozeug in unterirdischen Gewölben einlagern, wo es seine Bazillionen Jahre lange Halbwertzeit absitzen kann.
Dem Agenten zufolge müssen wir die Leute mit der Pornogefahr in Panik versetzen.
Wir werden die Regierung auffordern, ein Gesetz zu erlassen, das zwingend vorschreibt, pornographisches Material auf sichere und saubere Weise zu entsorgen. Auf unsere Weise. Genau wie bei Altöl oder Asbest: Wer das Zeug loswerden will, muss dafür zahlen.
Wir werden darauf hinweisen, dass achtlos auf den Straßen weggeworfene Pornos die Kinder verderben und zu Sexualverbrechen anstiften.
Die Kosten zur Abnahme des Zeugs berechnen wir pro Tonne. Die örtlichen Sammelstellen wälzen die Gebühren auf die Kunden ab und schlagen noch etwas drauf, um selbst noch Gewinn zu machen. Wir machen Geld wie Heu. Die Sammelstellen ebenfalls. Die Spießbürger können sich mit frischen Pornos eindecken. Die Pornoindustrie wird reich.
Okay, sagt der Agent. Noch reicher.
Dem Agenten zufolge würden wir damit ganz ungeheure Gewinne machen.
Oder auch nicht.
Der Agent entwarf bereits das Bundesgesetz, das jetzt die Zahlung einer Kaution für jegliches pornographische Material verlangt. Die Kaution geht an die Regierung, die Abtransport und Einlagerung des weggeworfenen Pornomaterials bezahlt. Die Gelder aus dieser speziellen Pornoabgabe seien für einen Porno-Superfonds bestimmt, mit dem die Beseitigung illegaler Mülldeponien finanziert werde. Ein Teil dieser speziellen Verbrauchssteuer gehe in die Rehabilitation von Sexsüchtigen, allerdings nur ein sehr kleiner Teil.
Bevor ich auch nur ein einziges Wort über dieses PornoDepot gehört hatte, waren die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsstudie bereits vertuscht worden.
Die Sickertests gefälscht.
Die Presseagentin schicke Tag und Nacht Faxe an Kirchengruppen, die Wasserproben nähmen. Die Lobbyisten machten einen diskreten Vorstoß.
Da gab es die achttausend Hektar der credistischen Kirchenkolonie mit ihren Gespenstern, die doch niemand kaufen wollte. Und da gab es die Millionen privater Pornosammlungen, die niemand mehr haben wollte. Und alle fanden die Verbindung logisch, nur ich nicht.
Es war nicht meine Entscheidung. Ich erkundete auch andere Möglichkeiten. Ich sprach Dos Gebet für die Schaffung zusätzlichen Lagerraums. Ich schluckte 4000 Milligramm schokoladenbraune Gamacease-Prototypen. Ich dachte, damit ließe sich dieses amerikanische Problem lösen. Ich sprach Das Gebet zum Recyceln alter Zeitungen, aber das traf es nicht ganz. Ich sprach Das Gebet um Verzögerung, aber der Agent wollte die Sache einfach nicht fallen lassen.
Und eines Morgens stand in der Zeitung, das Gesetz zur Einlagerung prekären Materials sei von Kongress und Senat verabschiedet worden und werde vom Präsidenten unterzeichnet.
Der Agent drängte mich immer nur: Unterschreiben Sie.
Unterschreiben Sie hier. Und hier. Und hier.
Ich sprach das Gebet zum Unterzeichnen wichtiger Dokumente, die man nicht gelesen hat.
Fertility zufolge war
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