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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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hinter dem Schienenstrang, aufwärmten. Valentines Zughauptquartier. Er konnte ihr nur eine heiße Pampe anbieten, die tat, als wäre sie Haferschleim, mit ein paar Bruchstücken von Trockenfrüchten. »Schwer, da hinzugelangen. Das Wasser fällt aus wegen der Großmäuler, und die Brücken werden zu gut bewacht.«
    Valentine war in Versuchung, ihr zu verraten, dass einige der Brücken vom Widerstand überwacht wurden, aber diese Leute kooperierten wegen der Gräueltaten der Aktionsgruppen nicht mit dem Pazifikkommando.
    »Waren Sie nur dort, um sich umzusehen?«, fragte Valentine.
    »Wir dürfen nicht über Einsätze diskutieren«, sagte einer der anderen Kundschafter. »Nur berechtigte Personen, wissen Sie?«
    »Wir dürfen aber verraten, dass unsere kleine Freundin da mit ihrem Gewehr wirklich tödlich ist«, sagte der andere Kundschafter. »Einmal hat ein Schlächter unseren Geruch oder was auch immer aufgefangen. Sie hat ihn mit einem Schuss getötet. Er ist einfach umgefallen und erstarrt. So was habe ich noch nie gesehen.«
    »Robie!«, warnte ihn sein älterer Kamerad.
    Der Kundschafter zuckte mit den Schultern. »Scheiße, SBs gehören auch zum Pazifikkommando. Sag nicht, du
wärest nicht froh gewesen, als du die Uniformierten aus dem Graben hast kommen sehen.«
    »Hast wohl einen Narren an dem Hosenscheißer gefressen, was?«, sagte der ältere Kundschafter, als Gide sich neben Valentine setzte, mit dem Rücken an die kalte Betonmauer gelehnt.
    Gide nahm ihren Helm ab. Ihr Haar hatte sie beinahe bis auf die Haut abrasiert. »Ich habe ihn in einem anderen Leben gekannt. Es ist lange her, David. Du kannst über die Rangergruppe Kontakt aufnehmen, falls man dich etwas schreiben lässt.«
    Joho rüttelte die Pampe auf dem kleine Campingkocher mehr durch, als er sie rührte. »Ich würde einiges mehr tun als schreiben, wenn du willst. Ich habe Tinte von sechs Monaten in meinem Stift, die dringend rauswill«, murmelte er.
    »Hey, Snakes«, meldete sich Robie zu Wort. »Wie nennst du dein Gewehr noch? ›Big David‹? Irgendein Zusammenhang? Hat der SB vielleicht den ›Kleinen David‹?« Der andere Kundschafter kicherte.
    Gide wärmte sich die Hände an der heißen Breischale. »Nur berechtigte Personen, Jungs. Nur berechtigte Personen. Und da wir gerade bei Geheimnissen sind …« Sie drehte sich zu Valentine um, öffnete den Reißverschluss ihrer tarnfarbenen Windjacke und knöpfte die oberen Knöpfe ihres Uniformhemds auf. Valentine sah einen Lederriemen, der an ihrem Hals hing. Daran baumelte eine Art Portemonnaie. Sie öffnete es und zeigte ihm die vier verbliebenen Schnellholzkugeln, die an ihrem Busen ruhten.
    »Für mich sind das vier kleine Schutzengel«, flüsterte sie.

    Der November brach stürmisch und düster herein. Oben in den Bergen fiel Schnee, aber im Grenzbereich der Vororte
von Seattle waren die kürzer werdenden Tage und die länger werdenden Nächte noch verregneter als vorher, und der Regen war jetzt kälter und erheblich unangenehmer.
    Wie ein brechender Ast eine Lawine auslösen kann, begann auch die nächste Katastrophe im Zuge von Valentines unglückseliger Reise mit einem Geräusch. In diesem Fall war es das gedämpfte Rumpeln von Reifen auf dem feuchten Straßenpflaster vor einer anderen Kirche.
    Valentine, Mofrey und elf »Beauftragte« des Ersten Zuges warteten in den frühen Morgenstunden im Keller einer Kirche, die zu einem Gemeindezentrum der New Universal Church umfunktioniert, aber aufgrund der Nähe zum Kriegsgebiet aufgegeben worden war. Valentines Kopf ruhte an einer orangefarbenen Kindergestalt. Eine Bordüre kunterbunter, händchenhaltender Kinder verlief über die Kellermauern.
    Mofrey nahm Valentine auf sämtliche Einsätze mit, die der Kompanie 775 zugeteilt wurden. Für die Männer war Valentine schlicht ein Offizier, der eine gute »Nase« für den Feind hatte und sie zurückrief, wenn er glaubte, ein Schlächter sei in der Nähe, und normalerweise konnte man sich darauf verlassen, dass er eine Lücke in den Reihen der Quislinge fand.
    Acht Bewohner von Seattle bereiteten sich derzeit auf die Flucht in das Freie Territorium vor, Eltern, ihre fünf Kinder und eine ältliche Tante, die Schwester des Familienoberhaupts. Sie entledigten sich ihrer bunten Kleidung der kurischen Zone und der dünnen Gummistiefel zugunsten schwerer Wanderbekleidung nebst Stiefeln, Hüten und Jacken für ihre Flucht zu ihrem sicheren Haus. Gewöhnliche Zivilisten erhielten in der kurischen

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