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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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hatte. Wieder andere behaupten, das Kommando Süd hätte seine planerischen und logistischen Möglichkeiten überstrapaziert und sei bang geworden angesichts der völlig unterschiedlichen Folgen der Revolten zwischen dem Platte und dem Red River, die ihr Angriff hätte unterstützen sollen.
    Lässt man das historische Gezänk beiseite, stellt sich die Region zwischen der kurischen Zone und den Wachstationen der VFR als Heimat von Kaninchen, Kojoten und Falken dar, überwacht von hoch am Himmel fliegenden Harpyien am Tag und aurenwitternden Schlächtern in der Nacht. Überreste der Erzeugnisse der Region - Weizen, Soja, Hirse und Gerste - wachsen noch wild auf den Feldern, bisweilen abgegrast von kleinen Herden wilder Schafe und schlauer, reizbarer Ziegen.
    Die alte Interstate mit einigen wenigen Kurven, bewusst eingeplant von den Ingenieuren, die verhindern wollten, dass die Autofahrer von einer schnurgeraden Straße hypnotisiert werden, wird immer noch ungefähr einmal in der Woche von einem Konvoi genutzt. Die Kur lassen den Verkehr zu, weil er auch dafür sorgt, dass ihre gehätschelten Helfer Luxusgüter aus großer Entfernung importieren können, denen die aufregende, wenngleich harmlose Aura des Schwarzhandels anhaftet. Das Freie Territorium hingegen ist auf die Ausrüstungsgegenstände und die Medizin angewiesen, die sich in den allgegenwärtigen Schmuggelverstecken verbergen. Dritter Gewinner dieses Arrangements sind die Straßenpatrouillen, die im Zuge ihrer Sicherheitskontrollen oder bei der Suche nach Flüchtigen stets eine Flasche Schnaps oder eine Stange Zigaretten einstecken können.

    David Valentine wartete still auf dem Rücksitz des Landrovers und sah zu, wie die Soldaten des Kontrollpunkts den Konvoi hinter dem Fahrzeug inspizierten.
    Der Konvoi hatte die Straße an einem von einem Wachturm flankierten Kontrollpunkt in der ausgedehnten, unbewohnten Ebene verlassen, der ersten und wichtigsten derartigen Station auf seiner Fahrt nach Südwesten, wie der Fahrer ihm gesagt hatte. Eine kleine dicht von Prärieblumen bewachsene Hügelkette fiel nur deswegen auf, weil der Rest der Topografie so ausnehmend flach war.
    Sein »Aufsichtswagen« war das zweite Fahrzeug von neunzehn in dem Konvoi, wobei er die Motorräder, die vor und hinter dem Konvoi fuhren, nicht mitgezählt hatte. Straßenführer Lautenberg, ein guter Freund des Hobarth-Clans, nahm »Max Argent« unter Vertrag, als sein Konvoi über Nacht im Nancy’s Rast gemacht hatte. Der behäbige Lautenberg, ein so phlegmatischer Mann, dass man ihn für einen der uniformierten Platzhalter hätte halten können, die die Lücken in den Reihen der echten Söldner in dem großen Militärlaster im Zentrum des Konvois ausfüllten, hatte ihn mit seinem verbliebenen Auge von oben bis unten gemustert und ihn einem seiner Kampfverbände zugewiesen.
    Eine Mitfahrgelegenheit aufzutreiben, hatte Valentine mehrere Wochen gekostet, die er im Nancy’s mit Lesen und Warten zugebracht hatte. Zwar hatte er darauf geachtet, stets gepflegt und ordentlich rasiert aufzutreten, doch sein Beinwurmleder mit den polierten Panzerplatten und seine Stiefel, die selbst für einen vom Arbeitercorps geprägten Sergeant über jeden Tadel erhaben gewesen wären, hatten dafür gesorgt, dass mehrere kleinere Konvois nicht gewillt gewesen waren, ihn mitzunehmen.
    Als endlich ein großer Konvoi eingetroffen war, war dieser auf dem Weg nach Zentralamerika gewesen. Und
der zweite große Konvoi, unterwegs in einer Reihe umgebauter Schulbusse, machte ihn schlicht verrückt. Die Leute gaben sich als Musiker und Tänzer aus. Bei Tag verkauften sie Proteinpulver und Wasserfilter, bei Nacht traten sie gegen Trinkgeld auf. Zwar versprachen sie ihm für leichte Arbeit im Wachdienst einen beachtlichen Lohn am Ende der Reise, doch Valentine fragte sich, ob er es womöglich mit »Kopfjägern« zu tun hatte, umso mehr, nachdem er leises Kettenrasseln unter den Sitzen ihrer Fahrzeuge wahrgenommen hatte. Man konnte reich werden, wenn man den Kur lebende Gefangene lieferte, und Valentine nahm an, dass die attraktiven Schlampen in dem Minivan an der Spitze des Konvois als Köder für leichtgläubige Opfer dienten. Der ganzen Gruppe haftete eine stille, gefährliche Aura an, die ihn abschreckte.
    Der nächste Konvoi vermittelte einen verzweifelten, notleidenden Eindruck. Sowohl der Eigentümer als auch seine Fahrer sahen hungrig aus. Valentine kam sich beinahe vor wie Goldlöckchen. Er fand einfach keinen

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