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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Richtung von Osten nach Westen überschritten hat.«
    Für eine kurze Zeit schienen die Ausführungen Schweitzers Professor Oriola zu verwirren, doch schnell faßte er sich wieder.
    »Selbstverständlich, das hatte ich übersehen. Natürlich mußten wir bei unserer Jagd um den Erdball noch einmal in den Mittwoch eintauchen, aber wir werden nicht lange darin bleiben. Auf dem 180. Längengrad überschreiten wir ja die feste Datumsgrenze und haben den Donnerstag wieder eingeholt.«
    Im Innern der Rakete waren sämtliche Beleuchtungskörper eingeschaltet, ein zerstreutes angenehmes Licht erfüllte den Raum, doch trotzdem überkam eine schläfrige Abendstimmung die Gäste O’Neils’. Sie ließen Federhalter und Schreibmaschine ruhen, machten es sich in ihren Sesseln bequem und dämmerten behaglich vor sich hin. Die Gespräche waren verstummt, Stille herrschte im Raum, so daß überall die Worte gehört wurden, die Professor Schweitzer an seinen Nachbarn richtete.
    »Jetzt müßten wir ungefähr dicht bei der Datumsgrenze sein. Wenn nicht die endlose Flut des Ozeans, sondern bewohntes Land unter uns läge, müßten die Uhren dort ungefähr die zweiundzwanzigste Stunde zeigen. Eben noch die zweiundzwanzigste Stunde des Mittwochs, und jetzt ... wir haben die Grenze überflogen ... dieselbe Stunde des Donnerstags.«
    »Stimmt, Mr. Schweitzer. Unser Ausflug in den Mittwoch hat kaum mehr als eine Viertelstunde gedauert. Jetzt rollen wir den Donnerstag von seinem Ende nach seinem Anfang hin auf. Ich denke, über den japanischen Inseln werden wir schon wieder in die Abenddämmerung stoßen und über die Küste von Korea etwa die Sonne wieder aufgehen sehen.«
    »Die Sonne wieder aufgehen sehen?« wiederholte der Korrespondent des »Corriere de la sera«, Guido Alfieri, ungläubig die letzten Worte.
    »Sie haben richtig gehört, Mr. Alfieri«, wandte sich Dr. Oriola zu ihm hin. »Über dem Atlantik sahen wir auf unserem Flug nach Westen die Sonne hinter uns zurückbleiben und im Osten untergehen. Über der Pazifikküste Asiens werden wir sie, von Osten herkommend, wieder einholen, müssen sie also im Westen aufgehen sehen.«
    Minute um Minute verstrich, während O’Neils’ Rakete ihren Weg fortsetzte.
    »Jetzt müssen wir wohl schon die japanischen Inseln unter uns haben«, hatte Mr. Schweitzer eben zu seinem Kollegen gesagt, als vor ihnen im Westen der Horizont eine Aufhellung zeigte, die langsam rötliche Färbung annahm.
    »Die Abenddämmerung! Wir haben sie erreicht«, rief Oriola. Er hatte den Satz kaum vollendet, als die Sonnenscheibe langsam über der Westkimme emporstieg, als ihre Strahlen durch die Fenster der Rakete in deren Inneres fielen. Schon wurden die Lampen ausgeschaltet; schon wich die nächtliche Stimmung, welche die Passagiere der Rakete während der kurzen Zeit der Dunkelheit befallen hatte, wieder von ihnen. Schon begann hier und dort wieder eine Schreibmaschine zu klappern, als ein jäher schriller Klang die Gäste O’Neils’ zusammenfahren ließ. Im nächsten Augenblick wurde die Tür zum Kommandoraum aufgerissen, und Watson erschien in ihrem Rahmen. Mit lebhaften Gesten bedeutete er Professor O’Neils, zu ihm in den Kommandostand zu kommen. Mit schnellen Schritten war O’Neils bei ihm, zog ihn in den Kommandoraum hinein, schloß die Tür wieder zu.
    »Was ist’s, Watson? Was hat’s gegeben? Was war das für ein Klang?«
    »Ein Unglück, Herr Professor. Die Hauptsteuerwelle ist gebrochen.«
    »Die Hauptsteuerwelle gebrochen? Wo ist sie gebrochen?«
    »Im Lagergehäuse. Ich fürchte, die schroffe Temperaturdifferenz ist die Ursache gewesen. Drinnen zwanzig Grad Wärme, draußen hundertfünfzig Grad Kälte. Nur so kann ich’s mir erklären. Der Werkstoff, aus dem wir sie schmieden ließen, war bester Edelstahl.«
    O’Neils sprang zu dem Steuerstand und bewegte die Hauptkurbel. Viel leichter als früher ließ sie sich drehen. Ein Blick durch die Fenster zeigte O’Neils, daß die Treibflächen der Bewegung nicht folgten, sondern regungslos in ihrer Lage verharrten. Die Rakete war durch den Unfall steuerlos geworden. Einen Augenblick wollte O’Neils unter dieser Erkenntnis zusammenbrechen, dann raffte er sich auf.
    »Funken Sie, Watson!« schrie er seinen Gehilfen an. »Versuchen Sie Verbindung zu bekommen ... mit Hidetawa in Tokio oder mit Gorla! Es sind die einzigen Stellen, die uns Hilfe bringen können.«
    Während Watson am Kurzwellensender arbeitete, saß O’Neils in sich zusammengesunken in

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