Flug in den Weltraum
den das Zimmer direkte Verbindung mit der Werkhalle hatte.
»Alles sofort zum Start fertigmachen«, hörte Yatahira ihn in das Mikrophon sagen, sprach dann selbst weiter:
»Wir haben stärkere Zusatzbeschleunigung. Die Fliehkraft reißt uns nach oben. Wir steigen unaufhörlich ...« Dann wurde es still. Es kamen keine weiteren Nachrichten mehr von der Rakete.
»Kommen Sie!« Nur diese zwei Worte sagte Hidetawa, während er den Raum verließ und, fast schon laufend, der Werkhalle zueilte. Auf dem Fuße folgte ihm Yatahira.
Zusammen betraten sie die Halle. Der kurze Befehl, den Hidetawa vor wenigen Minuten durch den Fernsprecher gab, hatte bereits gewirkt. Seine neue Rakete stand startbereit. Eine auserlesene Mannschaft von sechs Köpfen war in dem Strahlschiff auf ihren Plätzen; das zweiteilige Dach der Halle war aufgeklappt, so daß die Maschine freie Fahrt nach oben hatte. Mit einem Blick überzeugte sich Hidetawa, daß die drei Kreiselkompasse der Rakete in Betrieb und bereits gerichtet waren. Eine Bewegung am Steuerhebel, und die Maschine stieg in die Höhe und ging auf Nordwestkurs, um den achtunddreißigsten Breitengrad anzusteuern.
Der starke Beschleunigungsdruck zwang Hidetawa und Yatahira, in sicheren Sesseln Platz zu nehmen. Schweigend verharrten sie geraume Zeit, bis Hidetawa das Schweigen brach.
»Es ist keine leichte Aufgabe, Yatahira. Nur wenn wir Glück haben, werden wir sie finden, und dann kommt die andere, noch schwerere, sie zu retten.«
Unablässig war die Rakete gestiegen und hatte an Geschwindigkeit gewonnen. Schon seit Minuten lief sie mit genauem Westkurs auf dem achtunddreißigsten Breitengrad. Wieder setzte Hidetawa zum Sprechen an:
»Versuchen Sie Funkverbindung mit den Amerikanern zu bekommen.«
Yatahira schaltete an der Kurzwellenstation der Rakete und begann im nächsten Augenblick zu sprechen:
»O’Neils funkt, Herr Hidetawa, wir treiben in zweihundert Kilometern Höhe auf dem achtunddreißigsten Breitengrad nach Westen. Steigen nicht mehr weiter.«
Hidetawa griff nach einem Schreibblock, fing an zu rechnen und sprach dabei Worte und Zahlen vor sich hin:
»Zweihundert Kilometer, die Fliehkraft ausgeglichen ...«
Er warf Zahlen auf das Papier, während seine Lippen weitere Worte formten:
»Jetzt kennen wir ihre Höhe, ihre Geschwindigkeit, ihren Kurs ... ich hoffe, wir werden sie finden, Yatahira.«
Der erste SOS-Ruf O’Neils’ war auch von der amerikanischen Kurzwellenstation empfangen worden und versetzte Washington in Bestürzung. Wie stolz und erfolgssicher war man noch vor wenig mehr als einer Stunde gewesen, und wie hoffnungslos erschien jetzt die Lage von O’Neils’ Strahlschiff.
Gerüchte kamen auf und wurden bei ihrer Verbreitung weiter vergrößert; wurden immer fantastischer, je länger weitere Nachrichten ausblieben. Schon wollten die einen um einen vernichtenden Absturz der Rakete in Ostsibirien wissen, während andere es als sicher verkündeten, daß die steuerlose Maschine von der Erde abgetrieben sei und unrettbar im unendlichen Weltraum triebe.
Erst geraume Zeit nach dem Start hatte die Öffentlichkeit durch die Funksprüche der an Bord befindlichen Berichterstatter Genaueres über die Pläne Prof. O’Neils’ gehört und erfahren, daß er um 14 Uhr 10 Minuten nach vollbrachtem Rundflug in Washington landen würde. Eine gewaltige Volksmenge hatte sich daraufhin in der Umgebung der Howard-Universität zusammengefunden, um die Landung zu sehen und O’Neils und sein Strahlschiff zu feiern. Noch harrten die Massen dort und zählten die Minuten, als auch hier ... der Himmel mag wissen, von woher sie kamen ... Gerüchte von einer Katastrophe auftauchten. Zuerst widersprach die Menge den Unglückspropheten, bedrohte sie tätlich, zwang sie, sich durch schnelle Flucht in Sicherheit zu bringen. Als aber der für die Landung in Aussicht genommene Zeitpunkt verstrich und kein Strahlschiff erschien, fanden die übertriebensten Vermutungen schnell Glauben und lösten eine panikartige Stimmung aus. Keiner von den vielen Tausenden der hier Versammelten konnte ja sehen oder auch nur ahnen, daß O’Neils’ Strahlschiff schon geraume Zeit vor dem Landungstermin in riesiger Höhe über Washington dahingestürmt war und die zweite Umkreisung des Erdballs begonnen hatte.
»Ich hoffe, wir werden sie finden«, hatte Hidetawa zu seinem Gehilfen gesagt und die Geschwindigkeit seiner Rakete weiter erhöht. Automatisch wurde sie dabei durch die verstärkte Fliehkraft bis
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