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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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aufgebaut wurde, obwohl Hegemüller lebhaft protestierte und versicherte, daß man bei der neuen Konstruktion keine Explosionen mehr zu befürchten brauche.
    In der Tat unterschied sich die Röhre, die nach den Plänen von Dr. Hegemüller entstanden war, beträchtlich von den früher verwendeten zerbrechlichen Glasgebilden. Es war ein mächtiger Steingutkörper im Gewicht mehrerer Tonnen, und man mußte kräftige Kräne zu Hilfe nehmen, um ihn in die Schleudergrube hinabzulassen. Hier konnte auch nicht mehr nach Glasbläserart gearbeitet werden, sondern durch eine verschraubbare Luke mußte das Metall der Antikathode in die neue Röhre eingebracht werden. Knarrend und dröhnend schob sich endlich die Metallkuppel über der Grube zusammen. Dr. Hegemüller stand dabei und setzte eine undefinierbare Miene auf.
    »Haben Sie schon wieder was auszusetzen, Kollege?« fragte ihn Thiessen, durch seine dauernde Nörgelei gereizt. »Wenn der Versuch gut ausgeht, können Sie sich beim nächsten meinetwegen auf die Röhre setzen.«
    Hegemüller stand in Gedanken versunken da und schien die Worte kaum gehört zu haben. Dr. Thiessen wiederholte deshalb seinen Vorschlag noch einmal. »Wenn Sie durchaus Lust zu einer Himmelfahrt haben, Herr Hegemüller, können Sie das nächste Mal in persona auf der Röhre Platz nehmen. Ich bin auch bereit, Sie für Ihre Erben fotografieren zu lassen, bevor wir Strom geben ...«
    »Wie? Sagten Sie etwas, Herr Thiessen?« Hegemüller kam aus seinem Sinnieren wieder zu sich und blickte Thiessen an, als ob er eben aus einem Traum erwache.
    »Ich erlaubte mir in der Tat, etwas zu sagen«, gab Dr. Thiessen verdrießlich zurück.
    »Ich habe eine Idee«, erwiderte Hegemüller, ohne auf die Tonart des andern einzugehen.
    »Schon wieder eine Idee?« Dr. Thiessen schnitt ein Gesicht, als ob er etwas Saures im Munde hätte. »Lieber Freund, Ihre Ideen sind mir, offen gesagt, ein wenig zu explosiv.«
    Hegemüller war schon wieder ins Grübeln geraten. Mehr zu sich selbst als zu den anderen sprach er weiter.
    »Wenn man die Strahlung speichern könnte ... einen Akkumulator müßte man haben, der die Energie sammelt, wenn der Motor nicht läuft ...« Thiessen schlug ihm kräftig auf die Schulter. »Hegemüller! Doktor! Mann, kommen Sie zu sich! Sie reden ja im Fieber! Die Energie der Protonen und Neutronen, die mit Riesengeschwindigkeit durch den Raum sausen, wollen Sie speichern? Wie denken Sie sich das?«
    Dr. Hegemüller preßte beide Fäuste gegen die Stirn. Er sprach wie unter einem inneren Zwang.
    »Ich weiß es noch nicht, Herr Thiessen ...« Er schöpfte ein paarmal tief Atem. »Wenn ich’s schon wüßte, wäre mir wohler. Ich weiß nur, daß es gehen muß ... Ich sehe den Weg noch nicht klar ... aber finden werde ich ihn.«
    Mit einem Kopfschütteln wandte Dr. Thiessen sich ab. Öfter als einmal hatte er sich in der letzten Zeit über seinen Assistenten Gedanken gemacht. Anfangs war er geneigt gewesen, ihn für einen leichtsinnigen Draufgänger zu halten, dem man auf die Finger sehen mußte, und verschiedene Vorkommnisse, bei denen es programmwidrig funkte und krachte, hatten Dr. Thiessen in seiner Meinung bestärkt. Aber je länger, desto mehr glaubte er später doch einen tieferen Sinn, einen verdeccten Plan in den Eigenmächtigkeiten Hegemüllers zu entdecken, und nach jenen letzten Vorkommnissen schließlich, die nach scheinbaren Mißerfolgen den neuen Strahlstoff ergaben, war Thiessen so weit gekommen, sich die Frage vorzulegen: Genie oder Tollheit?
    Tollkühn war es von Hegemüller gewesen, die gefährliche Beimengung kurzerhand zu verzehnfachen. Das halbe Werk hätte darüber in die Luft fliegen können, aber der Erfolg hatte die Kühnheit gerechtfertigt. Und nun wieder eine neue Phantasterei, die Strahlung während der Zeit, in der sie nicht benötigt wurde, einfach zu speichern. Im ersten Augenblick schien’s nur ein vages Hirngespinst zu sein ... und doch ... je länger Thiessen überlegte, desto mehr gewann der Plan auch für ihn Sinn und Bedeutung. Mit dem ersten kühnen Experiment hatte Dr. Hegemüller den Hahn zur Atomenergie gewissermaßen aufgedreht. Jetzt sann er auf eine Möglichkeit, ihn nach Belieben wieder schließen zu gönnen ... ein verwegenes Projekt ... doch wenn es glückte ... welchen Ruhm würde seine Abteilung, würde das Werk davon haben!
    Thiessen bemühte sich, seine Erregung zu verbergen, und wandte sich wieder an seine beiden Assistenten.
    »Sind Sie mit den

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