Flug in den Weltraum
Thiessen ihn zurecht, als Grabbe, der die leise geführte Unterhaltung doch gehört hatte, sich einmengte.
»Ich werde mit unserem Vertreter in Tokio kabeln. Er soll herausbekommen, wo die Herren Yatahira und Saraku stecken. Wenn die zwei jetzt mit Hidetawa zusammenarbeiten, könnte Ihr Verdacht berechtigt sein, Herr Doktor Hegemüller.«
»Ich würde es auch dann für ausgeschlossen halten«, beharrte Thiessen bei seiner Meinung. »Selber haben die Japaner bei uns keinen Strahlstoff gemacht, und in unser Laboratorium sind sie nicht mehr gekommen, nachdem uns die Herstellung geglückt war. Wenn sie jetzt über etwas Ähnliches verfügen, dürfte es wohl aus dem Laboratorium von Hidetawa stammen. Ich glaube, gegen diese Schlußfolgerung läßt sich nichts einwenden, Herr Grabbe.«
Der Chefingenieur zuckte die Achseln. »Vielleicht, vielleicht auch nicht! Vergessen Sie nicht, Herr Thiessen, daß eine nicht unbeträchtliche Menge des aktiven Metalls aus Ihrem Labor ausgebrochen und in die weite Welt hinausgeflogen ist. Auf diese Weise haben ja auch die Amerikaner etwas davon in die Finger bekommen.«
»Glauben aber Gott sei Dank, daß es sich um einen Meteor aus dem Weltraum handelt«, warf Hegemüller dazwischen.
»Hoffentlich, Herr Doktor Hegemüller, bleiben sie bei dem Glauben«, fuhr Grabbe fort. »Ich habe da noch eine Nachricht bekommen, die Sie vielleicht interessieren wird. Einer von den Assistenten Professor O’Neils’s ist nach Los Angeles gereist und hat am Boulder-Damm zusammengeklaubt, was sich von den Resten Ihrer ersten Strahlkugel finden ließ. Wenn jetzt etwa O’Neils auch auf den Einfall käme, die Flügel einer Lichtmühle mit Strahlstoff zu präparieren, so brauchten wir uns nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, von wo der den Stoff herhat.«
»Wäre es am Ende nicht möglich, daß auch japanische Agenten am Boulder-Damm waren und sich ebenfalls ... nur etwas geschickter und unauffälliger ... etwas von dem Stoff beschafft haben?« gab Dr. Stiegel zu bedenken.
»Das würde ich immer noch für wahrscheinlicher halten«, pflichtete Thiessen ihm bei, »als daß es den Japanern gelungen sein sollte, hier aus unserem Laboratorium etwas von dem Stoff an sich zu bringen.«
»Wir wollen uns darüber nicht unnütz den Kopf zerbrechen«, beendete Grabbe die Debatte. »Unsere nächste Aufgabe steht fest. Wir müssen eine Strahlturbine bauen. Die Aufgabe ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Ich schlage vor, daß die Herren jeder für sich zunächst einmal Entwürfe machen und daß wir uns dann in den nächsten Tagen ... vielleicht schon übermorgen ... wieder zu einer Besprechung zusammensetzen.«
Grabbe hatte kaum das Zimmer verlassen, als Hegemüller mit einer Frage herauskam. »Ich möchte für mein Leben gern wissen, wo unser Chefingenieur seine Informationen her hat. Er weiß, was bei Hidetawa auf dem Schreibtisch steht; er weiß, daß Mr. Jones am Boulder-Damm gewesen ist. Vermutlich weiß er noch mancherlei anderes, von dem er uns gar nichts gesagt hat.«
Dr. Thiessen lachte. »O Hegemüller, Sie ahnungsloser Engel, haben Sie noch niemals etwas von unserem Informationsbüro und von unserem Nachrichtendienst gehört?«
»Wenig und nichts Bestimmtes, Herr Thiessen. Ich mache meinen eigenen Kram und kümmere mich nicht um das, was andere machen.«
»Ist auch ein Standpunkt, Kollege, aber schließlich nicht immer der richtige. Die Werksleitung muß wissen, was draußen in der Welt vorgeht, und dazu haben wir zunächst mal unser Informationsbüro.«
Hegemüller schüttelte sich. »Ich bin mal durchgekommen. Da saßen eine Menge Leute drin, lasen Zeitungen, schnitten hin und wieder was aus und klebten es auf weiße Blätter.«
Thiessen lehnte sich bequem in seinen Sessel zurück und schickte sich zu einem kleinen Vortrag an.
»Ja, mein lieber Hegemüller, die Leute, die Sie in unserem Informationsbüro gesehen haben, sind keine einfachen Zeitungleser. Die verstehen es, auf einen Blick unter hundert Nachrichten gerade die eine, oft recht unscheinbare, herauszufinden, die für unser Werk Interesse hat. Sie verstehen es außerdem noch, zwischen den Zeilen zu lesen und mit einem erstaunlichen Spürsinn zu rekonstruieren, was der Zeitungsschreiber noch schreiben wollte, aber aus verschiedenen Gründen ... Zensur und dergleichen ... unter den Tisch fallen ließ. Außerdem sind sie noch Polyglotten. Zeitungen in etwa vierzig verschiedenen Sprachen werden in unserem
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