Flug in den Weltraum
Informationsbüro gelesen, und aus hundert Mosaiksteinchen, die aus den verschiedensten Quellen stammen, entsteht dort auf diese Weise eine Nachricht, die sich fast immer als richtig erweist.«
»Mag alles ganz schön und gut sein«, gab Hegemüller immer noch zweifelnd zu. »Daß ein Mr. Jones am Boulder-Damm war, mag das Büro auf die Manier erfahren haben. Aber was auf dem Schreibtisch Hidetawas steht, darüber hat gewiß in keiner Zeitung etwas gestanden.«
»Ja, mein lieber Freund«, Thiessen legte die Fingerspitzen seiner beiden Hände zusammen. »Man hat auch sonst noch seine Quellen im Ausland. In der Diplomatie nennt man diese Leute Attachés, Militär-Attachés, Marine-Attachés, Handels-Attachés usw. Technik und Forschung haben sich die in der Diplomatie bewährte Einrichtung zum Muster genommen und, soviel mir bekannt, keine schlechten Erfahrungen damit gemacht ... Stopp, Hegemüller! Was Sie jetzt sagen wollen, stimmt nicht. Das ist keine Spionage. Es geht alles ganz loyal zu, aber unsere Gewährsleute sind selbst Wissenschaftler und verstehen es, ihre Augen und Ohren ebenso gut zu gebrauchen wie die ausländischen Besucher, die wir hier bei uns empfangen. Was dabei herauskommt, davon hat Ihnen der Chefingenieur ja eben eine Probe gegeben.«
Hegemüller brummte noch etwas Unverständliches vor sich hin, während Thiessen schon zu einem andern Thema überging. »Geben Sie sich zufrieden, Kollege! Jetzt handelt es sich um den Vorschlag, den Sie vorher schon selbst machten, um die Strahlturbine. Wenn wir übermorgen mit dem Chefingenieur darüber sprechen wollen, müssen wir uns morgen schon unter uns beraten. Also an die Arbeit; die Zeit ist kostbar.«
*
»Da bin ich, Herr Professor! Gut anderthalb Kilo des Strahlstoffes habe ich zusammengebracht.«
Jones sagte es mit unverhohlener Freude über den Erfolg seiner Reise und stellte eine schwere Bleibüchse vor Professor O’Neils auf den Tisch.
»Gut, mein Lieber, da hat sich Ihre Reise wenigstens etwas gelohnt«, sagte O’Neils, während er den Deckel der Dose abhob. »Wir werden den Stoff untersuchen.«
Betroffen schaute Jones auf. Er hatte lebhaftere Worte der Anerkennung für das von ihm Erreichte erwartet, und das Gefühl der Ernüchterung verstärkte sich noch in ihm, als O’Neils ruhig weitersprach. »Ich fürchte allerdings, daß wir nicht viel Neues entdecken werden. Die Strahlung unserer alten Probe hat inzwischen derart nachgelassen, daß sie immer weniger meßbar bleibt. Wenn alle Stücke von dem gleichen Material stammen, so dürfen wir von dem neuen Material auch kaum etwas anderes erwarten.«
Jones hatte die Empfindung, als ob er einen Kübel kaltes Wasser über den Kopf bekäme. War das der Dank für seine Bemühungen, für die Reise nach Kalifornien, die er im Interesse der Wissenschaft auf eigene Kosten unternommen hatte? Noch ehe er etwas zu sagen vermochte, sprach Professor O’Neils schon weiter. »Ein Elektroskop wird durch den älteren Stoff überhaupt nicht mehr beeinflußt. Es sollte mich wundern, wenn es hier anders wäre. Wir können gleich einen Versuch machen.«
Er ging zu einem Schrank, nahm ein Goldblatt-Elektroskop heraus und stellte es auf den Tisch, griff dann nach einer Schellackstange, rieb sie an seinem Rockärmel und berührte den Kopf des Elektroskopes damit. Nur einen kurzen Moment zuckten die Blättchen in dem Elektroskop, doch sie spreizten sich nicht auseinander.
O’Neils stutzte. Ein zweites und drittes Mal wiederholte er den Versuch, doch stets mit dem gleichen negativen Ergebnis. »Heaven! Was ist das?« Er nahm das Elektroskop, das unmittelbar neben der geöffneten Bleibüchse stand, brachte es in die entfernteste Ecke des Zimmers und versuchte es zum vierten Mal. Diesmal schlugen die Goldblättchen zwar auseinander, doch sie beharrten nicht lange in dieser Stellung. Nach wenigen Sekunden waren sie bereits wieder zusammengefallen.
Professor O’Neils stand vor einem unerwarteten Phänomen, und sein Forschungseifer wurde rege. Für die nächsten Minuten vergaß er die Gegenwart Jones’ und alles andere um sich her. Er lief zu der Bleibüchse und legte den Deckel wieder auf. Er riß alle Fenster auf, um die möglicherweise durch eine Strahlung ionisierte Luft des Zimmers durch Frischluft zu ersetzen. Er begann danach wieder mit dem Elektroskop zu arbeiten, und diesmal beharrten die auseinandergespreizten Blätter in ihrer Lage. Er stellte das Elektroskop dicht neben die Bleibüchse, und die
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