Flug in den Weltraum
lenkt die anderen von der richtigen Spur ab. Zweifellos stammt der Brocken, der dort in die Suppe gefallen ist, von Ihrem ersten Streich her.«
Dr. Hegemüller, ebenso wie seine Kollegen in Strahlenschutzkleidung gehüllt, setzte sich in Positur. »Sie wollen sagen, Herr Thiessen, von jenem Versuch, der uns den ersten brauchbaren Strahlstoff erbrachte«, hub er an, aber Thiessen winkte ab.
»Lassen wir das, Kollege. Sie sollen meinetwegen den Ruhm haben, aber eine Patzerei ist’s doch gewesen. Wichtiger ist mir das, was Jones über die zerstörende Wirkung der Strahlung schreibt. Nehme ich dazu noch die Ereignisse an der Boulder-Sperre, wo ein starker Betondamm in vierundzwanzig Stunden von der strahlenden Materie zerfressen wurde, so kommen mir doch schwere Bedenken.«
»Sie vermuten, die Strahlung könnte auch den stählernen Bauteilen unseres Motors gefährlich werden?« fragte Dr. Stiegel. Thiessen nickte. »Wir müssen die Maschine dauernd unter Beobachtung halten. Der Gedanke, daß der Stahl plötzlich nachgeben und der Strahlkolben seine eigenen Wege gehen könnte, macht mir unruhige Stunden.«
»Ich habe den Motor vor einer Stunde genau untersucht und nichts gefunden«, beruhigte ihn Stiegel. »Ich habe alle der Strahlung ausgesetzten Teile abgeklopft. Der Stahl hat einen vollen, gesunden Klang und läßt den Hammer zurückfedern.«
Während Dr. Stiegel sprach, war Hegemüller an eine Stelle der Hallenwand getreten, die in der Verlängerung des Kolbenweges lag, und kratzte dort mit einem Meißel. Der Beton der Wand stäubte dabei pulvrig auf.
»Sehen Sie, da haben wir die Geschichte«, sagte er zu Dr. Thiessen. »Den Beton greift es an; ebenso wie den am Boulder-Damm. Ich habe schon gestern vorgeschlagen, einen Bleischutz um den Motor zu setzen. Wenn wir’s so lassen, wie es jetzt ist, werden wir bald ein hübsches Loch in der Wand haben.«
Die Beweisführung Hegemüllers wirkte so überzeugend, daß die beiden anderen sich ihr nicht verschließen konnten.
»Diesmal haben Sie recht, Kollege«, pflichtete Thiessen ihm bei. »Das ist ja auch nur eine Kleinigkeit; in einer Stunde können wir’s gemacht haben.«
Während Dr. Stiegel die Halle verließ, um passendes Bleiblech zu besorgen, ging Hegemüller ein paarmal um den Motor herum und musterte ihn mit kritischen Blicken, bis es Thiessen schließlich auffiel.
»Haben Sie sonst noch etwas an der Maschine auszusetzen?« fragte er schließlich.
Hegemüller nickte. »Allerlei, Herr Thiessen. Die Maschine ist noch nicht das Richtige.«
Thiessen schwankte, ob er sich ärgern oder lachen sollte. »Na, dann schießen Sie mal los, Kollege«, meinte er schließlich belustigt. »Was gefällt Ihnen an unserem Strahlmotor nicht?«
»Erstens schon mal, daß es ein Motor ist. Mit unserem Strahlstoff hätten wir ebenso eine Turbine bauen können.«
Dr. Thiessen horchte interessiert auf. »Hm, eine Turbine? Warum nicht? Sobald wir genügend neuen Strahlstoff hergestellt haben, können wir ja auch mal zur Abwechslung eine Strahlturbine bauen. Gut, Kollege, ich nehme Ihren Wunsch zur Kenntnis. Sind Sie nun zufrieden?«
Hegemüller schüttelte sehr energisch den Kopf. »Nein, Herr Thiessen. Sehen Sie!« Er deutete auf den Motor. »Jetzt ist die Maschine zwar stillgesetzt, aber die Kolbenkugel verstrahlt trotzdem unablässig ihre Energie. Wirtschaftlich macht es keinen Unterschied, ob wir den Motor laufen lassen oder nicht. Das will mir nicht gefallen.«
»Ja, aber lieber Freund« – Dr. Thiessen faßte sich an die Stirn –, »Sie verlangen etwas viel auf einmal. Ich sehe auch nicht die Spur einer Möglichkeit, wie Sie das ändern wollen.«
Hier wurde ihr Gespräch unterbrochen, denn Dr. Stiegel kam zurück, und hinter ihm fuhren zwei Werksleute eine Ladung Bleiblech in die Halle. Es nahm reichlich zwei Stunden in Anspruch, dann aber war der Motor ganz in Blei gekapselt und jede Gefahr, daß seine Strahlung in der Umgebung Schädigungen verursachen könnte, behoben.
»Ist auch besser so für uns«, sagte Dr. Stiegel, als die letzten Fugen verschmolzen waren und sie die Knallgasbrenner ausdrehten. »Jetzt können wir es uns endlich bequemer machen.« Er streifte den schweren, mit Blei gefütterten Kittel ab; Thiessen und Hegemüller folgten seinem Beispiel, zufrieden, sich endlich wieder frei und leicht bewegen zu können.
Ihre nächste Arbeit galt der Aufstellung einer neuen Blitzröhre. Dr. Thiessen bestand darauf, daß sie wieder in der Schleudergrube
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