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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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werden uns sehr dranhalten müssen, sonst können uns die Japaner am Ende noch überflügeln.«
    »Das soll den Herrschaften aber verdammt schwerfallen!« rief Hegemüller und schnitt eine Grimasse, als ob er den ersten Japaner, der ihm in Reichweite käme, mit Haut und Haar verschlingen wollte.
    »Schaffen Sie sich eine bessere Laune an, Kollege«, meinte Thiessen und ging in sein eigenes Büro.
    Eine Weile blieb Hegemüller über seine Zeichnungen gebeugt am Tisch sitzen; dann sprang er auf und begann im Zimmer hin und her zu laufen, während er halblaut Worte und abgerissene Sätze vor sich hin murmelte.
    »Die Herrschaften in Tokio wollen Turbinen bauen ... War von Hidetawa zu erwarten ... Stellt sich die Sache wohl einfacher vor, als sie ist ... Ist aber ein langer Weg von einer winzigen Lichtmühle bis zu einer anständigen Turbine, alter Freund ... Wirst dich noch über allerhand dabei zu wundern haben ...« Er blieb stehen, starrte zur Decke empor und sprach weiter. »Baut meinetwegen, soviel ihr wollt! Verzettelt euch damit! ... Der Strahlstoff bietet noch ganz andere Möglichkeiten ... Gott sei Dank, daß ihr davon keine Ahnung habt.«
    *

In einer längeren Unterredung mit dem Chefingenieur Grabbe hatte Dr. Hegemüller durchgesetzt, was er wollte. Mit dem Argument »es spart uns Zeit und Geld, Herr Grabbe« hatte er schließlich die letzten Bedenken Grabbes überwunden und die Erlaubnis erhalten, sich die Versuchskammer aus dem Laboratorium C III für einige Wochen auszuleihen.
    Nur widerwillig hatte die Abteilung C III sich dem Befehl von oben gefügt.
    »Nur auf vierzehn Tage, Herr Doktor! Für jede Beschädigung müssen Sie mir geradestehen!« rief der Leiter der Abteilung Hegemüller noch nach, als der das strittige Objekt durch seine Leute aufladen ließ, um es in sein eigenes Labor zu schaffen.
    »Keine Sorge, Herr Kollege!« winkte Hegemüller lachend ab. Wer hat, hat, dachte er bei sich, als er mit seiner Beute abzog.
    Nun stand die Versuchskammer in seiner Abteilung. Es war ein aus daumenstarkem Eisenblech zusammengenieteter Zylinder von doppelter Manneshöhe mit einem Durchmesser von rund zwei Metern. Vier kleine runde Fenster, etwa den Bullaugen der Seeschiffe vergleichbar, gestatteten einen Einblick in das Innere, eine luftdicht verschließbare Eisentür war für den Zugang vorhanden. Diese Kammer war, wie ihr Name besagte, für Versuche bei verschiedenem atmosphärischem Druck bestimmt. Der Experimentierende war dabei in ihr von der Außenwelt hermetisch abgeschlossen; doch sorgten Sauerstoffbehälter und andere Vorrichtungen dafür, daß die Luft in dem Zylinder auch bei Dauerversuchen stets atembar blieb.
    Von Strahlungsmessungen, die er in seiner isolierten Atmosphäre vornehmen müsse, hatte Hegemüller dem Chefingenieur allerlei erzählt, aber in Wirklichkeit hatte er etwas ganz anderes vor.
    Wie ein wertvolles, mühsam errungenes Beutestück betrachtete er die Versuchskammer, ging mehrmals um sie herum, streichelte ihre eisernen Wände mit der Hand und griff dann nach einem Schreibblock, dessen oberstes Blatt mit einer technischen Skizze bedeckt war. Er nahm weiter ein Stück Kreide und begann auf der zylindrischen Wandung der Kammer nach den Angaben der Skizze hier und dort kleine Kreise zu malen und allerlei Linien anzureißen.
    Ein Techniker, der dem Dr. Hegemüller dabei über die Schulter gesehen hätte, würde wohl bald erkannt haben, daß der zylindrische Körper auf der Skizze die Versuchskammer darstellen sollte, aber er wäre vielleicht auch über die Änderungen erschrocken gewesen, die nach eben dieser Zeichnung nun noch weiter daran vorzunehmen waren. Unbeschädigt wollte die Abteilung C III ihre Kammer zurück haben, aber jeder der kleinen Kreise, die Hegemüller auf ihre Wandungen zeichnete, bedeutete nach der Skizze eine Bohrung, geradeheraus gesagt also ein Loch, und die Aussichten von C III, das Leihobjekt unversehrt wiederzubekommen, mußte danach verschwindend gering erscheinen. Doch das scherte Dr. Hegemüller sehr wenig. Er verfolgte einen schon seit langem gefaßten Plan und hatte nur den einen Wunsch, daß ihm niemand vorzeitig in die Karten sah.
    Von Thiessen hatte er kaum etwas zu befürchten, denn der war voll und ganz mit der Entwicklung der Strahlturbine beschäftigt. Aber Chefingenieur Grabbe liebte es leider, zu unerwarteter Stunde in den Laboratorien seiner Abteilung aufzutauchen, und selbst vor Professor Lüdinghausen war man niemals ganz sicher. Solchen

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