Flug in Die Nacht
Höhe in geostationäre Umlaufbahnen über dem Äquator geschossen wurden und Dutzende von Fernmeldekanälen übertrugen, waren NIRT-Sats kleine, leichte Satelliten, die nur wenige Fernmeldekanäle übertrugen und in niedrige Umlaufbahnen zwischen hundertfünzig und fünfzehnhundert Kilometern Höhe geschossen wurden. Während die großen Satelliten über dem Äquator zu stehen schienen, umkreiste NIRTSat die Erde alle neunzig bis dreihundert Minuten, was bedeutete, daß stets mehrere Satelliten gebraucht wurden, um ein bestimmtes Gebiet abzudecken.
Aber ein NIRTSat kostete weniger als ein Fünfzigstel des Preises eines großen Satelliten – und er war auch billiger zu versichern und zu starten. Selbst wenn für bestimmte Aufgaben vier NIRTSats gebraucht wurden, zahlte der Kunde dafür weniger als ein Drittel dessen, was er für die Miete existierender Satelliten hätte ausgeben müssen. Ein ALARM-Start für nur zehn Millionen Dollar verschaffte dem Kunden sofort weltweite Nachrichtenverbindungen – und es dauerte im Gegensatz zu herkömmlichen Satelliten nur wenige Tage, das System in Position zu bringen. Änderten die Anforderungen sich plötzlich, konnten die Klein Satelliten jederzeit in andere Umlaufbahnen gebracht werden, und Masters hatte sogar ein Verfahren zur Bergung und Wiederverwendung von NIRTSats entwickelt, das den Kunden noch mehr Geld sparte.
An diesem Tag war sein Auftraggeber wie üblich das Verteidigungsministerium – daher die vielen uniformierten Beobachter. Masters sollte vier NIRTSats in eine sechshundert Kilometer hohe Polarumlaufbahn über dem westlichen Pazifik bringen, um US Navy und Air Force dort Nachrichtenverbindungen zwischen Schiffen, Flugzeugen und Bodenstationen zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam mit dem Global Positioning System, dem militärischen Satellitennavigationssystem GPS, würden die NIRTSats den jeweiligen Oberkommandos ständig Daten über ihre Flugzeuge und Schiffe in diesem Bereich übermitteln. Die zweite Trägerrakete mit vier weiteren NIRTSats war lediglich als Reserve für den Fall eines Fehlstarts an Bord.
Die unbekümmerte Einstellung, mit der Jon Masters an diesen wichtigen Start heranging, bereitete Oberst Foch Unbehagen. Andererseits hatte der kleine Widerling allen Grund, unbekümmert selbstbewußt zu sein – in mehrjährigen Testreihen und bei über zwei Dutzend Starts hatte noch keine seiner Trägerraketen versagt, noch kein NIRTSat nicht funktioniert. Einschlagender Beweis für Jonathan Colin Masters Genie, wie Foch zugeben mußte. Wunderknabe war fast noch untertrieben.
Jon Masters war kaum in Manchester, New Hampshire, eingeschult worden, als seine Lehrerin seinen Eltern eine hundert Seiten starke Arbeit über die Durchführbarkeit einer bemannten Mondlandung zeigte – von einem kleinen Jungen, der gerade erst Lesen und Schreiben gelernt hatte! Als sie ihn danach fragten, hielt Jon ihnen einen ausführlichen Vortrag über alle Probleme, die im Zusammenhang mit einem bemannten Flug zum Mond auftreten konnten. Dabei war das Apollo-Programm damals erst angelaufen, und die erste Mondlandung sollte erst drei Jahre später stattfinden …
Jons Eltern taten das einzig Richtige: Sie schickten ihn auf eine Privatschule, die er drei Jahre später als Zehnjähriger abschloß. Danach studierte er am Dartmouth College, war mit dreizehn Jahren Bachelor of Science und erhielt als Fünfzehnjähriger sein Master’s Degree in Mathematik. Nach fünf weiteren turbulenten Jahren am Massachusetts Institute of Technology promovierte er mit nur zwanzig Jahren zum Doktor der Ingenieurwissenschaften.
Masters, der sich schon immer sehr für die National Aeronautics und Space Administration interessiert hatte, ging 1981 nach seiner Promotion sofort zur NASA. Damals lief gerade das Shuttle-Programm an, und Jon Masters spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Hardware, die benötigt wurde, um dieses neue Arbeitspferd der NASA auszulasten.
So gut wie alle Satelliten und Untersysteme, die von 1982 bis 1985 für die Raumfähren entwickelt wurden, wären zumindest teilweise von Jonathan Masters konstruiert.
Aber während im Shuttle-Programm immer mehr Starts und immer ehrgeizigere Projekte vorgesehen waren, erkannte Jon Masters einen schwachen Punkt. Die Raumfähren sammelten viele Flugstunden an, sollten sogar noch häufiger eingesetzt werden – aber es gab keine Neubauten. Masters fand, das offensichtlich erfolgreiche Shuttle-Programm hätte die NASA dazu
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