Flug in Die Nacht
andere Maschinen bereits starten.«
Sie setzten ihren langsamen Rundgang fort und unterhielten sich dabei mit Männern des Bodenpersonals, die Kontrollen und Wartungsarbeiten durchführten. Dabei zeigte sich, daß jeder einzelne von ihnen ebenso unruhig, ebenso nervös, ebenso besorgt wegen der Ereignisse auf der Andersen Air Force Base und im gesamten Pazifikraum wie Cobb und McLanahan war.
Einer der Waffenwarte, der gerade den Sensor einer Abwurflenkwaffe SLAM inspizierte, richtete sich auf, als McLanahan ihn ansprach. »Glauben Sie, daß wir heute nacht fliegen?« erkundigte er sich. Das »wir« sollte keineswegs nur demonstrative Verbundenheit ausdrücken – die emotionale und berufliche Bindung der Bodenmannschaft an ihr Flugzeug war ebenso tief wie die des fliegenden Personals. Rollte McLanahans B-2A zum Start, waren Dutzende von Herzen und Köpfen mit ihm im Cockpit.
»Weiß ich selbst noch nicht, Paul«, antwortete McLanahan.»Wir wissen nur, daß wir uns bereithalten sollen … «
Der Mann trat etwas naher an ihn heran, als müsse er eine vertrauliche Frage loswerden, die ihn schon lange beschäftigt hatte. »Haben Sie Angst, Sir?« fragte er halblaut.
Patrick starrte ihn sekundenlang verblüfft an. Aber bevor er antworten konnte, zog ein anderer Waffenwart den Mann am Ärmel mit sich fort. »Das ist McLanahan, Dummkopf! Er ist absolute Spitze«, hörte Patrick den zweiten Mann sagen. »Er ist zu gut, um Angst zu haben.«
Cobb und McLanahan beendeten ihre Inspektion und schlenderten zum Ausgang, wo ihre Tragtaschen kontrolliert wurden, bevor sie den Hangar verlassen durften.
Im Gegensatz zur kontrollierten, ruhigen Spannung in Hangar 509 schien draußen regelrechtes Chaos zu herrschen.
Soviel von hier aus zu erkennen war, waren nur die Start- und Landebahnen und die Abstellflächen vor den Hallen frei.
Überall sonst standen alle möglichen Flugzeuge, und die Zufahrten und Rollwege waren mit Wartungs- und Versorgungsfahrzeugen verstopft.
Rechts von ihnen auf der nördlichen Abstellfläche standen dichtgedrängt Transportflugzeuge – C-141 Starlifter, C-5 Galaxy und C-130 Hercules, aus denen Paletten mit Waffen, Ersatzteilen und anderen Versorgungsgütern entladen wurden.
Ein stetiger Strom von Gabelstaplern, Sattelschleppern, Tiefladern und »Mulis« transportierte das Frachtgut zu Depots und Lagerhäusern. Alle paar Minuten landete ein weiterer Transporter auf einer der beiden Parallelbahnen der Andersen AFB, rollte zur Wartefläche und wurde dort von einem»Follow-me«-Wagen abgeholt, der ihn zu seinem Abstellplatz führte. Nach dem Entladen wurden die Maschinen betankt und starteten sofort wieder; Flugzeuge, deren Besatzungen die vorgeschriebene Ruhezeit einhalten mußten, standen im Nordosten am Rand der steilen Klippen von Pati Point.
Im Westen des nördlichen Vorfelds hatten die Tankflugzeuge ihre Abstellflächen. Nur mit Unterstützung durch die KC-135 Stratotanker, KC-10 Extender und KC-130 Hercules konnten die meisten Maschinen der Air Battle Force von Guam aus Einsätze fliegen – die meisten von ihnen wären ohne Tanker gar nicht imstande gewesen, die Andersen AFB zu erreichen. Mindestens ein Tanker befand sich ständig in der Luft, und mehrere standen für Notfälle startbereit. Darüber hinaus wurden die Tanker auch als Transporter eingesetzt: Eine KC-10 konnte alles Wartungspersonal von sechs Jägern F-16 mit kompletter Ausrüstung und Ersatzteilen von Hawaii nach Guam transportieren und unterwegs diese sechs Maschinen betanken.
Etwas abgesetzt vor den Hangars befanden sich die Parkpositionen der Abfangjäger. Dort standen jedoch nur die Hälfte der zwanzig F-15 und fünfzehn F-16 der Air Battle Force; die anderen Maschinen begleiteten entweder Aufklärer oder standen auf der südlichen Abstellfläche startbereit. Für den Fall eines chinesischen Luftangriffs waren vier F-15 und sechs F-16 betankt, bewaffnet und sofort startklar. Verstärkt wurde die Jagdstaffel der Air Battle Force durch vier F-23 Wildcat, die damit erstmals außerhalb der Vereinigten Staaten eingesetzt wurden, und einige F-14, die nicht mehr auf der Ranger hatten landen können.
Mit jeweils nur zwei radargesteuerten Lenkwaffen und zwei Jagdraketen mit Infrarotsuchkopf waren die Jäger verhältnismäßig leicht bewaffnet, aber dafür trug jeder einen riesigen Zusatztank mit fast dreitausend Litern Treibstoff unter seinem Rumpf. Bei Einsätzen in diesem Gebiet mit großen Entfernungen zwischen
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