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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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daß ihr Autopilot ein in geographischen Koordinaten eingegebenes Ziel ansteuerte, Radarflugzeuge von Marine und Luftwaffe wurden eingesetzt, um den Luftraum um die Andersen AFB nach tieffliegenden Flugkörpern abzusuchen, während Kriegsschiffe und U-Jagdflugzeuge der Navy nach U-Booten Ausschau hielten. Auch Fla-Lenkwaffen Patriot waren keine allzu schlechte Verteidigung gegen tieffliegende Marschflugkörper.
    Selbst Jäger F-16 mit ihren Jagdraketen AIM-120D Scorpion waren im Einsatz gegen unterschallschnelle Marschflugkörper verhältnismäßig erfolgreich. China verfügte außerdem über vier mit Atomraketen bewaffnete U-Boote, die alle im Pazifik standen und als Gefahr für die amerikanischen Streitkräfte betrachtet wurden. Diese U-Boote wurden so gut wie möglich geortet und beschattet – als Diesel-U-Boote liefen sie getaucht sehr viel leiser als moderne Atom-U-Boote –, aber nach allgemeiner Überzeugung würden die bis dahin eingesetzten Waffen bei einem möglicherweise folgenden atomaren Schlagabtausch ohnehin rasch durch das volle strategische Atomwaffenpotential der Vereinigten Staaten ersetzt werden.
    Vor dem Stabsgebäude bahnten Cobb und McLanahan sich mühsam einen Weg durch die dichtgedrängt stehenden Busfahrgäste, stiegen aus und betraten das Gebäude. Sie fröstelten, sobald sie es betraten, weil die auf Hochtouren arbeitende Klimaanlage den dünnen Schweißfilm, der ihre Körper bedeckte, augenblicklich fast in Eis verwandelte.
    McLanahan ging sofort zur Kommandozentrale und wartete geduldig, während sein Dienstausweis kontrolliert und ein Metalldetektor über seinen Körper geführt wurde. Sein Survival-Messer mußte er draußen bei der Kontrollstelle zurücklassen. Dann ging er weiter und betrat als erstes den Raum, in dem das Satellitensystem PACER SKY installiert war.
    »Patrick?« fragte General Brad Elliott überrascht, als der junge Navigator hereinkam. Elliott sah auf die Uhr. »Sie sind viel zu früh dran – fast eineinhalb Stunden.« Elliott musterte McLanahans angespannten Gesichtsausdruck prüfend. »Sie haben nicht schlafen können, was?«
    Patrick schüttelte den Kopf. »Henry auch nicht.«
    »So ist’s leider meistens«, sagte Elliott. »Wenn man unbedingt schlafen sollte, kann man’s am wenigsten.« Er wartete auf McLanahans Reaktion; dem jungen Oberstleutnant schien eine wichtige Frage auf der Zunge zu liegen.
    »Der Einsatzbefehl ist da, stimmt’s?« fragte Patrick.
    »Vor ein paar Stunden«, antwortete der General. »Erst mußte sichergestellt sein, daß unsere drei Schiffe im Philippinischen Meer in Position sind – was sie vorhin bestätigt haben. Unter Umständen warten wir noch einen Tag, um zu sehen, ob die NIRTSats wieder funktionieren, aber das Bildmaterial, das Sie letzte Nacht mitgebracht haben, ist so gut, daß wir vielleicht schon heute nacht angreifen.«
    Seltsamerweise empfand Patrick keine Angst, keine schlimmen Vorahnungen, nicht mal eine Spur von Nervosität – seine verkrampften Magen nerven und sein ruheloser Verstand hatten ihn nachmittags nicht schlafen lassen, aber jetzt war er unbefangen locker. Es war, als habe er bereits erfahren, daß sie fliegen würden – als komme Elliotts Mitteilung gewissermaßen aus zweiter Hand. Nachdem er wortlos genickt hatte, sah er zu dem großen HDTV-Bildschirm hinüber, auf dem bisher NIRTSat-Aufnahmen zu sehen gewesen waren. »Ich kann’s nicht glauben, daß die noch immer außer Betrieb sind … «
    »Yeah, leider funktioniert eben nichts hundertprozentig.
    Auch das beste Material nicht.«
    Patrick trat an eine riesige Wandkarte, auf der die Positionen der bekannten chinesischen Kriegsschiffe eingetragen waren, die Cobb, er und der dann abgeschossene U-2-Pilot vor einigen Nächten fotografiert hatten. Eine zweite Karte zeigte die voraussichtlichen Positionen dieser Schiffe zum Zeitpunkt des geplanten amerikanischen Luftangriffs.
    In langen Dienstjahren hatte Elliott viele imponierende Flieger kennengelernt, aber Patrick McLanahan erschien ihm fast bewundernswert. Sein Ausdruck, seine Haltung und Einstellung blieben immer konstant: leicht abweisend, unerschütterlich, fast desinteressiert. Ob er dem Präsidenten der Vereinigten Staaten vorgestellt oder befördert wurde – er nahm alles gleichmütig hin. War das echt oder gespielt? War Patrick McLanahan wirklich so cool ? Oder würde er eines Tages mit einem Herzanfall oder einem Magengeschwür dafür büßen müssen, daß er seine Gefühle stets verborgen

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