Flug in Die Nacht
Überführung aus Alaska nach Dreamland gesehen.
Deshalb konnte er sich vorstellen, daß Patrick McLanahans Alpträume mit diesem Einsatz zusammenhingen.
Nachdem die beiden sich auf der Toilette am Ende des Korridors gewaschen hatten, gingen sie ins Büro zurück und zogen sich an. Obwohl der Nachmittag feuchtheiß war, trugen sie unter der Fliegerkombi und über Unterhose und T-Shirt feuerfeste lange Unterwäsche und dicke Socken.
Ihre Erkennungsmarken trugen sie auf der blanken Haut, damit sie nicht klapperten oder beim Aussteigen wegflogen.
Beide hatten in ihrer Knöcheltasche ein Survival-Messer mit einer Klinge aus Verbundwerkstoff, einem Magnetkompaß im Griff und einem wasserdichten Fach mit Sturmstreichhölzern, Angelschnur, Signalspiegel und winziger Erste-Hilfe-Anweisung. In einer Tasche auf der Innenseite des Oberschenkels steckte ein Klappmesser, mit dem sich die Auslaufleinen von Fallschirmen kappen ließen, an einer zwei Meter langen Schnur. Diese Tasche enthielt auch ein Glasröhrchen mit Ohrenstopfen, die von neugierigen Laien oft für Selbstmordpillen gehalten wurden.
Die Geldbörsen oder Brieftaschen der beiden wurden durch eine speziell für den Einsatz entwickelte kleine Nylontasche ersetzt. Dort hinein kamen Dienstausweis, etwas Bargeld, Kreditkarten und Reiseschecks.
Bei der Einsatzbesprechung würden sie Bilderkarten für die Verständigung mit den Einheimischen und für eine etwaige Flucht eine Karte des Einsatzgebiets erhalten. Auch diese Sachen kamen in die kleine Nylontasche.
Alle Taschen ihrer Fliegerkombis enthielten irgend etwas, meistens Gegenstände, die zu einer aus jahrelanger Erfahrung zusammengestellten Notfallausrüstung gehörten. Patrick hatte feuerfeste Nomex-Pilotenhandschuhe, Reservebleistifte und einen Reißverschlußbeutel mit einer flachen Wasserflasche und einem Röhrchen Wasserentkeimungstabletten in seinen Taschen. Henry nahm eine Bibel, eine Hüftflasche mit unbekanntem Inhalt und ein ungewöhnliches Mehrzweckwerkzeug mit. Sie packten Luftfahrtkarten, Betriebshandbücher und weitere Unterlagen in eine Nomextasche, nahmen ihre leichten Fliegerjacken mit – deren Taschen ebenfalls Teile ihrer Notausrüstung enthielten – und verließen den Raum.
Vom obersten Laufgang des Hangars aus bot sich ihnen ein guter Blick auf den Begleitbomber EB-52C, der dort neben ihrer B-2A stand. Im Gegensatz zu der Black Knight, an der nur etwa zehn Männer arbeiteten, wurde die Megafortress von mindestens zwei Dutzend Waffenwarten und Wartungstechnikern einsatzbereit gemacht.
Für Patrick McLanahan war es ein bedrückendes Déjà-vu-Erlebnis, hier zu stehen und zu beobachten, wie diese Megafortress flugklar gemacht wurde. Ein Hangar auf einem abgelegenen Flugplatz, die Waffen an Bord und einsatzbereit, die Maschine betankt und startklar – alles hatte grausige Ähnlichkeit mit dem letzten Mal, als er vor vielen Jahren mit einer B-52 zum Einsatz gestartet war.
Aber das war jetzt nicht sein Flugzeug. Er hatte ein neues, größeres, tödlicheres – eine wie die EB-52 zu einem strategischen Begleitbomber umgebaute B-2A. Die Black Knight trug ihre gesamte Waffenlast innenbords, und ihre modernen Sensoren waren in die Flügelvorderkanten integriert oder unter dem Cockpit im Bug eingebaut. Diesmal waren die Behälter mit den Aufklärungssystemen nicht an Bord; sie hatten Revolvermagazinen für Abwurflenkwaffen Platz gemacht, die weit tödlichere Gefechtsköpfe als Kameras und Radargeräte trugen.
Die Bordmannschaft der B-2 war gerade dabei, die vor dem Start vorgeschriebenen Kontrollen durchzuführen, und da Cobb und McLanahan mindestens eine Stunde zu früh aufgestanden waren, hatten sie Zeit für einen Rundgang um ihre Black Knight, bevor sie zur Einsatzbesprechung mußten.
Sie sahen keine wesentlichen Veränderungen. Die Bodenmannschaft hakte die Kontrollen routinemäßig ab, als sei nur ein Übungsflug geplant, und ihre Waffen waren noch nicht an Bord. »Wo sind die Lenkwaffen ?« fragte der Pilot McLanahan.»Ich dachte, wir würden diesmal Harpoons oder SLAMs mitnehmen?«
»Welchen Auftrag wir diesmal bekommen, wissen wir erst in frühestens zwei Stunden«, antwortete Patrick. »Dann erfahren wir, ob wir Schiffe, Radarstationen oder Bodenziele bekämpfen sollen. Sobald die Entscheidung gefallen ist, dauert es nur ein paar Minuten, die Abwurfvorrichtungen und Bombenmagazine einzuhängen und ein letztes Mal zu kontrollieren. Dafür haben die Waffenwarte dann Zeit, während
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