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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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vertrauensvollen Bündnis kein Platz für Heimlichkeiten ist. Diese Abstimmung, durch die China verurteilt werden sollte, ist gescheitert, weil verschiedene ASEAN-Staaten unser Vorgehen für angemessen halten – nicht wegen irgendwelcher Geheimabkommen, schon gar nicht mit der uns feindselig gesinnten Regierung Vietnams.,.«
    Aber Teguina wartete nicht einmal ab, bis der Dolmetscher ausgesprochen hatte, sondern überschüttete ihn mit weiteren Vorwürfen. »Er sagt, daß Aguinaldos Bündnis mit China zerbrochen ist, daß die Chinesen es auf ihn abgesehen haben, daß er keinem mehr trauen kann … «
    »Bitte beruhigen Sie sich, Mr. President«, sagte Yin durch seinen Dolmetscher. »Wir möchten Ihnen unsere Vorbereitungen für die gemeinsame Zurückeroberung Davaos erläutern und Sie zu einer Besichtigung des Flaggschiffs einladen. Dabei haben Sie Gelegenheit, mit den Offizieren zu sprechen. Alle werden Ihnen bestätigen, daß wir Ihre Regierung in diesem Kampf vorbehaltlos unterstützen.«
    Das schien Teguina halbwegs zu beschwichtigen, so daß die Besichtigung beginnen konnte. Aber sobald Teguina vorausgegangen war, griff Yin sich Kapitän Sun und flüsterte ihm zu:»Sie rufen sofort die Politische Abteilung des Oberkommandos an. Ich will wissen, wie es zu dieser ASEAN-Abstimmung gekommen ist und welchen Status die Nansha Dao gegenwärtig haben. Beeilung!«
Oval Office im Weißen Haus Samstag,
8. Oktober 1994, 06.27 Uhr Ortszeit
    Der Präsident der Vereinigten Staaten streckte Deborah O’Day, der amerikanischen Botschafterin, die Hand entgegen, als sie das Oval Office betrat, aber dann schloß er sie impulsiv in die Arme. »Willkommen daheim, Deborah«, sagte er und geleitete sie zu einem Sessel. Außenminister Danahall, Verteidigungsminister Preston, General Curtis und mehrere Mitglieder der Streitkräfteausschüsse von Senat und Repräsentantenhaus blieben stehen, bis O’Day saß, und nahmen erst dann um sie herum Platz. »Sie haben einiges durchgemacht, was?«
    »Der Umgang mit einigen ASEAN-Delegierten und der chinesischen Delegation ist anstrengender gewesen als die Entführung durch Samars Rebellen«, gab O’Day zu. Sie ließ sich von ihrem Assistenten eine Saffianledermappe geben.
    »Mr. President, ich habe Ihnen eine Mitteilung der chinesischen Regierung zu überbringen – die Antwort auf Ihre Forderung nach einem chinesischen Rückzug von den Philippinen.«
    »Ihr Tonfall läßt vermuten, daß Sie keine guten Nachrichten bringen.«
    »Ich habe das Schreiben nicht gelesen, Sir, aber der chinesische Botschafter ist sehr förmlich gewesen. Ich glaube, daß es schlechte Nachrichten enthält.« Der Präsident nahm die Mappe entgegen, erbrach das Siegel, zeichnete das chinesische Originalschreiben ab, legte es beiseite und vertiefte sich in die vom Außenministerium beigelegte Übersetzung.
    »Genau wie erwartet«, sagte Taylor resigniert. »Die Chinesen weisen unsere Forderung nach sofortiger Räumung der Philippinen zurück. Sie betonen, daß sie auf Bitten und mit Erlaubnis der philippinischen Regierung dort sind, und bezeichnen unser Engagement als völkerrechtswidrige Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staats. Sie behaupten, nichts über Arturo Mikasos Verbleib zu wissen, und verweisen uns wegen dieser Sache an die philippinische Regierung. Im übrigen ist aus ihrer Sicht Daniel Teguina der legitime Präsident – im Gegensatz zu José Trujillo Samar, der kein Regierungsamt mehr besitzt.
    Sie bedauern die Angriffe auf unsere Schiffe und Flugzeuge, aber in der gegenwärtig sehr labilen Lage hätten wir Angriffe voraussehen müssen, so daß wir an den Verlusten selbst schuld sind … «
    »Blödsinn«, murmelte Curtis.
    »Darüber hinaus betrachten sie die Stationierung schwerer Bomber und Trägerkampfgruppen im weiteren Umfeld der Philippinen als äußerst feindseligen Akt und werden alle verfügbaren Mittel zum Schutz ihrer Bürger und ihres Eigentumseinsetzen.« Der Präsident ließ das Schreiben sinken und musterte seine vor ihm sitzenden Berater. »Nun?
    Irgendwelche Vorschläge?«
    »Samars Rebellen werden in weniger als fünf Stunden angegriffen, Sir«, stellte O’Day fest. Sie sah zu Wilbur Curtis hinüber. »Das stimmt doch, General?«
    »Richtig«, bestätigte Curtis. Auf dem Couchtisch vor ihm lag ein Stapel großformatiger Fotos: das von den Aufklärern B-2 und U-2 von ihren Flügen gesendete Bildmaterial. »Unter Umständen hat der Angriff schon begonnen.

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