Flug in Die Nacht
mußte.
»Was gibt’s denn?«
»Sir … die Botschaft ist von einem chinesischen Marineoffizier angerufen worden, der sich als Angehöriger von Admiral Yins Stab vorgestellt hat. Er laßt uns mitteilen, daß Admiral Yin Po L’un, der chinesische Oberbefehlshaber, entschlossen ist, die Stadt Davao mit Atomwaffen zu zerstören, wenn die amerikanischen Bombenangriffe nicht augenblicklich eingestellt werden.«
»Was?« Nun waren alle auf den Beinen.
»Das ist der Kerl gewesen, der die Antischiffs-Lenkwaffe mit Atomsprengkopf verschossen hat, stimmt’s?« erkundigte sich Masters. Niemand ging auf seine Frage ein, aber die Antwort war ohnehin klar.
»Das ist ein Bluff!« sagte Jarrel resolut.
»Die Mitteilung scheint authentisch zu sein, Sir«, berichtete der Offizier. »Das Gespräch ist über die Pekinger Nachrichtenzentrale im Amt des Ministerpräsidenten gelaufen.
Das Außenministerium benachrichtigt jetzt das Weiße Haus.«
»Dazu müssen wir sofort Stellung nehmen«, entschied Stone. »Sehen Sie zu, daß Sie den Präsidenten für mich ans Telefon bekommen.«
»Kann er das überhaupt?« fragte Elliott. »Kann er mit seinen Lenkwaffen Bodenziele angreifen?«
»Ganz leicht und sogar ziemlich präzise«, antwortete Stone.»Die Fei Lung-9 hat fast zweihundert Kilometer Reichweite – über hundert Seemeilen. Sie ist ursprünglich eine landgestützte Rakete gewesen, die erst für den Einsatz von Schiffen aus modifiziert worden ist.«
»Das dürfen Sie nicht ernst nehmen«, protestierte Jarrel.
»Damit haben wir doch gerechnet! Was tun wir, wenn der nächste Anrufer ankündigt, daß die Chinesen Guam, Hongkong oder Okinawa mit einer von einem U-Boot abgeschossenen Rakete zerstören werden, wenn wir die Bombenangriffe nicht sofort einstellen ?« Aber die Mienen der anderen zeigten, daß sie diese Drohung sehr ernst nahmen.
»Ändern läßt sich ohnehin nichts mehr – unsere Flugzeuge sind jetzt über ihren Zielen«, stellte Jarrel fest. »In drei Minuten greifen die B-1 an.«
»Wir könnten sie zurückrufen«, sagte Harbaugh.
»Das wäre verrückt, Tom!«
»Sehen Sie sich die Satellitenaufnahmen an, Cal«, forderte Harbaugh ihn auf. »Ihre Jungs haben mehr als genug Schaden angerichtet. Was ist dabei, wenn wir auf den Einsatz der nördlichen Gruppe verzichten?«
»Damit lassen wir zu, daß die chinesische Marineinfanterie den Strand erreicht«, wandte Jarrel ein. »Damit wäre der Einsatz aller anderen Bomber vergeblich gewesen – dann wären die abgeschossenen Besatzungen vergebens gefallen.«
»Wir dürfen nicht riskieren, daß Yin seine Drohung wahr macht«, stellte Harbaugh nachdrücklich fest.
»Opfert er damit nicht auch viele eigene Leute?« warf Masters ein.
»Da sie sonst von der Air Battle Force dezimiert werden, dürfte ihm das egal sein.«
»Ich schlage einen weiteren Angriff mit Marschflugkörpern Tomahawk vor«, sagte Elliott. »Wie weit steht die Kampfgruppe mit der Wisconsin von der Hong Lung entfernt?« Die rasch ermittelte Entfernung betrug jedoch über fünfhundert Seemeilen. Die Bedienungsmannschaften der Tomahawks brauchten mindestens dreißig Minuten, um ihre Marschflugkörper für einen neuen Angriff zu programmieren – und die Tomahawks hätten für diese Strecke etwa eine Stunde Flugzeit gebraucht.
»Wir können die Hong Lung von einem unserer Bomber angreifen lassen«, schlug Harbaugh vor. »Der Bomber hält ein paar Waffen zurück, fliegt nach Süden und greift den Zerstörer an. Oder wir setzen ein paar B-1 aus der nördlichen Gruppe ein – sie haben nur noch Minen und Flammölbomben an Bord, aber das dürfte genügen.« Er deutete auf den HDTV-Monitor.
»Die Hong Lung muß viel weiter nach Norden laufen – bis zum Eingang des Golfs von Davao –, bevor sie eine Lenkwaffe abschießen kann. Das bedeutet, daß wir ungefähr zwanzig Minuten Zeit haben, um jemanden in Angriffsposition zu bringen.«
»Die B-1 lassen sich nicht so schnell umdirigieren, Tom«,widersprach Jarrel. »Im Augenblick können wir den Bombern nur zwei Befehle geben: angreifen oder abdrehen.
Selbst wenn wir zwei B-1 anweisen, zunächst nicht anzugreifen, sind sie der feindlichen Luftabwehr ausgesetzt.
Sie müßten hundertzwanzig Meilen weit durch starkes Abwehrfeuer fliegen, das richtige Schiff finden und es angreifen. Das wäre verrückt! Ich plädiere dafür, unsere B-1 wie vorgesehen einzusetzen. Das Ganze ist ein offenkundiger Bluff, auf den wir nicht reinfallen dürfen.«
»Aber Wenn’s
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