Flug in Die Nacht
deutete auf den Stapel Meldungen auf der Granitplatte des Konferenztischs. »Sie kennen diese Meldungen. Bisher sind vier Zerstörer versenkt worden! Vier Zerstörer! Das ist die Hälfte der Admiral Yin unterstellten Zerstörer – ein Viertel aller Zerstörer unserer Kriegsmarine!
Außerdem sind zehn Fregatten und fast dreißig Vorpostenboote versenkt oder außer Gefecht gesetzt worden.
Verlustmeldungen liegen noch nicht vor, aber wahrscheinlich sind Tausende von Gefallenen zu beklagen! Dieses Wahnsinnsunternehmen muß sofort beendet werden!«
»Ausgeschlossen! «brüllte Chin. »Kommt nicht in Frage! In wenigen Stunden kann der Sieg unser sein. Das Landungsunternehmen ist angelaufen, und nach ersten Meldungen leistet der Gegner keinen nennenswerten Widerstand.«
»Keinen Widerstand? Vier Zerstörer liegen in der Célebes-See auf dem Meeresgrund, und Sie behaupten, der Gegner leiste keinen Widerstand? Glauben Sie etwa noch, dieses Debakel in einen Sieg ummünzen zu können?«
»Ich spreche vom Widerstand der Rebellen im Raum Davao«, stellte der General fest. »Wir haben von Anfang an mit schweren Verlusten gerechnet … «
»Sie hatten uns versichert, während des gesamten Konflikts seien nicht mehr als zwanzig, höchstens dreißig Prozent Ausfälle zu befürchten«, warf Zhou ihm vor. »Aber Sie haben nie von dreißig Prozent Verlusten in drei Stunden gesprochen!«
»Mit diesem Unternehmen soll der Samar International Airport besetzt und die ganze Insel Mindanao unter unsere Kontrolle gebracht werden«, sagte General Chin. »Diese Zielsetzung ist vom Kabinett gebilligt worden – auch mit Ihrer Stimme, Genosse Zhou. Unser Ziel ist weiterhin erreichbar.
Gesicherte Verlustmeldungen hegen bisher nicht vor, aber alles deutet darauf hin, daß unser Ziel in weniger als sechs Stunden erreicht sein kann. Bisher hat nur die amerikanische Air Battle Force angegriffen. Auch sie hat schwere Verluste erlitten, und selbst wenn sie die Angriffe zu Ende führt, können wir zuletzt Sieger bleiben. Ist der Flughafen erst einmal in unserer Hand, kommt keine amerikanische Maschine mehr näher als fünfhundert Kilometer an die Philippinen heran.«
»Für mich steht fest, Genosse General, daß selbst die Eroberung des Flughafens keine Wende zum Besseren herbeiführen würde«, sagte Zhou eindringlich. »Unsere bisherigen Verluste sind erschreckend hoch. Wir müssen sofort den Rückzug befehlen, sonst haben wir keine Truppen mehr, die auf dem Flughafen landen können, wenn Sie ihn endlich erobern – oder falls Sie ihn jemals erobern.« Er wandte sich an Cheung, der noch mit keinem Wort in diese Auseinandersetzung eingegriffen hatte. »Genosse Ministerpräsident, ich erlaube mir, den Antrag zu stellen, General Chins Unternehmen sofort abzubrechen und unseren Truppen zu befehlen, in ihre … «
»Das können Sie nicht machen!« brüllte General Chin.»Man bricht kein Unternehmen ab, bloß weil unbestätigte Meldungen von schweren Verlusten in der Anfangsphase sprechen.« Cheung erklärte er: »Genosse Ministerpräsident, wir wissen, daß die Air Battle Force keine weiteren Angriffe fliegen können. Admiral Yin schätzt, daß die Amerikaner schon zwei Drittel ihrer Maschinen eingesetzt haben, die schwere Verluste hinnehmen müssen. Dieser Angriff ist nur eine Warnung – die Amerikaner wollen demonstrieren, daß ihnen der Status der Philippinen ernstlich am Herzen hegt.
Weichen wir jetzt zurück, können wir in Zukunft keinerlei Ansprüche auf Mindanao, Palawan oder die Spratly-Inseln mehr erheben. Besetzen wir Davao und bringen Mindanao unter unsere Kontrolle, können wir aus einer Position der Stärke heraus verhandeln. Vielleicht müssen die Amerikaner sich irgendwann zurückziehen, wenn ihre Verluste zu hoch werden und die öffentliche Meinung im In- und Ausland sich gegen den Einsatz amerikanischer Truppen wendet. Dann können wir anfangen, die Philippinen unter chinesischem Schutz zu konsolidieren.« Erfuhr mit bedeutungsvoll gesenkter Stimme fort: »Ich kann Ihnen einen Sieg garantieren, Genosse Ministerpräsident. Fällt man mir in den Arm, kann ich nur für Peinlichkeiten und Niederlagen garantieren.«
Cheung antwortete nicht gleich. Er stand von seinen Leibwächtern gestützt auf, bevor er mit brüchiger Stimme sagte: »Außer Tod und Zerstörung können Sie nichts garantieren, Genosse Chin. Um Ihretwillen hoffe ich, daß es dem Feind dabei schlimmer ergeht als unseren Truppen. Ich möchte alle halbe Stunde über den
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