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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Yanbing«, antwortete der chinesische Außenminister. »Ich danke Ihnen, daß Sie meinen Anruf angenommen haben, Sir.«
    »Haben Sie eine Mitteilung für uns?«
    »Ja, Mr. Secretary«, bestätigte Zhou. »Ministerpräsident Cheung möchte in aller Form gegen den unprovozierten, brutalen Überfall auf einen vor den südlichen Philippinen stationierten chinesischen Flottenverband protestieren.
    Ministerpräsident Cheung wünscht Auskunft darüber, ob der Kriegszustand erklärt worden ist – und ob die Vereinigten Staaten Artikel vier des Brüsseler Abkommens anzuwenden beabsichtigen.« Dieser Artikel behandelte die völkerrechtlichen Voraussetzungen für eine förmliche Kriegserklärung.
    Taylor wollte seinen Ohren nicht trauen. Am liebsten hätte er Zhou und Cheung aufgefordert, sich zum Teufel zu scheren.
    Und noch lieber hätte er sie in die Steinzeit zurückgebombt!
    Mit diesem einen Atomsprengkörper hatten sie ihn in die bisher schwerste Krise seiner Amtszeit gestürzt. Und jetzt verlangten sie rotzfrech, die Vereinigten Staaten sollten sich ans Völkerrecht halten. Diese Unverschämtheit!
    Der Präsident holte tief Luft. Obwohl er angespannt, nervös und übernächtigt war, wußte er recht gut, daß bestimmte protokollarische Formen eingehalten werden mußten. Er nickte Außenminister Danahall zu, er solle fortfahren …
    »Ich darf Sie bitten, Ministerpräsident Cheung mitzuteilen«, sagte Danahall ruhig, »daß die Regierung der Vereinigten Staaten keine Verhandlungen mit der Regierung der Volksrepublik China wünscht, wenn dabei nicht ein sofortiger Waffenstillstand angeboten und die Einstellung aller militärischen Operationen auf den Philippinen garantiert wird.
    Etwa erforderliche Mitteilungen meiner Regierung würden Ihrer Regierung über die Vereinten Nationen zugestellt.«
    »Ich kenne dieses förmliche Notifizierungsverfahren, Mr.
    Secretary, und wir werden uns selbstverständlich daran halten«, sagte Zhou in fließendem Englisch mit leicht orientalischem Akzent. »Meine Regierung hat dem Generalsekretär bereits einen förmlichen Protest überreichen lassen, und ich nehme an, daß Botschafterin O’Day sich bald mit Ihnen in Verbindung setzen wird. Aber an sich müßte jede Nation, die für Frieden, Freiheit und Menschenrechte eintritt, den Wunsch haben, in Verhandlungen einzutreten, um alle Feindseligkeiten so rasch wie möglich zu beenden. Sie wollen doch nicht etwa Krieg führen, Mr. Secretary? Beharren Sie tatsächlich darauf, Forderungen an uns zu stellen, ohne im geringsten dialogbereit zu sein?«
    »Ich habe den Auftrag, Ihrer Regierung lediglich folgende Mitteilung zu machen«, antwortete Danahall resolut. »Wir erwarten die bindende Zusage, daß die chinesischen Streitkräfte sofort von den Philippinen abgezogen werden.
    Haben Sie eine Mitteilung für meine Regierung?«
    Am anderen Ende entstand eine kurze Pause, bevor Außenminister Zhou sagte: »Mr. Secretary, bitte übermitteln Sie dem Präsidenten … «
    Und dann wurde die Verbindung unterbrochen.
Amtssitz des Ministerpräsidenten, Peking
Montag, 10.  Oktober 1994,02.31 Uhr Ortszeit
    »Wir kapitulieren nicht vor den Amerikanern!« fauchte Generaloberst Chin, indem er Außenminister Zhou den Telefonhörer aus der Hand riß. Mehrere andere Mitglieder von Cheungs Kabinett sprangen sichtlich erschrocken auf. Nur der Ministerpräsident reagierte nicht, sondern blieb gelassen mit auf der Schreibtischplatte gefalteten Händen sitzen und betrachtete dieses Schauspiel mit kalter, ausdrucksloser Miene.
    »Wie können Sie’s wagen, mein Gespräch mit dem amerikanischen Außenminister einfach zu unterbrechen?« rief Zhou empört. »Ich verlange eine Erklärung, Genosse General!
    Das ist ein klarer Verstoß gegen eine Weisung des Genossen Ministerpräsidenten, der mich … «
    »Für dieses militärische Unternehmen bin nur ich zuständig, Genosse Zhou«, unterbrach ihn der General. »Alle damit zusammenhängenden Erklärungen müssen mit mir abgestimmt werden. Und ich allein entscheide, welche Mitteilungen zweckmäßig und mit unseren Zielen vereinbar sind.«
    »Damit überschreiten Sie Ihre Kompetenzen, Genosse General!« warf Zhou ihm aufgebracht vor. »Es ist verrückt gewesen, einfach die Philippinen besetzen zu wollen, es ist verrückt gewesen, diesen Verbrecher Yin an die Spitze der Invasionstruppen auf Mindanao zu stellen, und es wäre total verrückt, die Eröffnung eines Dialogs mit den Amerikanern abzulehnen.«
    Zhou wandte sich ab und

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