Flug in Die Nacht
knurrten erneut. Yang war mit einem Satz auf der Rampe, stürmte zum Strand hinunter, deutete auf die keine dreißig Meter entfernte Baumlinie und trieb die Marineinfanteristen gellend laut an:»Vorwärts, Männer! Vor … «
Das letzte Wort ging in einer Feuerwalze und einer ohrenbetäubenden Detonation unter. Yang hatte das Gefühl, die Luft sei ihm aus den Lungen gesaugt und durch flüssiges Feuer ersetzt worden. Mehrere seiner Männer wurden von der Rampe in den Sand geschleudert, als die stärkste Druckwelle, die Yang je erlebt hatte, über sie hinwegtoste. Ein grellweißer Lichtblitz blendete Yang völlig, und seine Trommelfelle schienen geplatzt zu sein – nein, sein ganzer Kopf schien geplatzt zu sein …
Vier Bomber F-111G röhrten mit nahezu Überschallgeschwindigkeit über das Gebiet hinweg, in dem Landungsfahrzeuge die chinesische Marineinfanterie an die Strande südlich von Davao zu bringen versuchten. Sie trugen keine Lenkwaffen Harpoon oder gewöhnliche Bomben, sondern jeweils vier neunhundert Kilogramm schwere Flammölbomben BLU-96 HADES. Jede HADES enthielt fast achthundert Liter Flammöl und wurde aus ungefähr tausend Fuß über einer Gruppe von acht Landungsfahrzeugen abgeworfen. In achthundert Fuß platzten die Behälter auf, und das Flammöl begann, sich in großen Dampfwolken auszubreiten. Als die Wolken sich Sekunden später mit inzwischen dreißig Meter Durchmesser etwa fünfhundert Fuß über der Landungsflotte befanden, wurden sie durch winzige mit ausgestoßene Natriumzünder zur Explosion gebracht.
Die Sprengwirkung übertraf die eines 10- KT- Atomsprengkörpers: Die HADES erzeugte eine Hunderte von Metern hohe pilzförmige Wolke, einen Feuerball mit über eineinhalb Kilometer Durchmesser und eine Druckwelle, die das Meer im Umkreis von drei Kilometern zum Brodeln brachte und die im Detonationsbereich liegenden Landungsfahrzeuge sofort in Brand setzte. Zwei HADES detonierten über einem Strandabschnitt, wo chinesische Marine-Pioniere auf Verstärkung warteten, und die Explosionswirkung an Land war ebenso verheerend.
Keine HADES detonierte in weniger als fünf Kilometer Entfernung, aber Yang und seine Marineinfanteristen hatten das Gefühl, mitten in einen Vulkanausbruch geraten zu sein.
Der Oberst fand sich benommen, aber unverletzt auf dem Bauch im Sand liegend wieder. Sein Sturmgewehr lag mehrere Meter von ihm entfernt. Er kroch darauf zu, holte es wieder und richtete sich kniend auf. »Vorwärts, Männer!« krächzte er.»MTWs marsch!« Er war erleichtert, als der erste MTW sich schwerfällig in Bewegung setzte; der zweite blieb jedoch stehen. »Los, runter mit den MTWs! Beeilung!« Seine Männer rappelten sich langsam auf, kamen wieder zur Besinnung und stolperten dann auf die MTWs zu, um hinter ihnen Deckung zu suchen.
Während Yang sich bemühte, seine Männer von Bord zu bekommen, bekam er ihr Landungsschiff ins Blickfeld – und was er sah, entsetzte ihn. Das gesamte Schiffsinnere schien in Flammen zu stehen. Die außenbords hängenden Abschnitte der Pontonbrücke brannten, und im Feuerschein sah Yang, wie verzweifelte Männer in das mit brennendem Öl bedeckte Meer sprangen. Eine spektakuläre Explosion ließ eine Hunderte von Metern hohe Feuersäule aufsteigen, als die Flammen den für alle Fahrzeuge an Bord gelagerten Treibstoff erfaßten.
Einige seiner Männer wollten stehenbleiben, um das todgeweihte Schiff anzugaffen, aber Yang stieß sie vor sich her. »Los, los, Bewegung! Alle Mann weg vom Strand!
Marsch, unter die Bäume … !«
Die MG-Schützen der Dagu schossen wieder in den Nachthimmel, und Yang hörte schwere Bomber heranröhren.
»Runter vom Schiff!« brüllte er. »Unter die Bäume! Marsch!
Marsch.«
Aber sein Befehl kam zu spät.
Zwei Minuten nachdem die F-111 die BLU-96 abgeworfen hatten, flog die nächste Bombergruppe von Norden an: vier B-52, die das Gefecht mit dem Zerstörer Dalian überstanden hatten, setzten die Angriffe mit Lenkwaffen Harpoon und CAPTOR-Minen fort; die sie begleitende EB-52C Megafortress war beim Abdrehen vom Zielgebiet von einem Jäger JS-7 abgeschossen worden. Die B-52 versenkten zwei Landungsschiffe und warfen über ein Dutzend CAPTOR-Minen ab, die sofort aktiviert wurden und die noch einsatzfähigen Schiffe ansteuerten, die mit Kurs auf die Insel Samal abzulaufen versuchten.
Sechzig Sekunden nach dem Abdrehen der letzten B-52 röhrten die letzten und am schwersten bewaffneten Bomber zum Angriff heran: sechs B-1B Excalibur
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