Flug in Die Nacht
Fuentes seinen Piloten. »Marinesysteme SA-6 und -8. Wir müssen zusehen, daß wir von hier verschwinden.«
Der Warnton wurde plötzlich zu einem aufgeregten Summen, und die Leuchtschilder Raketenstart erhellten das vordere und hintere Cockpit. »Raketenstart!« rief Fuentes.
»Sofort Sturzflug!« Er suchte den Himmel vor ihnen ab und fühlte sein Herz gegen die Rippen hämmern, als er zwei leuchtendgelbe Punkte auf sie zurasen sah – Fla-Raketen! Zum Glück waren sie nachts leicht zu erkennen. »Ich sehe sie!
Rechts voraus, dicht unter dem Horizont. Fliegen Sie darauf zu, und machen Sie sich bereit, schnell abzudrehen!«
Aber Borillo geriet in Panik. Bei einem Raketenangriff von vorn war es am besten, auf die Raketen zuzuhalten, um ihnen den kleinstmöglichen Radarquerschnitt zu zeigen, und im letzten Augenblick abzudrehen. Der junge Pilot, der nur das Wort»Abdrehen!« verstanden hatte, reagierte genau falsch: Er legte die Maschine in eine steile Rechtskurve. In dieser Fluglage, in der die F-4E den radargelenkten Fla-Raketen ihre gesamte Unterseite zeigte, war sie ein leichtes Ziel. Fuentes versuchte noch, den Steuerknüppel nach links zu drücken, aber er kam viel zu spät – eine der Fla-Lenkwaffen HQ-91 der Hong Lung traf den Jäger und verwandelte ihn augenblicklich in einen riesigen Feuerball.
Tamalko wurde von seinem Hintermann nicht gewarnt – Pilas war entweder stumm vor Angst oder hatte die Lautstärke seines Radarwarners zu weit heruntergedreht –, aber als das Warnsignal Raketenstart ertönte, versuchte er sofort nicht mehr, Cavete zu erreichen, sondern sah auf und konnte beobachten, wie die zweite Lenkwaffe HQ-91 keine dreißig Meter hinter ihnen vorbeiraste. Er legte seine F-4E in eine steile Rechtskurve, um auf die Gefahrwarnung zuzuhalten, und sah gerade noch, wie die erste Fla-Rakete seinen Rottenflieger vernichtete.
Als die Druckwelle der Explosion ihre Maschine erzittern ließ, begann der junge Pilas auf dem Rücksitz zu kreischen.
Tamalko versuchte, sein Kreischen zu ignorieren, wahrend er den Jäger auf die Nase stellte, im Sturzflug tiefer ging und die F4E in dreihundert Fuß über dem Meer abfing. »Schnauze halten, Pilas … Schnauze halten!« brüllte Tamalko. Danach hörte das Kreischen endlich auf »Borillo hat’s erwischt! Mein Gott, sie schießen auf uns!«rief Pilas. »Ich hab’ das Ganze für ‘ne Übung gehalten!«
»Dies ist keine beschissene Übung. Das dort vorn sind chinesische Kriegsschiffe. Sie greifen uns an.« Dann wurde Tamalko klar, daß Borillo tatsächlich ein angreifendes chinesisches Flugzeug abgeschossen und dadurch bestimmt Dutzende von Besatzungsmitgliedern der Rajah Lakandula gerettet hatte. Und da Pilas die Raketenwarnung nicht an seinen Piloten weitergegeben hatte, war Borillo auch zu ihrem Retter geworden, indem er vor den Fla-Lenkwaffen abgedreht hatte. Obwohl der Leutnant bei diesem Einsatz fast nur Scheiß gemacht hatte, war er ein gottverdammter Held!
»Geben Sie mir den Kurs zu diesem Schiff«, forderte er Pilas auf. »Wir greifen an!«
»Angreifen? Mit Bordwaffen? Wir haben bloß unsere Maschinenkanone, Oberst … «
»Ich weiß, ich weiß«, wehrte Tamalko ab. Er schaltete seine Blickfelddarstellung auf einen Tiefangriff mit der Maschinenkanone um. »Wo sind die verdammten Schiffe?«
In der daraufhin folgenden kurzen Pause vermutete Tamalko schon, Pilas wolle nicht antworten oder habe einen Nervenzusammenbruch erlitten. Dann: »Radarkontakt, ein Uhr, neun Meilen. Zehn Grad rechts, Kurs zwo-sechs-null.«Tamalko drehte ein, schob die Leistungshebel ganz nach vorn und sparte sich die Nachbrenner bewußt für den letzten Abschnitt seines Tiefangriffs auf …
An Bord des Flaggschiffs »Hong Lung«
»Schnelles Flugzeug im Anflug auf die Wenshan«, meldete Kapitän Lubu. »Entfernung fünfzehn Kilometer. Kein Radarkontakt mit dem zweiten Flugzeug. Die Wenshan dreht, um die 5,7-cm-Flak auf dem Achterdeck einsetzen zu können.«
»Sie soll lieber aufhören zu drehen und anfangen zu schießen«, sagte Admiral Yin. »Falls die Flugzeuge mit Lenkwaffen Harpoon angreifen, kommt ihr Abwehrfeuer ohnehin zu spät.«
»Notmeldung von der Wenshan!« dröhnte es aus den Brückenlautsprechern. »Sie ist auf Grund gelaufen!«
»Was?« rief Yin, der seinen Ohren nicht trauen wollte. Mit seinem großen Tiefgang war das Vorpostenboot Wenshan erneut ein Opfer der Untiefen des Südchinesischen Meeres geworden – auch diesmal wieder in einem höchst kritischen
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