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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Tasten. Yin drückte auf die gelbe Taste, die überall an Bord die Alarmglocken schrillen ließ. Während Lubu den Admiral entsetzt anstarrte, beeilte sich die Besatzung, einen Befehl auszuführen, der noch nie erteilt worden war …
    Admiral Yin griff nach dem roten Hörer. »Hier ist Admiral Yin«, sagte er. »Der Befehl lautet Schlachtruf. Schlachtruf.
    Kommen.«
    »Anfangscode bestätigt«, antwortete eine Stimme am anderen Ende. »Ziele, Genosse Admiral?«
    »Erst die südliche Korvette, dann drehen, dann die östliche Fregatte«, befahl Yin halblaut. »Automatische Ausführung in drei Minuten. Bestätigungscode lautet Roter Mond, wiederhole, Roter Mond. Kommen.«
    »Verstanden, Genosse Admiral. Beide Codes verifiziert.
    System … einsatzbereit. Automatische Ausführung in drei Minuten. Countdown wird in zwei Minuten noch mal angehalten. Kommandozentrale, Ende.« Yin legte den roten Hörer auf die Gabel zurück.
    Ein Bootsmann rannte auf die beiden Offiziere zu und brachte jedem schwere Handschuhe, einen langen Poncho, einen Helm mit goldbedampftem Visier und ein Atemschutzgerät. Lubu ließ sich seine ABC-Schutzkleidung geben, ohne sie jedoch anzulegen. »Genosse Admiral, ich bitte Sie, sich diesen Befehl nochmals zu überlegen. Sie sollten die Genehmigung des Oberkommandos einholen, bevor Sie … «
    Yin ließ sich von dem Bootsmann in den mit Blei gepanzerten Poncho helfen, setzte seinen Helm auf, legte die Atemschutzmaske an und stöpselte das Kabel der Bordsprechanlage ein. Nun konnte er auch unter dem Helm die Bereitschaftsmeldungen der einzelnen Stationen mithören.
    »Genosse Admiral, damit dürfen Sie nicht weitermachen …
    «, protestierte Lubu.
    »Zwei Minuten bis Roter Mond!« plärrte eine Lautsprecherstimme. »Zwei Minuten bis Roter Mond! Alle Stationen melden Gefechtsbereitschaft.«
    »Meine Flotte ist eingekreist, wir werden angegriffen, wir sind in Gefahr, die Spratly-Inseln und den größten Teil des Südchinesischen Meeres an die Filipinos zu verlieren«, sagte Yin unter seinem Atemschutzgerät. Mit Blendvisier und Sauerstoffmaske wirkte er bedrohlich, irgendwie unzurechnungsfähig, wie ein Seeungeheuer aus einem Horrorfilm. »Ich verfüge über die Mittel, sie aufzuhalten.
    Andernfalls müßte ich die Waffen strecken – und das täte ich niemals!«
    »Aber das führt zu einer Katastrophe internationalen Ausmaßes!« wandte Lubu ein. »Wir stehen zu nahe vor der philippinischen Küste. In diesen flachen Gewässern bleiben die Korallenriffe und der Meeresboden unwiderruflich geschädigt … Sie müssen diesen Befehl zurücknehmen!«
    »Legen Sie Ihre Schutzkleidung an und halten Sie sich zur Ausführung von Roter Mond bereit, Kapitän«, verlangte der Admiral mit dumpfer Stimme. »Auch das ist ein Befehl.«
    »Das dürfen Sie nicht tun! Dann befinden wir uns im Krieg mit den Filipinos, mit den Amerikanern, mit der ganzen Welt!«
    »Entfernung zum südlichen Ziel?« fragte Yin die Kommandozentrale. »Sechzehn Meilen, weiter abnehmend«, lautete die Antwort. »Hubschrauber in sieben Kilometern Entfernung, geschätzte Ankunftszeit drei Minuten …
    Sensorwarnung vor Lenkwaffen auf Kollisionskurs, geschätzte Ankunftszeit hundertvierzig Sekunden, Flak bemannt und feuerbereit … «
    »Genosse Admiral, bitte … «, flehte Lubu, der sich jetzt mit beiden Händen auf eine Armlehne von Yins Sessel stützte.»Lassen Sie wenigstens eine Warnung funken!« Aber Yin schüttelte den Kopf: eine langsame, grausige Geste, als sei er der Schnitter Tod persönlich, der das Flehen von zum Tode Verurteilten zurückweist.
    »Sie alter Narr, das dürfen Sie nicht tun!« rief Lubu aufgebracht. Er drehte sich nach dem Wachoffizier um, der jetzt ebenfalls ABC-Schutzkleidung trug. »Lassen Sie die Ausführung von Roter Mond auf meinen Befehl stoppen, Korvettenkapitän. Und lassen Sie auf der Notfrequenz funken, daß unser Verband das Gefecht abbricht und die philippinischen Gewässer sofort verläßt.«
    »Genosse Kapitän, dazu brauche ich den Aufhebungscode«,rief der Wachoffizier unter seiner Atemschutzmaske. Dienstlich unterstand er nicht dem Admiral, sondern dem Kommandanten der Hong Lung:
    deshalb würde er rechtmäßige Befehle Lubus prompt ausführen. Aber das vorgeschriebene Verfahren mußte eingehalten werden – vor allem im Gefecht und in Anwesenheit des Flottillenadmirals auf der Kommandobrücke.
    Kapitän Lubu starrte Yins dunkle Visage an. Der Admiral blieb schweigend und unbeweglich sitzen. Lubu

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