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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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ernst. Falls das stimmte … was für eine Gelegenheit! Die Besetzung einer strategisch wichtigen philippinischen Provinz, ohne einen Schuß abgeben zu müssen – von den schrecklichen Auswirkungen der Atomdetonation einmal abgesehen –, gehörte seit Jahrzehnten zu den Zielen der Volksrepublik China. Damit wäre die Vorherrschaft der Vereinigten Staaten im Pazifik endgültig gebrochen, und China würde das gesamte Südchinesische Meer und den größten Teil des Ostpazifiks kontrollieren …
    Und Admiral Yin Po L’un würde ein Held sein.
    Aber das war verrückt. Völlig verrückt! Dieser Clown, der sich als General ausgab, tickte bestimmt nicht ganz richtig.
    Waren die Philippinen nicht voller sogenannter Revolutionäre, die sich der Revolution nur lange genug verschrieben, bis sie ein paar Dollar ergaunert hatten, bevor sie wieder im Dschungel untertauchten? Es wäre eine Schande gewesen, mit diesem Wirrkopf gemeinsame Sache zu machen.
    »Sagen Sie ihm, ich wünsche, daß meine Offiziere sofort an Bord der Hong Lung gebracht werden«, wies Yin seinen Schiffsarzt an. »Außerdem sollen meine Besatzungen schnellstens wieder an Bord der Schiffe gehen dürfen. Erklären Sie ihm, daß ich seine Revolution voll und ganz unterstütze, aber mich zuerst um meine Schiffsbesatzungen kümmern muß.
    Erzählen Sie ihm meinetwegen alles, was er hören will – solange wir nur freikommen und wieder an Bord gehen dürfen.«
    Tran nickte und begann, mit de Silva zu sprechen – zuerst langsam und stockend, dann allmählich flüssiger. Dabei schien er alle Register zu ziehen, und der General hing buchstäblich an seinen Lippen. Schließlich verbeugten sich Tran und de Silva, der etwas enttäuscht, aber trotzdem entschlossen wirkte, lächelnd.
    »General de Silva sagt, daß er Ihr Pflichtbewußtsein bewundert«, berichtete Tran hörbar erleichtert. »Er ist bereit, uns an Bord bringen und die überlebenden Offiziere zusammenholen zu lassen.«
    Yin rang sich ein Lächeln ab und streckte seine Hand aus, die der General ergriff, als habe Yin ihm soeben die Kronjuwelen angeboten. »Sagen Sie ihm, daß er als leuchtendes Beispiel eines großen kommunistischen Führers in die Geschichte eingehen wird«, forderte er Tran ungeduldig auf. »Und danach bitten Sie ihn, meine Kommandanten herbringen zu lassen, damit ich mit ihnen … «
    Plötzlich wurden im Korridor Stimmen laut, und eine neue Gruppe von Männern drängte sich in Yins Krankenzimmer.
    Einige von ihnen trugen Pistolen am Gürtel und hielten Handfunkgeräte sprechbereit – Leibwächter oder Geheimdienstagenten, dachte der chinesische Admiral. Nun, er hatte also recht gehabt: Dieser Raum wurde abgehört, und da der philippinische Geheimdienst erkannt hatte, daß er nicht mitmachen und versuchen würde, mit de Silvas Hilfe zu flüchten oder seine Revolte zu unterstützen, sollte er jetzt als Staatsfeind verhaftet und ins Gefängnis gekarrt werden …
    Dann teilte sich die Mauer aus Gaffern und Geheimdienstagenten plötzlich und gab Yin den Blick auf einen großen, jungen, gutaussehenden Mann mit hellem Teint, Menjoubärtchen und sorgfältig gestylten dunklen Locken frei.
    Die Ärzte und Krankenschwestern, die jetzt von den Bewaffneten zurückgedrängt wurden, starrten ihn an, als sei er eine auf die Erde herabgestiegene Gottheit. General de Silva sprach längere Zeit mit dem Mann, der sehr gut mit ihm befreundet zu sein schien.
    Schließlich trat der Mann mit verschränkten Armen an Yins Bett, nickte Korvettenkapitän Tran lächelnd zu und sagte in recht gutem Chinesisch: »Willkommen, Admiral.«
    Yin war wider Willen beeindruckt. »Danke, aber mit wem habe ich das Vergnügen ?«
    »Ich bin Daniel Francisco Teguina, der Erste Vizepräsident der philippinischen Republik. Admiral Yin Po L’un, ich heiße Sie in Palawan willkommen.«
    Der Erste Vizepräsident! sagte sich Yin. Nun, diese Sache wird allmählich höchst interessant – falls der Mann wirklich das ist, wofür er sich ausgibt. »Bin ich Ihr Gefangener, Genosse Vizepräsident?«
    »Nein«, antwortete Teguina. »Sie sind mein Gast und werden willkommen geheißen.«
    »Als siegreicher Held?«
    Teguina sah sich rasch nach den Ärzten und Krankenschwestern um, die von seinen Leuten aus dem Zimmer gedrängt wurden, wechselte einen Blick mit de Silva und wandte sich wieder an Yin. »Wenn Sie sich stark genug fühlen, Admiral, sollten wir darüber reden«, antwortete er.
    »Ich rede über nichts, bevor ich nicht wieder mit

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