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Flug ins Feuer

Flug ins Feuer

Titel: Flug ins Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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Gipfel über, und seiner Meinung nach wird es dann hoffnungslos. Wenn es sich nach Süden ausbreitet, fegt es direkt durch die Stadt. Im Moment droht es in beide Richtungen zu gehen.«
    Griffin antwortete nicht, er stand einfach nur da, völlig angespannt, mit herunterhängenden Armen, die Hände zu Fäusten geballt, und starrte in das Feuer. Die sengende Hitze und der erstickende Rauch waren unerträglich; das Geräusch der Flammen, die an der Vegetation leckten, Furcht erregend. »Griffin?«

    Auf seiner Stirn hatte sich Schweiß gebildet, er atmete ganz flach, und ihr Ärger über ihn wich etwas ganz anderem, nämlich dem absolut verunsichernden Bedürfnis, ihn ein weiteres Mal wieder zu berühren. »He.« Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Alles in Ordnung?«
    Er fuhr herum zu ihr, und der heftige Schmerz in seinen Augen schnitt ihr ins Herz. »Griffin?« Sie ließ die Hand auf seinem Arm ruhen und war sich nicht sicher, ob er jetzt gleich hier umkippen würde. Medizinisch wäre das kein Problem gewesen – sie kannte sich in Erster Hilfe aus. Aber dieser Typ hatte ein anderes Problem, und sie wusste nicht, welches.
    In ihrem Leben hatte es wenig Schwäche gegeben, und sie war nie verhätschelt worden. Sie brauchte und vermisste es nicht, wusste aber auch nicht bei anderen Menschen damit umzugehen. Und dennoch musste sie versuchen, ihm zu helfen, so einfach war das. Vielleicht war es die unglaubliche Trostlosigkeit in seiner Körperhaltung oder die Tatsache, dass er so versteinert dastand, aber sie hob die andere Hand auch noch und hatte jetzt beide Arme gepackt.
    Die Männer um sie herum wurden unruhig. » Que pasa?« Sie hatte keine Ahnung, was los war, aber sie lächelte ihnen über die Schulter hinweg zu. Es war ein langer Tag, sagte sie ihnen. Ein rauer Flug.
    Als sie das sagte, trat Griffin einen Schritt zurück, dann... drehte er sich um und ging weg.
    Nachdem sie den Männern ein entschuldigendes Lächeln zugeworfen hatte, folgte sie Griffin schweigend zum Jeep – der Boden unter ihren Füßen knirschte, die Hitze des Feuers versengte ihren Rücken – und als er sich auf den Beifahrersitz setzte, starrte sie ihn ungläubig an.

    Griffin spürte ihren Blick, erwiderte ihn aber nicht, konnte es nicht. Nicht mit dem Albtraum, der sich in seinem Kopf abspielte und ihm in schillernden Farben vorführte, wie er das letzte Mal vor einem Feuer gestanden hatte. Wieder und wieder lief die Szene vor ihm ab, immer in Zeitlupe natürlich, damit er auch bloß keine der schrecklichen Sekunden von all dem verpasste, was er verloren hatte.
    Herrgott, es hatte mal eine Zeit gegeben, wo er dieses Leben geliebt hatte, geradezu aufgeblüht war; wo er sich darauf gestürzt hatte, das Feuer zu bezwingen, im Team gegen die eindrucksvollen Naturkräfte zu kämpfen.
    Jetzt hörte er nichts weiter als die Schreie. Roch das brennende Fleisch. Litt unter der vernichtenden, versengenden Hitze.
    Er sah immer noch Greg umkippen, erinnerte sich daran, dass er den Hubschrauber kommen hörte und zugleich wusste, dass es zwecklos war.
    Eben noch hatte er mit Lyndie und den anderen dagestanden, alle hatten ihn angesehen und darauf gewartet, dass er die Sache in die Hand nahm, und er... konnte es nicht. Sein Herz hatte wie verrückt geschlagen – schlug immer noch wie wild -, so schnell und hart, dass nur ein Wunder es daran hinderte, ihm die Brust zu sprengen, und obgleich er in seinen Klamotten schwitzte, zitterte er.
    Er hörte, wie Lyndie ihn ansprach, als sie sich hinter das Lenkrad setzte, aber er schüttelte abweisend den Kopf. Auch an jenem Tag war es unmenschlich heiß gewesen, mit tückischen Winden und Böen über fünfundsiebzig Stundenkilometern. Die Feuchtigkeit hatte bei zwanzig Prozent gelegen und war urplötzlich auf zehn Prozent gefallen.
    Zweifellos hatte das Wetter sie zerstört – zusammen natürlich
mit Fehleinschätzungen und menschlichem Versagen, und davon hatte es jede Menge gegeben.
    Das Ergebnis waren zwölf tote Menschen gewesen, zwölf Menschen, die er von Herzen geliebt hatte. Er wusste nicht, ob er es je vergessen könnte, aber eins wusste er: Er hätte nicht hierherkommen sollen, hätte Brody nie erlauben dürfen, ihn zu überreden, hätte nie zulassen dürfen, dass Menschen sich auf ihn verließen.
    Auf ihn konnte man sich nicht verlassen, nie wieder.
    Neben ihm betrachtete Lyndie ihn immer noch mit diesen strahlenden Augen, in denen man sich verlieren konnte. »Also, zum Teufel auch«, sagte sie

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