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Flug ins Feuer

Flug ins Feuer

Titel: Flug ins Feuer
Autoren: Shalvis Jill
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schließlich und legte den Rückwärtsgang ein, um wenden zu können. Sie war die brennende Straße schon halb hinuntergefahren, bevor sie etwas sagte. »Musst du spucken?«
    »Nein.«
    »Wirklich nicht? Weil ich anhalten kann.« Sie warf ihm einen kurzen, besorgten Blick zu.
    Er tat ihr Leid.
    Herrgott, er musste sich unbedingt am Riemen reißen. Aber es zu denken und es zu tun waren offenbar zwei Paar Schuhe. Er begann zunächst damit, ruhig durchzuatmen, zählte jedes Ein- und Ausatmen mit. Eins. Zwei ...
    » Bist du okay?«
    »Sehe ich so aus?«
    »Genau genommen siehst du wie Braunbier mit Spucke aus.«
    Drei. Es war wirklich nicht ohne Ironie. Sein ganzes Erwachsenenleben hindurch hatte er ruhige, bescheidene Frauen um sich gehabt. Und hier nun fühlte er sich unerklärlicherweise angezogen von dieser frechen, unverblümten und offenen Frau, die vermutlich nicht einmal dann erkennen
würde, was ruhig und bescheiden war, wenn sie es direkt vor der Nase hätte.
    Schade, dass er momentan mit Frauen nichts am Hut hatte. Er war einfach viel zu verkorkst für alles, außer fürs Alleinsein. Vier. Fünf ...
    Die Rückfahrt war genauso holprig wie die Hinfahrt, und er wurde von Kopf bis Fuß durchgerüttelt. Vielleicht rüttelte sie auch seine Gedanken zurecht, denn obgleich er zusammengeklappt war vorhin, kam ihm Weglaufen plötzlich falsch vor. »Fahr rechts ran.«
    »Klar.« Sie fuhr weiter.
    » Fahr rechts ran.«
    Sie riskierte einen kurzen Blick, dann trat sie mitten auf der engen, unbefestigten Straße voll in die Bremse, weil rechts ranfahren nicht in Frage kam, es sei denn, sie hätten sich entweder selbst grillen oder in den Abgrund stürzen wollten.
    Statt anzuhalten schlitterten sie eine Schrecksekunde lang weiter.
    Sechs. Sieben ...
    Der Jeep blieb ruckelnd stehen.
    »Fahr zurück«, sagte er in das Schweigen.
    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Das kann ich nicht machen. Ich muss dich nach Hause bringen und jemand anderen finden. Du hast offensichtlich irgendwelche ernsten Probleme, mit denen du fertig werden musst. Zu gegebener Zeit.«
    Die Botschaft war klar und deutlich. Sie würde hierher zurückkommen. Sie war den ganzen Tag geflogen, aber sie würde das alles noch einmal durchziehen. Ihre Entschlossenheit war demütigend und beschämend und genau der Arschtritt, den er brauchte. »Fahr zurück«, wiederholte er.
    Wieder sah sie ihn an, als ob er verrückt wäre, und ehrlich gesagt war er das ja auch. Er konnte es ihr mit Worten nicht begreiflich machen, verdiente es auch nicht. Aber er würde nicht nach Hause fahren. Genau wie sie es im Flugzeug getan hatte, streckte er die Hand aus und legte sie ihr aufs Knie. »Tue es, oder ich gehe zu Fuß zurück zu dem Feuer.«
    Sie starrte die Hand auf ihrem Knie an, dann sah sie ihm ins Gesicht.
    »Ich ziehe es durch«, sagte er ruhig.
    Der Wind zerrte an ihnen, die Asche regnete weiterhin auf sie nieder. Die bis auf das unheimliche Prasseln des Feuers ängstigende Stille gaben ihm das Gefühl, in einem schlechten Horrorstreifen zu sitzen. Er drückte sanft ihr Bein, spürte das Erschauern darin. »Bitte, Lyndie.«
    Sie seufzte schwer und verdrehte die Augen. »Fein, wenn du einen Narren aus dir machen willst. Noch einmal. « Sie stieß seine Hand weg, dann legte sie den Rückwärtsgang ein, und mit beeindruckender Geschicklichkeit gab sie Gas und fuhr rückwärts die kurvenreiche, schmale, unbefestigte Straße hinauf, bis sie zu einer Stelle kamen, wo sie wenden konnte, ohne dass sie getoastet wurden. Sie wendete so schnell, dass ihm schwindlig wurde, als er den Staub einatmete.
    Grimmig legte sie den ersten Gang ein und fuhr wieder los, vorwärts dieses Mal, und brachte sie auf die gleiche halsbrecherische Weise, wie sie vorhin geflogen war, wieder zurück zur Lichtung. Einen Moment lang blieb sie einfach sitzen, ihr kurzes, feuriges Haar umflatterte sie wie ein Heiligenschein, die Augen blitzten vor Entschlossenheit und so viel Mumm, wie er lange nicht gesehen hatte. Sie war stark und mutig und absolut erstaunlich.

    Griffin hätte gern zu ihrer Entschlossenheit und ihrem Mumm gepasst, wäre gern genauso mutig und stark gewesen wie sie. Sogar schwitzend und immer noch ein wenig zitternd und mit heftig klopfendem Herzen wünschte er sich das.
    Aber er hatte seinen ganzen Mut und seine ganze Kraft auf einem anderen Berg gelassen, in einem völlig anderen Land. Und sein Herz hatte er ebenfalls dort gelassen.
    Sie schaltete den Motor aus. »Möchtest du mir
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