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Flug ins Feuer

Flug ins Feuer

Titel: Flug ins Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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fand Lyndie, die nur zehn Meter entfernt eifrig schaufelte.
    Sie trug immer noch das Tuch vor dem Mund. Es war dreckig. Sie war dreckig, klebrig, schwitzte stark und sah genauso erschöpft aus, wie er sich fühlte, und dennoch bewegten sich ihre Arme nicht langsamer, arbeitete sie so hart
wie jeder Mann hier draußen. Er fand, dass sie die schönste Frau war, die er je gesehen hatte.
    Und dann änderte sich plötzlich der lebhafte Wind, und das Feuer reagierte entsprechend; es sprang, wand sich hin und her, und es haute ihn glatt um.
    Nicht die Hitze, die sehr stark war.
    Nicht die Flammen selbst, die heiß genug waren, dass man sich wie nach einem Sonnenbrand fühlte.
    Nein, ihn überwältigte plötzlich das bedrohliche, unaufhaltsame Gefühl von Panik.

13
    Er bekam keine Luft mehr. Konnte nicht mehr denken. Die Panik überfiel ihn heimtückisch und hinterrücks, und Griffin fasste sich tatsächlich an die Kehle, als ob ihm das half, Luft in die Lungen zu bekommen.
    Er war wieder in Idaho. Starrte hilflos auf die Mannschaft, die es nicht auf die andere Seite der Brandschneise geschafft hatte, während die Flammen durch die Luft tanzten, getrieben von heißen, heftigen Windstößen. Die starken, trockenen Winde waren wie Benzin, in das man ein Streichholz geworfen hatte.
    Zu spät für Feuerschutz, zu spät für alles, im Bruchteil einer Sekunde musste er entsetzt mit ansehen, wie alle umkamen.
    »Griffin.« Plötzlich stand Lyndie vor ihm. Sie hatte die Schaufel weggeworfen, warf seine beiseite und hielt ihn bei den Armen, stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm in die Augen sehen zu können.

    »Der Wind hat sich gedreht«, sagte er heiser.
    »Ja.« Ihre Finger gruben sich in seine Arme, das einzige Zeichen ihrer Besorgnis. »Der Wind hat sich gedreht. Was sollen wir tun?«
    Die beste Sicherheit liegt in der Furcht. Wer hatte das noch gesagt, fragte er sich. War es Shakespeare? Weil nichts je der Wahrheit näher kam.
    »Griffin, sag mir, was ich ihnen sagen soll.«
    Er sah in ihr Gesicht, das beherrscht und ruhig aussah, nur ihre Augen wirkten besorgt und beklommen, und verdammt noch mal, er würde das jetzt nicht vermasseln und sie auch noch verlieren. »Wir ziehen uns zurück.« Er wusste nur zu gut, dass die kleinste Veränderung den Unterschied zwischen Entkommen und Eingeschlossensein bedeutete.
    Er würde nicht zulassen, dass irgendjemand eingeschlossen würde. Er nahm ihren Arm, musste sich einfach an irgendetwas, an irgendjemandem festhalten, seltsam erleichtert, dass sie es war. Hinter ihnen spürte er die Hitzewand, die stets direkt vor dem Feuer verlief, und sein Herz schlug eher noch schneller. »Komm. Schnell.«
    Lyndie nickte und brüllte über die Schulter, » Ven por acá, apurarse,« und die Männer taten genau das, rannten mit ihnen ostwärts.
    »Schneller«, sagte er zu Lyndie, hielt immer noch ihren Arm fest. Er warf ihr sein Funkgerät zu. »Sag allen, dass sie sich beeilen sollen.«
    Sie übersetzte es ins Funkgerät, und sie rannten den Pfad hoch, den sie erst am Vortag benutzt hatten, um die Ausdehnung des Feuers aufzuzeichnen, des Feuers, das ihnen jetzt auf den Fersen war.
    Weiter oben, sicher für den Moment, begannen sie wieder von vorn, schaufelten, rodeten, schaufelten weiter.

    Einige Stunden später kletterte Griffin ein wenig höher, um die Lage zu peilen. Anschließend musste er erkennen, dass sich die Situation trotz des unvorhersehbaren Windes stabilisiert hatte.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter. »Wir haben tolle Fortschritte gemacht, nicht wahr?«
    Lyndies leise Stimme durchdrang die Schutzhülle, die er wie seine übrige Schutzkleidung angelegt hatte, diejenige, die ihn gefühlsmäßig schützen sollte, aber ihre Berührung überwand beides: die Hülle und ihn. Er wusste nicht, wie sie das anstellte – ihn etwas fühlen zu lassen, Sehnsucht in ihm zu erwecken, aber sie tat es. Sie erweckte in ihm den Wunsch, wieder ein ganzer Mann zu sein, sie erweckte in ihm den Wunsch nach so vielen Dingen, und als er sich ihr zuwandte, war seine Kehle wie zugeschnürt, so dass er seiner eigenen Stimme nicht traute und nur nickte.
    So erschreckend es war, aber sie hatten tatsächlich tolle Fortschritte gemacht. Sie hatten beinahe wieder die am Morgen verlorene Zeit aufgeholt. Sie hatten verhindert, dass sich das Feuer weiter in östliche und westliche Richtung ausdehnen konnte, und beherrschten es nun. Nach Norden hin hatte sich das Feuer nur wenig ausgebreitet, offenbar war es

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