Flug ins Feuer
Sam noch. »Vielleicht hilft er uns gelegentlich noch mal.«
Lyndie warf Griffin einen Seitenblick zu. Er war total angespannt und wurde zunehmend nervöser, als sie die Hauptstraße verließen. Das Feuer war eher noch mehr in Richtung Stadt vorgedrungen, als sie gedacht hatte.
Würde dieses Wochenende ihm vergessen helfen... oder ihn daran erinnern? »Ich weiß nicht so recht, eine Wiederholung kann ich mir schwer vorstellen, Sam.«
»He, wenn sie erst mal auf den Geschmack gekommen sind, wollen sie gar nicht mehr davon lassen. Er ist der Beste in dem Bereich, den wir haben. Du kannst ihn bestimmt überreden.«
Griffin wandte ihr den Kopf zu.
Sie begegnete seinem Blick und dachte, dass kein Mensch diesen Mann zu etwas überreden könne, was er nicht wolle.
Dennoch hatte sein Bruder es geschafft. »Stell dich auf eine sehr große Rechnung von mir ein. Bye, Sam.« Sie unterbrach die Verbindung, während er immer noch leise lachte.
»Dein Boss?«
Sie schob sich das Haar aus dem Gesicht, was aber vergebliche Liebesmüh war. »Er möchte, dass ich dich überrede, das hier irgendwann mal zu wiederholen.«
Der Laut, den er von sich gab, hätte sowohl ein Lachen als auch ein gequältes Stöhnen sein können.
»Genau das dachte ich mir«, sagte sie.
»He, du bist nicht begeisterter als ich, dass du hier bist.«
»Ich wollte einfach nur mal ein bisschen Zeit für mich haben und allein sein.«
»Bist du das gern? Allein?«
Nun, sie war eben daran gewöhnt. »Ist das nicht jeder Mensch?«
Er dachte darüber nach. »Für mich ist das neu. Aber genau das wäre jetzt besser als...«
»Hier zu sein?«
»Ja.«
Sie hatte es laut und deutlich vernommen, also machte es überhaupt keinen Sinn, dass es ihr einen kleinen Stich versetzte, es zu hören. Der Motor heulte auf, genau wie der plötzlich aufkommende Wind, und diese Geräusche zusammen mit dem des Feuers erschienen ihr laut wie Donner.
Griffin parkte neben den Löschfahrzeugen und warf ihr ein Halstuch zu. »Binde es dir über den Mund.« Er stellte den Motor ab. »Hast du deinen Inhalator?«
»Und noch einen als Ersatz.«
Sie stiegen aus, und Griffin sah immer verschlossener drein, je näher sie der Gruppe Männer kamen, die auch gerade angekommen war. Sie begrüßten sich alle ernst, und Griffin holte sein PDA heraus mit der Karte auf dem Display. Er erklärte die am Vortag eingezeichneten Linien, die den Umfang des Feuers markierten.
Zwei Männer traten vor und wiesen darauf hin, wo sie sich jetzt befänden und wie weit das Feuer vorgedrungen wäre.
Griffin korrigierte die Karte entsprechend. Dann holte er tief Luft und begann zu reden. Er redete langsam und deutlich und wartete jedes Mal, bis Lyndie übersetzt hatte, bevor er zum nächsten Punkt seines Aktionsplans überging, den er sich akribisch überlegt und genau ausgearbeitet hatte.
»Wie gestern werden wir den Fluss als eine Verteidigungslinie nutzen«, sagte er und wies auf den Wasserlauf. »Das Felsmassiv ist die zweite. Aber wir müssen neue Brandschneisen graben, von hier an.« Er wies auf das Gelände südlich von ihnen, oberhalb der Stadt. »Hier ist das Feuer sehr stark.«
Jeder nickte. Sie hatten verstanden.
»Ein langer, heißer, harter Tag«, sagte er leise zu Lyndie. »Ich hatte Tom gebeten, den Jeep mit Trinkwasserbehältern und mehr Schaufeln und Ausrüstung zu beladen. Er will auch noch mehr Männer auftreiben. Jetzt, da sie wissen, was ich brauche, kommen wir klar, wenn du zurück möchtest.«
»Zurück?«
»Ernsthaft, Lyndie. Das ist enorm anstrengende Arbeit. Das Schlagen von Brandschneisen ist überwiegend Handarbeit. Das willst du doch bestimmt nicht wiederholen.«
Ihr waren noch nicht viele Männer begegnet, die so stark und robust waren wie dieser Mann, der dazu auch noch galant war. Warum das zu seinen Gunsten sprechen sollte, war ihr auch nicht klar. Sie wollte keinen starken und robusten und galanten Mann in ihrem Leben.
Sie wollte überhaupt keinen Mann in ihrem Leben, jedenfalls
nicht länger als für ein, zwei Nächte. Und ganz besonders wollte sie keinen, der zu wissen glaubte, was das Beste für sie wäre. »Woher willst du wissen, was ich will?«
Er starrte sie an, und seine Schultern sackten leicht nach vorn, als er schwer ausatmete. »Dies ist kein guter Zeitpunkt, dich mir zu widersetzen.«
»Weil du es besser weißt?«
Ein Windstoß drückte ihm das Hemd an den muskelgestählten Körper. Groß, robust und ihr viel zu schnell vertraut geworden. Sie zog
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