Flug ins Feuer
Unverständliches, während er eine Frau beobachtete – ein heißes, kurvenreiches, kleines Ding mit lederner Bomberjacke und kurzen, leuchtend rotbraunen Haaren -, die davonstolzierte.
»Wer ist das?«, fragte Brody neugierig.
»Meine Pilotin.« Griffins Stimme klang total frustriert – nach Brodys Meinung völlig übliche Gefühle im Zusammenhang mit Frauen.
Sie wäre vielleicht einfach weitergegangen, wenn Griffin nicht einen Satz nach vorn gemacht, sie am Arm gepackt und zurückgehalten hätte. Und er beugte sich vor und sagte ihr etwas, was Brody nicht recht mitbekam.
Die Frau riss sich los und stolzierte weiter, als ob Griffin sie so wütend gemacht hätte, dass sie kaum an sich halten könnte.
Brody verstand das Gefühl nur zu gut, er hatte das häufig selber erlebt, aber dennoch... sehr interessant.
Schweigend und grübelnd kam Griffin zurück zu Brody.
Oh ja, sehr interessant, fand Brody. Bevor er hierhergekommen war, hatte er in dem kleinen Haus, das sein Bruder gemietet hatte, herumgeschnüffelt und kein einziges Anzeichen einer persönlichen Bindung entdeckt. Nicht eine Telefonnummer eines Freundes oder irgendeinen Hinweis darauf, dass Griffin mit irgendjemandem Kontakt hatte.
Dennoch musste ihn in den vergangenen zwei Tagen irgendetwas in die Welt der Lebenden zurückkatapultiert haben. Trotz des ohrenbetäubenden Schweigens lag ein neuer Lebensfunke in den Augen seines Bruders. Zugegeben, es war Wut, aber ein Funke war ein Funke, und Brody wäre mit allem zufrieden gewesen. »Deine Pilotin?«
»Ja.«
»Sie ist heiß.«
»Nein. Ja. Verdammt, nein .«
»Muss ich dir eigentlich alles neu beibringen?«
Griffin knurrte, und Brody lachte. Dann streckte er die Arme aus nach seinem Bruder. »Gott, es ist so gut, dich zu sehen.« Er wusste sehr gut, dass er Gefahr lief, erwürgt zu werden, aber er umarmte ihn dennoch.
Griffin ertrug es einen Augenblick, dann stieß er ihn weg und ging weiter – in die entgegengesetzte Richtung seiner heißen Pilotin.
Grinsend folgte Brody ihm. »Du hast dich also gut amüsiert?«
»Wo hast du geparkt?«
»Ich wette, dass sie dich prima abgelenkt hat, richtig?«
»Brody, sag mir, in welche Richtung ich gehen muss, oder ich ruf mir ein Taxi.«
»He, ich will nur ein bisschen mit dir plaudern.«
»Vergiss die Plauderei. Bring mich hier raus, zum Teufel.«
Jawoll, definitiv wieder unter den Lebenden, was verdammt weh tun konnte, das musste er zugeben. »Küsst sie so heiß, wie sie aussieht?«
Mit geballten Fäusten wirbelte Griffin herum, und Brody lachte und freute sich unbändig. »Du bist tatsächlich wieder zurück. Himmelherrgott, habe ich dich vermisst.«
»Ich war nur zwei Tage weg.«
»Ich habe dich ein ganzes Jahr lang vermisst. Ein verdammtes ganzes Jahr. Versprich mir, dass du nicht wieder spurlos verschwindest vor mir. Vor uns.«
Griffin starrte mit zusammengebissenen Zähnen in die hell erleuchtete Nacht und den Verkehr. »Ich weiß nicht, was ich tun werde...« Er stieß die Luft aus und blickte ihm in die Augen. »Aber ich verschwinde nicht wieder.«
Brodys Kehle wurde eng vor Erleichterung, und er nickte. Um ihnen beiden einen Moment zu geben, beobachtete er, wie die hübsche Pilotin die Straße überquerte und auf den Parkplatz zusteuerte. »Möchtest du ihr nicht danken?«
»Wofür? Dass sie mich seit zwei Tagen verrückt macht?«
»Dafür, dass du wieder Leben in den Augen hast. Was hat sie noch wiederbelebt?«
»Brody?«
»Ja?«
»Halt die Klappe.«
Brody lachte. O ja, es war schön, ihn wiederzuhaben.
Raaaatsch.
Von dem Geräusch erwachte Lyndie und schoss hoch im Bett. »Was zum Teufel...«
Sie blinzelte und nahm langsam ihre Umgebung wahr. Ein kleines Schlafzimmer, schlichte, weiße Wände, weiße Bettdecke, Pinienholzfußboden. Das Geräusch von Brandung und der Geruch von salziger Meeresluft drangen durch die offenen Fenster.
Sie war zu Hause in Del Mar, in Sams Gästehaus, das sie für geringes Geld gemietet hatte. Sie war jetzt seit zwei vollen Tagen wieder zurück, so dass sie nicht überrascht sein sollte, aber manchmal reiste sie so viel herum, dass sie sich nicht gleich zurechtfand, wenn sie aufwachte.
Es war noch nicht sieben Uhr morgens, aber offenbar hatte die Brise die Gardinen zum Flattern gebracht, was wiederum den kleinen Kater zu einem wilden Tier gemacht hatte, da er gerade in ihnen schaukelte.
Daher also das reißende Geräusch, das von seinen Krallen herrührte, die sich im Stoff verhakt
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