Flug ins Feuer
Ordnung.« Er sah sie lange an. »Wie wäre es, wenn wir die Instrumente vergessen und ich nach vorn komme und dich küsse, bis du ganz benommen bist?«
Sie lachte. » Was?«
» Ja, jedes Mal, wenn ich dich so geküsst habe, warst du hinterher wirklich nett zu mir.«
»Du hast mich nie so geküsst.«
Er hob nur leicht die Augenbrauen.
»Hast du nicht.«
»Willst du mich herausfordern?«
»Nein.« Herrgott, nein. » Hör zu, Supermann, niemand... küsst mich, bis ich ganz benommen bin.«
»Niemand?«
»Niemand.«
Sie übersah seinen vielsagenden Ausdruck und begann
mit dem Takeoff. Bisher hatte sie beim Fliegen stets alles andere vergessen, aber jetzt musste sie feststellen, dass sie über das, was er gerade gesagt hatte, nachgrübelte. Darüber, wie gut sich sein Mund anfühlte, wie sie tatsächlich schier den Verstand verlor allein von einem Kuss.
Zur Hölle mit ihm.
»Lyndie …«
»Nein, ich möchte nicht darüber reden.« Sie ruckelte ein wenig hin und her, da die sexuelle Spannung zwischen ihnen sie kribbelig machte, aber sie redete sich ein, dass dies nur Einbildung wäre.
Sie redete sich das jedes Mal ein, wenn sie während des Fluges hinüberspähte zu ihm; jedes Mal, wenn er sie mit einem dieser Griffin-Moore-Blicke bedachte und sie wieder ganz kribbelig wurde.
15
Sie landeten in San Diego. Ein junger Mann vom Bodenpersonal winkte Lyndie ein und lächelte sie dabei derartig hingerissen und begierig an, dass Griffin ihm am liebsten gesagt hätte, dass er seine Zeit verschwendete.
Lyndie Anderson war immun gegen solche Anspielungen. Teufel, sie war ja kaum menschlich.
Aber er wusste, dass das nicht stimmte. Er hatte unmittelbar erfahren, wie viel sie für andere tat, er hatte gesehen, wie sie in seinen Armen hingeschmolzen war. Sie war menschlich, extrem menschlich... und extrem streng.
Lag es daran, dass sie ihre Familie in so jungen Jahren verloren hatte? Dass sie von ihrem offenbar genauso strengen
Großvater aufgezogen worden war? Trotz allem, was Griffin im vergangenen Jahr widerfahren war, hatte er doch ein solides Fundament an Liebe. Er wusste, was Freundschaften und Familie und Vertrauen zu anderen Menschen bedeuteten.
Lyndie offenbar nicht.
Er konnte versuchen, ihr einiges davon zu geben, konnte ihr Freund werden, sie dazu bringen, ihm zu vertrauen. Das wäre ihm keine Mühe, er mochte sie, sehr sogar. Zuneigung zu empfinden wäre kinderleicht, genauso wie eine körperliche Beziehung zu haben... vielleicht könnte sogar mehr daraus werden, viel mehr.
Aber im Moment traute er seinen eigenen Gefühlen nicht. Er wusste nicht, ob seine Gefühle für sie echt waren oder ob er nach einem Jahr gefühlsmäßiger Abschottung nicht einfach nur wieder aufwachte. Er wusste, dass er sie körperlich begehrte. Große Güte, und wie er sie körperlich begehrte.
Aber das war Lust. Lust war keine Liebe. Und wollte er sie wirklich überreden, ihre Schutzhülle abzustreifen, sie überreden, ihm ihr Herz zu öffnen und eine ernsthafte Beziehung anzufangen, bevor er wusste, wie es um sein eigenes Herz bestellt war?
Er konnte das nicht, das wäre unfair.
Er folgte ihr durch den Zoll. Auf dem Flughafen war es viel zu laut und chaotisch, als dass man sich hätte unterhalten können. Nicht dass Lyndie den Eindruck machte, ihr stünde der Sinn nach reden, da sie ihn keines Blickes würdigte und so schnell ging, dass er kaum mit ihr Schritt halten konnte.
Als er nach draußen kam, wartete Brody auf ihn, die Hände in den Hosentaschen und mit wehendem Haar in
der nächtlichen Brise. Griffin seufzte, als Brody sich erkundigte: »Wie war der Flug?«
Er hatte immer noch Schmetterlinge im Magen von der Landung und verdächtigte Lyndie, absichtlich so unsanft gelandet zu sein, nur um ihn im Gesicht grün werden zu sehen. Sie schien es zu mögen, wenn er grün wurde.
Nur dann war sie nett zu ihm, obgleich nett im Zusammenhang mit Lyndie ein relativer Begriff war. Er drehte sich zu ihr um und erspähte sie genau in dem Moment, wo sie mit einem Katzenkorb herauskam, den sie im Zoll bekommen hatte. Sie drängelte sich an ihm vorbei. »Bis dann, Supermann.«
Bis dann? Er hatte auf sie gewartet, und sie wollte einfach... verschwinden?
Da sie einfach weiterging, nahm er an, dass es sich tatsächlich so verhielt.
Neugierig geworden durch das merkwürdige Aufblitzen in den Augen seines Bruders, als er auf dem Bürgersteig vor dem Terminal dastand, kam Brody näher. »He. Alles klar?«
Griffin knurrte etwas
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