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Flug ins Feuer

Flug ins Feuer

Titel: Flug ins Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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vergangene Jahr über den Verlust seiner Freunde getrauert, Männer, die wie Brüder für ihn waren, Männer, die Feuer bekämpft hatten mit ihm, Männer, die geschwitzt und geweint und gelacht hatten mit ihm. Er war so lange unglücklich und überwältigt von dem Gefühl des Verlustes gewesen. Die Erinnerung an sie war fest verankert in seinen Gedanken, aber plötzlich war da Raum für etwas anderes.
    Das Verlangen nach dieser starken, erstaunlichen, schönen Frau.
    »Es tut mir Leid«, flüsterte sie. »Es tut mir so Leid.«
    »Brody hätte es dir nicht sagen sollen.«
    »Ich glaube nicht, dass er mir alles gesagt hat.«
    »Nein.«
    Sie sah ihn an, wartete ganz offensichtlich, und er schüttelte den Kopf. »Ich rede nicht darüber, Lyndie.«
    »Nie?«
    »Nie. Ich wünschte, du wüsstest es nicht.«
    »Ich bin froh, dass ich es weiß. Es hilft …« Sie biss sich auf die Unterlippe, blickte beiseite, dann sah sie ihn wieder an. »Diese erste Nacht da unten am Bach. Erinnerst du dich?«

    »Als ich zu deiner Belustigung ein Bad im Bach genommen habe? Ich erinnere mich«, sagte er trocken.
    »Ich … habe dich begehrt. Ich wollte unbedingt schnellen, heftigen Sex mit dir, und dann solltest du wieder aus meinem Leben verschwinden. So … so ist es mir am liebsten.«
    Er stieß bei ihrem Eingeständnis ein überraschtes Lachen aus. Ihre Ehrlichkeit verblüffte ihn immer wieder aufs Neue. Er liebte es an ihr. Vergleiche waren stets unzutreffend, er wusste das, aber den bisherigen Frauen in seinem Leben hatte er immer aus der Nase ziehen müssen, was sie fühlten oder dachten. Lyndie konnte nicht wissen, wie befreiend es war, das nicht tun zu müssen.
    »Aber du wolltest mich nicht auf diese Weise«, sagte Lyndie. »Wenn du jemanden willst, dann geht es dir um eine längerfristige Beziehung.«
    »Daran erinnere ich mich auch.« Seine Stimme klang jetzt irgendwie gepresst und heiser, was man nicht länger der frühen Morgenstunde zuschreiben konnte.
    »Du hast eine Familie, die dir nahe steht, du hast Freunde von frühester Jugend an.« Sie sah total verwirrt aus, dass so etwas möglich war. »Du bist einfach der Typ für längerfristige Beziehungen.«
    »Ja.«
    »Ich nicht.«
    Er seufzte. »Lyndie.«
    »Ich will nicht behaupten, dass es dadurch leichter zu ertragen ist«, fuhr sie fort. »Dass ich mich dir an den Hals geworfen habe und du zurückgeschreckt bist.« Sie lächelte ironisch. »Aber zumindest kann ich es jetzt verstehen. Ich kann dich verstehen. Es tut mir so Leid, was du alles durchgemacht hast, Griffin. Ich weiß, Menschen sagen so etwas,
ohne wirklich zu wissen, wovon sie reden, aber ich weiß es.«
    »Ich bezweifle, dass du nachempfinden kannst, wie es ist, wenn man zwölf Leben auf dem Gewissen hat.«
    »So solltest du dich auch nicht fühlen …«
    »Erzähl mir nicht, wie ich mich fühlen soll.« Sobald er das gesagt hatte, bedauerte er es und hob eine Hand, als sie etwas sagen wollte. »Nein, entschuldige. Hör zu, offenbar bin ich noch nicht fit für menschliche Gesellschaft.«
    Ein kleines »Miau« ertönte, und Lucifer versuchte, einen Satz aufs Bett zu machen. Er verpasste es um gut dreißig Zentimeter und hing schließlich seitlich an der Matratze, wo er sich mit seinen messerscharfen Krallen im Stoff festkrallte und sie hilflos ansah.
    Unfähig, sich anders zu verhalten, half Griffin dem Kätzchen aufs Bett.
    »Dieser verdammte Kater.« Lyndie strafte ihre Worte Lügen, indem sie Lucifer unterm Kinn kraulte. »Ich habe dir gesagt, dass ich meine Eltern verloren habe, als ich vier war«, sagte sie ruhig. »Und später, als ich älter war, habe ich auch noch meinen Großvater verloren. Er war alles, was ich noch hatte.« Ihr Blick verschleierte sich, als sie ihn ansah. »Ich weiß, was Verluste sind. Ich kenne es zwar nicht im selben Umfang wie du …«
    »Verlust ist Verlust«, sagte er schroff, und es schnürte ihm die Kehle zu. »Und ich hätte nichts anderes unterstellen sollen. Lyndie, ich komme mir wie ein Widerling vor, dass du so nett und verständnisvoll bist.«
    »Na gut, Widerling, es wird Zeit aufzustehen.« Sie hielt ihm die Hand hin.
    Er starrte sie an. Hier war eine der stärksten Frauen, die er je kennen gelernt hatte, eine Frau ohne Bedürfnisse oder
Wünsche oder Nachsichtigkeit oder Mitgefühl für die eigene Person, und sie versuchte, ihm gegenüber nachsichtig zu sein.
    »Und in einem hast du Recht«, flüsterte sie. »Verlust ist Verlust. Es tut mir Leid, dass du hier bist und

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