Flug ins Feuer
ihn mit diesen ausdrucksvollen Augen, die ihn durch und durch erhitzten. »Nicht direkt.«
»Was denn?«
»Ich möchte mit dir zusammen sein, Brody.« Sie umfasste sein Kinn mit ihren beiden kleinen, durch Arbeit abgehärteten Händen, und ihr offener, ehrlicher Blick forderte ihn auf, ebenso ehrlich und offen zu sein.
Aber auf dem Gebiet war er nicht sonderlich gut.
Genau genommen war das gewöhnlich der Moment, wo er ganz schnell das Weite suchte, aber seltsamerweise zuckten seine Füße nicht einmal. Und mulmig wurde ihm auch nicht.
Sein Herz raste allerdings, und das hatte nichts mit Panik oder einem Fluchtbedürfnis zu tun.
»Ich meine damit keine feste Bindung«, sagte sie.
»Meinst du eine lose Bindung?« Er lächelte gequält. »Weil du mich jederzeit festbinden kannst, Schätzchen.«
»Du machst dich darüber lustig, aber ich meine es ernst.«
Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über der Brust. Ihr Schmollmund erweckte in ihm das verrückte Bedürfnis, an ihrer Unterlippe zu knabbern. »Machst du dich darüber lustig, weil du vor mir Angst hast?«, fragte sie. »Oder weil du vor dir Angst hast?«
Sie war viel zu weise für ihr Alter. Und sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Okay, verdammt. Hier war seine Aufrichtigkeit gefragt, obgleich er in der Beziehung etwas eingerostet war. »Was ich für dich fühle, Nina, macht mir irrsinnige Angst.« Ebenfalls völlig unüblich für ihn, zog er sie zärtlich an sich, etwas, wonach ihm früher nie der Sinn gestanden hatte. »Ich bin nicht gerade bekannt dafür, solche Unterhaltungen in nüchternem Zustand zu führen.«
»Ich will nichts weiter als dich wiedersehen. Ich mag dich, Brody, und ich habe Lust auf dich. Ich hatte zwar schon auf viele Männer Lust, aber nicht viele Männer habe ich gemocht.«
Wieder traf ihn ihre Ehrlichkeit bis ins Mark. »Ich bin nicht der Typ Mann, den du mit nach Hause nimmst und deinen Eltern vorstellst.«
»Ich weiß.«
»Ich bin auch nicht gerade der Typ, der etwas wiederholt.«
Sie lächelte traurig. »Das weiß ich auch. Das ist okay …«
»Aber ich würde alles tun, um dich wiederzusehen.« Er lachte unsicher. »Und wenn irgendjemand meiner Bekannten mich jetzt hören könnte, wäre er total schockiert.«
»Ist das wahr?« Sie sah ihn atemlos und mit so viel Erwartung an, dass ihn ihr Anblick beinahe schmerzte.
»Das ist die Wahrheit. Aber, meine Süße, ich verlasse dich. Noch heute Morgen. Jeden Augenblick. Ich komme zurück, wenn ich kann, aber...«
»Aber in den Staaten wäre es einfacher.«
»Nun ja, natürlich wäre es das – uff«, sagte er, als sie ihm die Arme um den Hals warf. Er fiel rücklings auf die feuchte Uferböschung.
»Ich werde dich wiedersehen.« Sie lag jetzt auf ihm und grinste ihn an, während ihr Haar wie ein Vorhang um ihn fiel, sie gegen den Rest der Welt abschirmte. »Ich werde dich bald wiedersehen.«
Während die Feuchtigkeit in sein Hemd drang, starrte er sie an, dann zog er sie zu sich herunter. »Herrgott, ich hoffe es sehr …«
Seine Worte wurden durch Ninas hungrigen, talentierten Mund erstickt, bis er die Feuchtigkeit vergaß, bis er geradezu schielte vor Lust und sein Körper sich schmerzhaft nach mehr sehnte. Dann, viel zu bald, erhob sie sich und klopfte sich gelassen den Schmutz aus dem Kleid.
»Nina …«
»Es wird Zeit, Abschied zu nehmen«, sagte sie und hielt ihm die Hand hin.
Richtig. Das wurde es. Er hatte in seinem Leben nie etwas gegen Abschiednehmen gehabt, aber jetzt glaubte er, Bleigewichte an den Füßen zu haben, als er sich von ihr in Richtung Gasthaus schieben ließ, wo Griffin und Lyndie sich mit Rosa vor der Eingangstür unterhielten. Tom saß bereits im Jeep und wartete darauf, sie zum Flugzeug zu fahren.
Brody sah, wie Rosa zuerst Griffin und dann Lyndie umarmte. Es schien ihm, dass Griffin sehr viel besser aussah als in der Woche zuvor, als er ihn nach einem Jahr zum ersten Mal wiedergesehen hatte. Da war sein Bruder noch abgemagert, verhärmt und nervös gewesen. Er hatte etwas zugenommen und viel von seiner dumpfen Verzweiflung verloren.
Lyndie wandte sich von Rosa ab und prallte beinahe direkt mit Griffin zusammen, der sie am Arm festhielt und ihr leise etwas ins Ohr flüsterte.
Als Antwort darauf hob sie den Kopf und lächelte ihm in die Augen, und ob sie es wusste oder nicht – und Brody nahm an, dass sie es nicht tat -, lag doch ihr ganzes Herz darin.
Als Griffin zurücklächelte und sie immer noch festhielt,
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