Flug ins Feuer
lagen auch all seine Gefühle in diesem Lächeln.
Brody glaubte nicht, Griffin an diesem Wochenende schon einmal lächeln gesehen zu haben, und ganz sicher nicht das Wochenende davor.
Zum ersten Mal seit er ihn erpresst hatte, hierherzukommen, konnte Brody erkennen, dass er das Richtige getan hatte, und ihm wurde ganz schwach vor Erleichterung und auch Hoffnung.
Griffin hielt Lyndie immer noch fest. Die beiden gingen jetzt eindeutig anders miteinander um, deutlich … zärtlicher.
Offensichtlich war er nicht der Einzige, der Glück gehabt hatte. Wenn das der Fall war, dann konnte Griffin jetzt allein klarkommen. Brodys Job war getan.
Er konnte jetzt abreisen, ohne auch nur einmal zurückzublicken.
Wenn nicht das Ziehen in seinem Herzen gewesen wäre und die Frau neben ihm, die es verursachte.
23
»Was willst du tun, wenn du wieder in San Diego bist?«
Bei Lyndies Frage schreckte Griffin hoch. Sie flogen seit fünfundvierzig Minuten Richtung Nordwesten, und die meiste Zeit hatten sie in einvernehmlichen Schweigen verbracht. Ab und zu sah sie ihn an, forschend irgendwie, aber wonach, das wusste er nicht. Aber dann lächelte sie immer – Balsam auf Wunden, deren Existenz ihm nicht einmal bewusst gewesen war. »Ich weiß nicht, was ich mache, wenn ich wieder zurück bin«, antwortete er.
»Fährst du nach Hause?«
Nach Süd-Carolina, meinte sie, zu seinen Eltern. Zu den Freunden, die er Brodys Meinung nach immer noch hatte. Er warf einen Blick auf Brody, der völlig geistesabwesend hinter ihnen im Sitz hing und nichts um sich herum registrierte. Griffin konnte es immer noch nicht fassen, dass sein Faulpelz von Bruder es geschafft hatte, ihn zu einem Feuer zu schleppen. Der Brody, den er kannte, ging Anstrengungen jeglicher Art lieber aus dem Weg.
Und dennoch hatte er sich an diesem Wochenende in Mexiko wie jeder andere den Arsch aufgerissen. Er hatte sich im vergangenen Jahr offenbar stark geändert.
Und Griffin auch. »Ich weiß es noch nicht«, gestand er.
Lyndie nickte, als ob dies eine völlig akzeptable Antwort gewesen wäre, was es genau genommen nicht war. Wenn sie noch Familie hätte, vermutete er, würde sie diese bestimmt nicht wegen der Gefühle meiden, die sie in ihr auslöste.
»Ich würde sie gern sehen«, gab er zum ersten Mal offen zu und atmete tief durch. Er würde sie wirklich gern sehen.
»Ich wette, sie würden dich auch gern sehen.«
»Aber was den dauerhaften Wohnsitz betrifft…«, er zuckte die Achseln, »mir gefällt San Diego wirklich gut.«
»Es ist eine tolle Stadt, und, komischerweise, es gibt hier auch eine Feuerwehr.«
Er wandte ihr den Kopf zu, und sie lächelte. »Du bist zu gut in deinem Job, um einfach davor wegzulaufen, Griffin.«
»Tatsächlich … bin ich damit durch. Ich laufe nicht mehr weg. Das gilt für jeden Aspekt meines Lebens.«
Erschreckt starrte sie ihn kurz an, bevor sie wieder nach vorn blickte.
Ja, damit bist du gemeint , dachte er ein wenig grimmig. Was soll’s. Wenn er wieder bereit war, sich dieser Sache mit den Gefühlen zu stellen, dann konnte er genauso gut gleich damit beginnen. Was diese Frau einschloss und die Gefühle, die er für sie hegte, die weitaus, weitaus komplizierter waren als je beabsichtigt. »Und sobald wir zurück sind, Lyndie …«
»Nein.« Sie schluckte. »Keine Versprechungen, okay?«
»Du weißt ja nicht einmal, was ich sagen wollte.«
»Und ich will es auch gar nicht wissen.«
Brody gähnte herzhaft und ausgiebig und richtete sich auf. »Das war ein nettes Nickerchen. Habe ich was verpasst?«
»Die Pizza und das Bier«, sagte Lyndie.
»Ah, Mann .«
Als Lyndie lachte, verdrehte Brody die Augen. »Oh, sicher, mach dich nur lustig über einen müden Mann, aber in meinen Träumen ist es durchaus möglich, hier oben ein Bier und’ne Pizza zu kriegen.« Er sah seinen Bruder an. Ihr habt mein Nickerchen doch nicht etwa schamlos ausgenutzt?«
»Was?«
»Na, vielleicht seid ihr beiden Sexsüchtigen inzwischen dem Mile High Club beigetreten oder etwas in der Art.«
Griffin lachte ungläubig. »Immer wenn ich gerade denke, dass du erwachsen geworden bist...«
Brody grinste. »Ja, ich weiß. Also... seid ihr?«
Griffin warf eine Zeitschrift nach ihm. »Schlaf weiter.«
Das tat er zwar nicht, er verhielt sich aber ruhig und sah aus dem Fenster, wodurch Griffin noch für einige Stunden beinahe ungestört mit Lyndie war. Sie waren beide ruhig und nachdenklich, redeten nicht viel miteinander.
Das mussten sie auch
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