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Flug ins Gestern

Flug ins Gestern

Titel: Flug ins Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Bertram Chandler
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»Können wir nicht auf der Erde bleiben? In der südlichen Hemisphäre sollten wir sicher vor Dalzell sein, zumal er annimmt, daß wir abgeschossen wurden …«
    »Aber Hendriks weiß, daß es nicht so ist«, gab Grimes zu bedenken. »Er hat uns eine Chance gegeben, aber nur diese eine. Auf der Erde kann er uns ebensowenig gebrauchen wie Dalzell. Habe ich recht, Ken?«
    »Vollkommen, John. Ich sage Ihnen, was er dachte: Das ist das letzte, was ich von diesem eingebildeten alten Bastard gesehen habe! Hoffentlich verschwindet er auf Nimmerwiedersehen. Sollte er es sich anders überlegen und glauben, unter den Ureinwohnern Australiens warten zu können, bis er uns wieder in die Quere kommen kann, wird’s ihm verdammt schlecht bekommen …«
    »Das scheidet also aus«, sagte Grimes. »Auf dem Mars haben wir immerhin die Chance, Hilfe zu bekommen.«
    »Sie sind der größte Optimist, den ich kenne, Skipper«, sagte Williams. »Aber gut – versuchen wir unser Glück.«
     

 
23.
     
    Ein Rettungsboot ist dazu konstruiert worden, um Leben zu retten und zu erhalten. Komfort spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Trotzdem ging es Grimes und seinen sieben Gefährten nicht gerade schlecht. Das Boot hatte ein Fassungsvermögen von fünfzig Personen. Da sich nur acht Menschen an Bord befanden, hatten sie genügend Raum, um sich nicht gegenseitig zu behindern. Es gab sogar eine gewisse Privatsphäre für jeden der acht. Insgesamt verfügte das kleine Raumfahrzeug über sechs Toiletten – zwei im Bug, zwei im Heck und zwei mittschiffs. Jede von ihnen war Teil des Versorgungssystems. So gesehen, konnten sich die Passagiere fast wie auf der Faraway Quest fühlen. Es gab viele Möglichkeiten zu improvisieren. Mit großen Plastikfolien wurde ein Teil des Raumes in separate Schlafquartiere unterteilt. Grimes würde bei diesem Anblick an ein Zigeunerzeltlager erinnert, aber niemand nahm seinen Spott ernst. Es gab genügend Wasser für alle Verwendungszwecke. Es würde immer wieder umgewälzt werden, viele hundert Male, so daß keine Wasserknappheit zu befürchten war. Auch die Nahrungsreserven reichten für den Flug zum Mars – in der Hauptsache dehydrierte Konzentrate. Sie boten ein Maximum an Nährwerten, aber keinen Speisegenuß.
    Die Batterien des Bootes hatten ausgereicht, um es aus der Erdatmosphäre und in einen Orbit zu befördern. Nun ging es darum, den Fusionsreaktor zum Laufen zu bringen, der die Hauptenergiequelle des Rettungsboots bildete. Es war eine Arbeit, die viel Aufmerksamkeit, Zeit und Geduld erforderte. Die Kontrollen des Reaktors waren so eingerichtet, daß jeder, der Lesen und Instruktionen befolgen konnte, in der Lage war, die Reaktion in Gang zu bringen. In einem Notfall war nicht gewährleistet, daß sich unter den Menschen, die ein Raumschiff mit Rettungsbooten verließen, ein fähiger Maschinist befand.
    So auch jetzt.
    Natürlich verfügte das Boot über einen leistungsfähigen Inertial-Antrieb, aber es war nicht fähig, mit Überlicht zu fliegen. Neben dem NST-Sender befand sich ein Carlotti an Bord. Es war also denkbar, daß im Fall einer Havarie in Weltraumtiefen mit Hilfe des Carlottis überlichtschnelle Schiffe herbeigerufen werden konnten, um das Rettungsboot aufzunehmen.
    Aber solche Sorgen hatte Grimes im Augenblick nicht. Was ihnen bevorstand, war eine Reise innerhalb eines Sonnensystems, von einem Planeten zum anderen – nächstgelegenen. Der Flug zum Mars, schätzte Carnaby, würde nicht mehr als fünfzig Tage in Anspruch nehmen.
    Er erzählte dies, als sie gerade beim Essen waren – das erste Mahl nach dem Verlassen der Quest.
    »Fünfzig Tage!« fuhr Sonja auf. »In dieser Sardinenbüchse!«
    »Beschwere dich nicht«, sagte Grimes. Dann sprach er von den viel längeren und beschwerlicheren Reisen, die die alten Seefahrer der Erde auf sich hatten nehmen müssen. »Und immerhin«, sagte er abschließend, »besteht bei uns nicht die Gefahr, daß wir zu Kannibalen werden.«
    »Wirklich nicht?« fragte Sonja. Sie sah mit Abscheu auf die blaßgraue Masse auf ihrer Gabel. »Wenn wir ein paar Wochen lang dieses … Zeug gegessen haben, bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
    »Kopf hoch, Sonja«, versuchte Williams sie aufzumuntern. »Die ersten fünfzig Jahre sind bekanntlich die schlimmsten.«
    »Ich sagte ›Tage‹, nicht ›Jahre‹, Commander«, korrigierte Carnaby.
    »Fünfzig Tage …«, brummte Grimes nachdenklich. »Immerhin genug Zeit, um uns zu überlegen, wie wir vorgehen wollen.

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